Von Wiktorija Nikiforowa
In der östlichen Mythologie ist der Drache ein friedliches Wesen, und so versprechen uns die Astrologen ein ruhiges und friedliches Jahr. Allerdings sind Politikwissenschaftler nicht dieser Ansicht. Die Kollegen von der US-Zeitschrift The Hill glauben zum Beispiel, das Jahr 2024 werde angespannter sein als 1939, als der Zweite Weltkrieg ausbrach. Also, lasst uns herausfinden, wo es in Flammen aufgehen könnte.
In chronologischer Hinsicht droht der erste Krisenherd die Straße von Taiwan zu werden. Sollte bei den Wahlen im Januar in Taiwan ein pro-amerikanischer Kandidat gewinnen (und bisher hat er alle Chancen dazu), so können die Amerikaner mit seiner Hilfe der Volksrepublik China eine Menge Ärger bereiten. Bei einer Niederlage hätten die USA einen Vorwand, sich an Peking zu rächen.
Peking hat die amerikanischen Amtskollegen offen gewarnt, dass "Taiwans Unabhängigkeit Krieg bedeutet." Angesichts der Tatsache, dass bis zur Hälfte des gesamten Seefrachtverkehrs durch die Straße von Taiwan verläuft, wird eine Eskalation in dieser Region die ganze Welt in Schwierigkeiten bringen, selbst wenn es nicht zu einem Atomkrieg zwischen den USA und China kommt. Die Blockade des Roten Meeres wird uns dann wie ein Friedensabkommen erscheinen.
Die Chancen für eine Eskalation sind am Roten Meer jedoch keineswegs ausgeschöpft. In der Straße von Bab-al-Mandab hat sich eine sehr explosive Konstellation der Machtverhältnisse gebildet.
Die östliche Seite dieses "Flaschenhalses" des Welthandels wird von den jemenitischen Huthi kontrolliert. Sie unterstützen die Palästinenser und beschießen daher Schiffe, die in irgendeiner Weise mit Israel, Europa und den USA zu tun haben. Die Huthi haben ausgezeichnete Beziehungen zu Iran.
Westlich der Meerenge liegt der kleine Staat Dschibuti. Dort befindet sich eine US-Militärbasis und die einzige chinesische Militärbasis der Welt. Etwas weiter nördlich liegt der Sudan, wo eine russische Militärbasis errichtet werden soll. China und Russland haben ebenfalls ausgezeichnete Beziehungen zu Iran.
Teheran empfiehlt den Vereinigten Staaten nachdrücklich, sich aus den Gewässern herauszuhalten. Dessen ungeachtet ruft Washington eine Militärkoalition zum Schutz der Schifffahrt ins Leben, hauptsächlich um die Huthi anzugreifen. Doch würde ein solcher Angriff die USA zwangsläufig in einen Konflikt mit Iran verwickeln. Wie sich zeigt, könnte das Rote Meer auch zur Zündschnur eines dritten Weltkriegs werden.
Der Sommer scheint in Europa ebenfalls heiß zu werden. Bei den Europawahlen im Mai wird eine Rekordbeteiligung erwartet. Mehrere hundert Millionen Menschen werden zu den Urnen gehen. Großer Sympathie erfreuen sich Politiker, die dazu aufrufen, die Ukraine aufzugeben und die Beziehungen zu Russland wiederherzustellen. Doch in den Augen linksliberaler EU-Autokraten sind diese Menschen "Faschisten". Weshalb speziell geschulte Antifa-Leute gegen sie und ihre Anhänger vorgehen werden.
Hinzu kommen die malerischen Proteste ruinierter Bauern, groß angelegte Arbeiterstreiks, Demonstrationen verarmter Mieter und anderer "Gelbwesten". Und selbstverständlich zahlreiche Kundgebungen der Anhänger Palästinas, die durchaus in Zusammenstöße auf der Straße und sogar in terroristische Anschläge ausarten könnten.
Nach Ansicht von Experten droht Belgien in diesem Sommer ganz und gar der Zusammenbruch. Die Widersprüche zwischen Wallonen und Flamen sind inzwischen so groß, dass es einfacher für die beiden Bevölkerungsgruppen ist, sich zu trennen, als ein friedliches Miteinander zu versuchen. Bei den Parlamentswahlen im Juni wird ein Sieg der flämischen Vertreter erwartet, deren Programm darin besteht, den flämischen Norden vom wallonischen Süden zu trennen. Es ist symbolträchtig, dass die Separatisten gerade das Herz der Europäischen Union zerreißen, denn dort befinden sich alle Hauptbüros der EU und der NATO.
