Von Caitlin Johnstone
In einem Artikel mit dem Titel "Das Gesundheitssystem von Gaza liegt am Boden, während Israel in Khan Yunis vordringt" berichtete die Washington Post, dass die massenhafte Vertreibung von fast zwei Millionen Palästinensern innerhalb von Gaza zu Ansammlungen von Flüchtlingen und zu unhygienischen Lebensbedingungen geführt habe, sodass sich rasch akute Seuchen ausbreiten können.
Unterdessen gaben das Gesundheitsministerium von Gaza und andere Mitarbeiter aus dem medizinischen Sektor an, dass sie akute Fälle von Hepatitis, Krätze, Masern und Infektionen der oberen Atemwege registriert hätten, hauptsächlich bei Kindern, so der Bericht der Washington Post. Imad al-Hams, ein Arzt in einem von Kuwait finanzierten Krankenhaus in Rafah, berichtete, dass sich Infektionskrankheiten rasend schnell ausbreiteten, während sich immer mehr Menschen in die Enge des Gebietsstreifens drängten, um den vorrückenden israelischen Streitkräften zu entkommen.
In einem Interview mit CNN beschrieb die Koordinatorin für Notfälle von "Ärzte ohne Grenzen", Marie-Aure Perreaut, die Bedingungen in Gaza als "apokalyptisch" und warnte, dass die Lebensbedingungen im Al-Aqsa-Krankenhaus, wo sie selbst arbeite, kaum noch als human bezeichnet werden könnten. Das Gesundheitssystem sei völlig zusammengebrochen. Das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen berichtete zudem, dass die Hälfte der Bevölkerung in Gaza aufgrund des israelischen Belagerungskrieges und des Zusammenbruchs der zivilen Infrastruktur jetzt mit Hunger konfrontiert sei. Im nördlichen Gazastreifen seien neun von zehn Bewohnern davon betroffen. All dies steht im Einklang mit der israelischen Politik massiver Zwangsevakuierungen, Angriffe auf Gesundheitseinrichtungen und der vollständigen Belagerung des Gazastreifens.
Ein Arzt namens Hafez Abukhoussa schrieb in einem Artikel für das Time Magazine unter dem Titel "Was ich bei der Behandlung von Patienten in den verbleibenden Krankenhäusern in Gaza gesehen habe" Folgendes:
"Das Gesundheitssystem im Gazastreifen ist infolge der anhaltenden Bombardierung durch Israel fast vollständig zusammengebrochen. Krankenhäuser und Krankenwagen wurden wiederholt angegriffen. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums von Gaza wurden bisher mehr als 250 medizinische Mitarbeiter getötet, darunter zwei meiner Kollegen von Ärzte ohne Grenzen, die bei der Ausübung ihrer Arbeit im Al-Awda-Krankenhaus im Norden des Gazastreifens ums Leben kamen. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation sind von den 36 Krankenhäusern im Gazastreifen nur noch elf in irgendeiner Form funktionsfähig. Krankenhäuser im Norden, wie zum Beispiel das Al-Shifa-Krankenhaus funktionieren kaum noch, da grundlegende Medikamente und Treibstoff für die Generatoren zur Neige gehen.
Meine Kollegen mussten Amputationen im Licht von Taschenlampe und ohne Betäubung durchführen. Als israelische Soldaten vor ein paar Wochen das Al-Shifa überfielen – ein Schritt, den der Chef der WHO als 'völlig inakzeptabel' bezeichnete –, waren Ärzte und Personal gezwungen, Patienten zurückzulassen, die zu krank oder zu schwer verletzt waren, um evakuiert zu werden. Einige derjenigen, die sich weigerten, das Krankenhaus zu verlassen, darunter der Direktor des Krankenhauses, wurden zusammen mit Dutzenden anderen festgenommen. Im Al-Nasr-Kinderkrankenhaus befahlen Soldaten dem Personal, die Patienten zu verlassen, darunter vier Frühgeborene, die Sauerstoff benötigten und später tot aufgefunden wurden."
Dies alles steht auch perfekt im Einklang mit der Agenda der Regierung von Benjamin Netanjahu, die palästinensische Bevölkerung im Gazastreifen "auf ein Minimum zu reduzieren", samt all den anderen Forderungen nach ethnischen Säuberungen, die immer wieder von israelischen Staatsbeamten und Vordenkern geäußert werden. Das alles stimmt auch perfekt mit den Vorschlägen überein, die vergangenen Monat von einem einflussreichen israelischen nationalen Sicherheitsberater namens Giora Eiland, einem pensionierten Generalmajor der Israelischen Verteidigungsstreitkräfte, gemacht wurden.
"Die internationale Gemeinschaft warnt uns vor einer humanitären Katastrophe in Gaza und vor schweren Epidemien", schrieb Eiland. "Wir dürfen davor nicht zurückschrecken, so schwierig das auch sein mag. Schließlich werden schwere Epidemien im Süden des Gazastreifens uns dem Sieg näher bringen und die Verluste unter den israelischen Soldaten minimieren." Eiland lehnte die Vorstellung, dass es in Gaza unschuldige Menschen gibt, grundlegend ab. Eine Haltung, die immer stärker zum Ausdruck kommt, während Israel einem sehr, sehr dunklen Kapitel in der Geschichte der menschlichen Zivilisation zusehends näher rückt.
"Es sind nicht nur die bewaffneten Kämpfer der Hamas, sondern auch alle 'zivilen' Funktionäre, darunter Krankenhaus- und Schulverwalter, und auch die gesamte Bevölkerung von Gaza, die am 7. Oktober die Hamas enthusiastisch unterstützt und ihre Gräueltaten bejubelt haben", schrieb Eiland und fügte hinzu: "Wer sind die 'armen' Frauen von Gaza? Sie alle sind Mütter, Schwestern oder Ehefrauen von Mördern der Hamas."
"Hinter jedem Terroristen stehen dutzende Männer und Frauen, ohne die er keinen Terrorismus betreiben könnte", schrieb Eiland. "Dazu gehören nun auch die Mütter der Märtyrer, die sie mit Blumen und Küssen in die Hölle schicken. Sie sollten ihren Söhnen folgen, nichts wäre gerechter. Sie sollten verschwinden, ebenso wie die Häuser, in denen sie diese Schlangen aufgezogen haben. Sonst werden dort noch mehr kleine Schlangen aufgezogen."
Wenn Menschen über Völkermord in Gaza sprechen, meinen sie nicht nur die Tausende von Zivilisten, die bei israelischen Luftangriffen getötet wurden. Die Politik, die Israel bewusst eingeführt hat, hat das Potenzial, in den kommenden Monaten noch viel, viel mehr Menschen zu töten. Und wenn Netanjahu und seine Handlanger ihren Willen durchsetzen, wird genau das passieren.
Aus dem Englischen.
Caitlin Johnstone ist eine unabhängige Journalistin aus Melbourne, Australien. Ihre Webseite findet sich hier, und man kann ihr auf X unter @caitoz folgen.
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