Von Pepe Escobar
Während eines Treffens mit den Helden des Donbass kündigte Präsident Wladimir Putin beiläufig an, dass er bei den Präsidentschaftswahlen im kommenden März erneut für das Präsidentenamt kandidieren werde. Angesichts seiner enormen Popularität – landesweit mindestens 80 Prozent – wird er mit Sicherheit bis 2030 an der Macht bleiben. Genügend Zeit also für zahlreiche Treffen mit seinem lieben Freund Xi Jinping. Denn die strategische Partnerschaft zwischen Russland und China, die den Weg zur Multipolarität ebnen soll, wird die Weltgemeinschaft in Zukunft ordentlich rocken.
Ich habe einige berauschende Tage im strahlend verschneiten Moskau erlebt. Aber lassen Sie uns zunächst einmal alle Indikatoren aufzählen, die selbst die fanatischen NATO-Medien widerwillig zugeben müssen. In einer teilweisen Kriegswirtschaft brummt es im Produktionssektor. Die Investitionen nehmen stetig zu – auch jene von zwielichtigen russischen Oligarchen, die ihre Gelder nicht mehr im Westen einlagern können.
Der Tourismus in Richtung Russland floriert, mit Legionen chinesischer Reisegruppen und Menschen aus allen Nachbarländern in West-, Zentral- und Südasien. Russland erlebt zudem einen Boom bei den Öl- und Gasexporten, nachdem die Abnehmer in der EU weiterhin russisches Gas über die Türkei beziehen oder – zur Freude von Neu-Delhi – umetikettiertes russisches Öl aus Indien aufkaufen, während der chinesische Yuan nach und nach den US-Dollar und den Euro ersetzt. In der Türkei oder in China hergestellte Produkte verdrängen auf dem russischen Markt, dank neuen Regeln bei der Importsubstitution, zunehmend jene Produkte, die in der EU produziert werden.
Im vergangenen Januar hatte der Internationale Währungsfonds (IWF) darauf gewettet, dass die russische Wirtschaft um 2,3 Prozent schrumpfen würde. Jetzt muss dieser Außenposten des Finanzministeriums der USA zugeben, dass das russische BIP um 2,2 Prozent gewachsen ist. Laut Wladimir Putin lag das tatsächliche Wachstum bei drei Prozent, basierend auf Zahlen von Madame Elwira Nabiullina, der Präsidentin der russischen Zentralbank, die von einem westlichen Massenblatt auch mal als "Querdenkerin" bezeichnet wurde.
Hinter den Kulissen
Ich hatte das Privileg, in Moskau an wichtigen Treffen zu zahlreichen Themen teilzunehmen. Angefangen bei den neuesten Entwicklungen an der Front zwischen der Ukraine und Weißrussland bis hin zu noch geheimen, hochkarätigen Studien über den idealen Mechanismus zur Umgehung des US-Dollars bei der Abwicklung des internationalen Zahlungsverkehrs.
Eine kleine Gruppe von uns, eingeladen vom International Russophile Movement (MIR), wurde zu einem ausführlichen Besuch des erstaunlichen Sretenski-Klosters eingeladen, das als unvergleichliches architektonisches Juwel bezeichnet wurde, in dem man "die spürbare Präsenz von Gott erleben kann."
Dann gab es das obligatorische Ritual, ein langes, träges Abendessen mit einer atemberaubenden Prinzessin in den Patriarchenteichen – dem "Prenzlauer Berg" von Moskau.
Es folgten Gespräche mit Vertretern der jungen, zukünftigen Generation, die eine neue bahnbrechende Denkfabrik in Sankt Petersburg plant; die faszinierende Russland-Ausstellung im WDNCh – der Ausstellung über die volkswirtschaftlichen Errungenschaften der Sowjetunion – komplett mit dem Besuch eines vierstöckigen unterirdischen Bunkers, der von Rosatom gebaut wurde und wo die Geschichte des russischen Atomprogramms präsentiert wird.
Dort findet man Nachbildungen des Überschallflugzeugs TU-144, des Atom-U-Boots K3 "Leninski Komsomol" und sogar die Nachbildung der "Zar-Bombe" – der mächtigsten Atombombe, die jemals gezündet wurde. Ganz zu schweigen davon, dass die Nachbildung der Rakete, die Gagarin in den Weltraum brachte, in einer Art beleuchtet war, als würde sie sich auf einer psychedelischen Reise befinden.