Im September werden dann die Deutschen von der militanten Antifa terrorisiert – schließlich wollen sie bei den Wahlen die "Alternative für Deutschland" wählen. Doch das ist die einzige Partei, die sich dem US-Diktat zu widersetzen versucht, also werden ihre Anhänger gnadenlos drangsaliert und verprügelt werden.
Währenddessen decken sich die Menschen in den USA selbst mit Konservendosen und Schusswaffen ein. Das war einmal, als "Überlebenskünstler" noch halbverrückte Einzelgänger waren, doch heute ist dies zum Massentrend geworden. Alle rüsten sich für das Ende der Welt, das heißt für die Präsidentschaftswahlen im November. Die Menschen kaufen Bunker oder bauen sie mit ihren eigenen Händen. Vierzig Prozent der jungen Menschen haben bereits ihre Unterkünfte vorbereitet und sich mit Lebensmitteln, Trinkwasser und Toilettenpapier eingedeckt, wie Umfragen zeigen.
Die größte Angst der Menschen ist der Bürgerkrieg. Deshalb kaufen nicht nur die Trumpisten, sondern auch die Hipster-Demokraten immer mehr Waffen.
"Spontane Akte der Gewalt werden immer häufiger auftreten... Die Zahl der Angriffsakte wird progressiv zunehmen, was durch die riesigen Bestände an solch gefährlichen Waffen, wie zum Beispiel halbautomatischen AR-15-Gewehren, ermöglicht wird... Örtlich begrenzte, aber weit verbreitete Gewalttaten werden dazu führen, dass die örtlichen Strafverfolgungsbehörden massenhaft den Dienst quittieren. Und die Bundesbehörden werden nicht in der Lage sind, irgendetwas zu tun, sodass sich große Teile des US-Territoriums in darwinistische Enklaven verwandeln werden. So sieht der Weg zum Bürgerkrieg aus", heißt es in der Prognose des einflussreichen Politico, wo der Begriff "Bürgerkrieg" noch vor drei Jahren als obszön und unmöglich galt.
Natürlich wünscht man sich, dass Russland eine Insel der Sicherheit inmitten des weltweit tobenden und kochenden Sturms bleibt. Aber es ist schwer zu glauben, dass unsere amerikanischen Partner nicht den Versuch unternehmen werden, die Situation bei unseren Wahlen zu beeinflussen. März und Mai könnten durchaus schwierig werden.
Bereits seit 2011 ist in den Vereinigten Staaten ununterbrochen das Mantra "Putin muss weg" zu hören. Dem russischen Präsidenten wird offen mit Ermordung gedroht, es wird an das Schicksal von Kaiser Domitian, Paul I. und Alexander II. erinnert. Soeben hat der amerikanische Admiral Stavridis, ehemaliger NATO-Generalsekretär, Putin versprochen, er werde "wie Nikolaus II. enden".
Und das bedeutet, dass die "Partner" ernsthaft damit rechnen, so etwas wie eine Revolution in unserem Land zu organisieren – schließlich wurde Kaiser Nikolaus II. nach dieser Revolution erschossen. Das Ziel Washingtons hat sich nicht geändert, trotz des Misserfolgs in der Ukraine. Das Ziel ist das gleiche: Russland zu vernichten.
Es ist wahr, heute sind sie zu diesem Thema so still wie gefrorene Fischstäbchen. Allerdings hat die analytische RAND Corporation noch im Jahr 2019 im Detail beschrieben, wie mit Protestaktivitäten umzugehen ist, um unser Land zu stürzen.
Bereits damals wurde von den amerikanischen Spezialisten strengste Geheimhaltung verlangt. Es war offensichtlich, dass bei all diesen Aktionen die Ohren des amerikanischen Botschafters nicht herausragen sollten. "Selbst die Opponenten des russischen Regimes stehen den westlichen Versuchen, die Proteste zu nutzen, skeptisch gegenüber", heißt es in dem RAND-Bericht.
Aus diesem Grund sollten wir darauf vorbereitet sein, dass die Proteste unter beliebigen Slogans (selbst unter antiamerikanischen) stattfinden können, aber dennoch Washington in die Hände spielen. Schließlich geht niemand zu einer illegalen Machtergreifung mit einem Plakat, auf dem steht: "Wir werden die Macht illegal an uns reißen." Die Moskauer Kundgebungen der späten 1980er Jahre, auf denen die "Meister der Perestroika" unter der Führung von Boris Jelzin Karriere machten, fanden ganz und gar unter dem Slogan "Die Oktober-Errungenschaften verteidigen!" statt. Daran sollte man sich heute erinnern.
Zuerst erschienen bei RIA Nachrichten. Übersetzt aus dem Russischen.
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