Von Caitlin Johnstone
Die Apologeten Israels entwickeln sich immer mehr zu Psychopathen. In den vergangenen Tagen habe ich zwei Artikel gelesen, in denen die Vorstellung zurückgewiesen wurde, dass es in Gaza auch unschuldige Menschen gibt. Einer der Artikel erschien in der Times of Israel mit dem Titel "Unschuldige in Gaza? Seien Sie nicht naiv". Der zweite Artikel erschien in der Publikation Town Hall und trug den Titel "Es gibt keine unschuldigen Palästinenser".
Genauso verstörend wie der endlose Strom an Bildern getöteter Babys und Kleinkinder, die durch israelische Bombardierungen in Fetzen gerissen wurden, ist, dass ich lesen muss, wie viele meiner Mitmenschen diese Kriegsverbrechen und Schrecken in einer soziopathischen Art und Weise verteidigen. Eine der verrücktesten Antworten, die ich von den Apologeten Israels ständig bekomme, ist: "Sagen Sie der Hamas einfach, sie soll kapitulieren, und dieser ganze Krieg endet." Als wäre das so einfach. Als würde die Hamas an meinen Lippen hängen und zum Schluss kommen: "Moment mal, Leute, ein weiterer Westler hat gerade gefordert, wir sollten kapitulieren! Lasst uns aufhören, Jungs."
Selbst wenn man die idiotische Vorstellung akzeptiert, dass die Schuld für alles, was seit dem 7. Oktober und vor dem 7. Oktober zu 100 Prozent bei der Hamas liegt und zu null Prozent bei Israel – und selbst wenn man das Völkerrecht ignoriert: Die Palästinenser haben jedes Recht, sich gegen feindliche Besatzer zu verteidigen, während Israel keinerlei Recht hat, einen Angriff gegen ein von seinem Militär besetztes Gebiet zu lancieren, um sich gegen die von Israel unterdrückten Menschen zu "verteidigen" –, so ergibt dieses Argument immer noch keinen Sinn. Im Gegensatz zu Israel reagiert die Hamas politisch nicht auf die Forderungen des Westens. Sie haben keinen Grund, auf irgendetwas zu hören, was im Westen gefordert wird.
Der politische Druck im Westen auf die Regierungen, diesen Albtraum enden zu lassen, hat durchaus Wirkung gezeigt. Wir sehen immer mehr Anzeichen dafür, dass sowohl Israel als auch seine westlichen Verbündeten angesichts des steigenden internationalen Drucks in der Öffentlichkeit zunehmend nervös werden. Zu behaupten, dasselbe gelte auch für die Hamas, die überhaupt kein Motiv hat, auf westliche Regierungen und ihre Wählerschaft Rücksicht zu nehmen, bedeutet lediglich, sich der Realität zu verschließen, um eine Agenda voranzutreiben.
Und die Apologeten Israels wissen das. Sie werfen einfach jede erdenkliche Ablenkung in den Diskurs, um die Opposition gegen die massenhaften Gräueltaten Israels vom Kurs abzubringen. "Sagen Sie der Hamas, sie sollen kapitulieren" bedeutet übersetzt: "Hören Sie auf, Israels Vorgehen zu kritisieren. Schauen Sie da drüben hin, nicht hierhin. Halten Sie den Mund. Schweigen Sie und gehen Sie weg."
Das Problem sind nicht die Worte und Sätze, mit denen Menschen weltweit gegen ein Massaker an Zivilisten protestieren, das einem Genozid nahekommt. Das Problem ist das Massaker an Zivilisten, das einem Genozid nahekommt. Wenn Kinder zu Tausenden in einem schrecklichen Massaker abgeschlachtet werden und jemand versucht, eine Debatte darüber zu führen, welche Worte und Sätze man nicht verwenden darf, wenn man sich diesem Massaker widersetzt, ist es das Richtige, dieser Person zu sagen, sie solle verdammt noch mal den Mund halten.
Die Manager des US-Imperiums tun immer so, als ob eine Aufforderung an Israel, diese massenhaften Gräueltaten zu beenden, sich gegen die Souveränität Israels richten und eine Einmischung der USA in die inneren Angelegenheiten Israels bedeuten würde. In Wirklichkeit müssen sich die USA nicht in israelische Angelegenheiten einmischen, um das Blutvergießen zu stoppen. Sie müssen lediglich aufhören, das Massaker zu unterstützen. Die Israelis geben unumwunden zu, dass dieser Krieg gegen Gaza ohne US-Waffen und weitere Unterstützung aus Washington unmöglich wäre. Die USA könnten jederzeit eingreifen, indem sie die israelischen Verbrechen gegen die Menschlichkeit einfach nicht mehr unterstützen – und Israel wäre gezwungen, damit aufzuhören.
Stattdessen kehrt man einfach die Realität um, indem Nichtinterventionismus als Interventionismus dargestellt wird und das Ende einer Intervention als Intervention, genauso wie man die Rollen von Opfer und Täter, Angreifer und Verteidiger umkehrt. Das ermöglicht es den Managern des US-Imperiums, bei diesen Gräueltaten die Hände in Unschuld zu waschen, indem sie so tun, als würde man bloß die Souveränität Israels respektieren, obwohl das US-Imperium in Wirklichkeit genauso für diese Gräueltaten mitverantwortlich ist wie Israel.
Es ist, als würde man jemanden festhalten, ihm ins Gesicht schlagen und den Umstehenden anschließend verkünden: "Es tut mir leid, ich kann nicht in die souveränen Angelegenheiten meiner Faust eingreifen." Die USA sollen nicht damit anfangen, in diesem Konflikt zu intervenieren – sondern damit aufhören.
Aus dem Englischen.
Caitlin Johnstone ist eine unabhängige Journalistin aus Melbourne, Australien. Ihre Webseite findet sich hier und man kann ihr auf X unter @caitoz folgen.
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