Auf dem Roten Platz herrschte Weihnachtsstimmung – inklusive eines Eisfeldes zum Schlittschuhlaufen sowie unzählige Weihnachtsbäume, die aus allen russischen Regionen stammen und im angrenzenden Warenhaus GUM ausgestellt sind. Willkommen zum wahren multipolaren Fest! Und im Zeitalter des Völkermords, das man auf jedem Smartphone verfolgen kann, findet dieses Fest, anders als zu Hemingways Zeiten vor einem Jahrhundert, nicht im düsteren und ängstlichen Paris statt.
Der vom International Russophile Movement koordinierte Dialog auf höchster diplomatischer Ebene folgte den Regeln, die auch in der Londoner Denkfabrik "Chatham-House" befolgt werden: Man darf über die – unbezahlbaren – Informationen sprechen, man darf sie offenlegen und diskutieren, aber Identitäten und Zugehörigkeiten werden nicht preisgegeben.
Das erlaubt es mir, einige entscheidende Punkte hervorzuheben.
Die hochrangige russische Diplomatie zeigte sich verblüfft, nachdem sie feststellen musste, dass Europa wesentlich dogmatischer ist, als viele bisher glaubten. Für die Wiederaufnahme des Dialogs mit dem Westen sei "eine neue Generation" nötig – aber diese scheint in absehbarer Zeit nicht in Sicht zu sein. Botschaften und Vertretungen sollten als Vermittler agieren. Doch das ist oft nicht der Fall – insbesondere, wenn es sich um die US-Botschaft in Moskau handelt. Moskau wird jedoch keinen diplomatischen Dialog einleiten, das Gefühl der Bedrohung ist in Russland sehr real. Diplomatische Kanäle haben diese Botschaft den USA hinter verschlossenen Türen übermittelt.
Zum Wunschdenken eines Anders Fogh Rasmussen, des ehemaligen NATO-Generalsekretärs, der damit prahlte, Sankt Petersburg vom Zugang zur Ostsee abzuschneiden, lautete die Einschätzung:
"Das könnte sehr schlimm enden."
Der Abgrund der Demütigung der NATO
Inmitten dessen, was zu Recht als "Souveränität –also organisierte Heuchelei" beschrieben wurde, gab es hier in Moskau Hinweise auf eine mögliche gemeinsame Initiative zwischen Russland, dem globalen Süden und einigen "Dissidenten" aus den USA und Europa, um den kollektiven Westen zur Akzeptanz der Multipolarität zu bewegen. Was jedoch derzeit vorherrscht, ist das, was als "dunkle Muster" definiert wurde – einschließlich einer noch immer unbeantworteten Frage, die von dem ehemaligen britischen Diplomaten Alastair Crooke gestellt wurde: Wie kommt es, dass der Westen dem Wokismus weiterhin so treu anhängt?
Man lernte viel über die Anpassungsfähigkeit Russlands an Sanktionen und die Stärkung des nationalen Charakters, der sich parallel zur Wirtschaft entwickelt. Die Präsidentin der russischen Zentralbank, Elwira Nabiullina, hatte also mit ihrer Feststellung recht: Es ist keine Überraschung, dass die Russen selbstbewusster sind als je zuvor.
Dennoch macht man sich in Russland keine Illusionen, wenn es um den vielschichtigen, vom US-Hegemon geführten hybriden Krieg geht, mit dem das Land bestraft werden soll – und zwar über viele Generationen hinweg –, um den Russen den ihnen zustehenden Platz zuzuweisen. Diese Denkweise des Westens wird sich nicht so bald ändern. Es braucht also ein geeintes Russland unter Putin und der orthodoxen Kirche, um etwas so ernsthaft Existenzielles zu bekämpfen.
Und dann war da noch die tiefere Dimension der militärischen Sonderoperation Russlands in der Ukraine. Was in den Steppen des Donbass vor sich geht, wird auch als spirituelle Herausforderung betrachtet. Folglich musste der Hegelsche Geist heraufbeschworen werden: die Menschen als Ganzes, das sich dem Sieg verschrieben hat – umso mehr, da jetzt der Hegemon völlig am Ausrasten ist und in den Abgrund einer galaktischen Demütigung der NATO starrt.
In Anbetracht all dessen ist es kein Wunder, dass bei jedem meiner langen Spaziergänge durch die Moskauer Nächte, mich immer eine Milchstraße von Gedanken begleitete. Zwischendurch machte ich Halt in einem meiner Lieblingslokale, ließ mir einen letzten gekühlten Wodka einschenken und stieß auf die galaktische Multipolarität an. Die ist zwar noch weit weg, aber doch zum Greifen nah.
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Dieser Text erschien in englischer Sprache bei "Strategic Culture Foundation".
Pepe Escobar ist ein unabhängiger geopolitischer Analyst und Autor. Sein neuestes Buch heißt "Raging Twenties" (Die wütenden Zwanziger). Man kann ihm auf Telegram und auf X folgen.