Von Marina Achmedowa
Irina Farion, bis 2014 Abgeordnete der rechtsradikalen "Swoboda"-Partei und auch sonst eine illustre Persönlichkeit des öffentlichen Lebens in der Ukraine, gab eine Erklärung ab, auf die eine Lawine der Kritik von Ukrainern und ukrainischen Militärangehörigen folgte. In ihrer gewohnt hetzerischen Manier sagte Farion in einem Interview, dass sie russischsprachige Militärs kategorisch ablehne. Wenn sie das Gesetz, das für die Streitkräfte Ukrainisch vorschreibt, nicht erfüllten, meinte sie, würden sie aufhören, eine Armee zu sein und verwandelten sich in einen Pöbel. Dann sollen sie sich doch gleich Russen nennen!
Die Journalistin, die das Interview führte, erinnerte daran, dass viele Soldaten im Asow-Regiment (die in Russland als Terroristen eingestuft werden) Russisch sprächen. Seien sie also ein Pöbel? Die Ex-Abgeordnete ließ sich auch angesichts dieser allgemein bekannten Tatsache nicht beirren. "Wenn sie so mächtig und intelligent sind", wandte sie ein, "dann sollen sie doch Ukrainisch sprechen."
Viele Ukrainer erkannten endlich die Absurdität von Farions Hetzreden und wurden wütend, obwohl diese Frau in ihren Äußerungen, in ihren Ansichten, in ihrer Ideologie immer schon die Verkörperung von Aggression und Absurdität war. So hatte sie die russischsprachigen Bewohner der Republiken Donezk und Lugansk sowie der Krim als "geistig zurückgeblieben" bezeichnet. Sie berichtete voller Stolz, ihr Enkel schlage russischsprachige Kinder im Kindergarten. Sie rief zu brutalen Repressalien gegen Russischsprachige auf. Und wenn es in Russland oder im Donbass darüber Empörung gab, gab es in der Ukraine immer Leute, die gleichgültig abzuwinken neigten:
"Du meinst Farion? Die ist doch verrückt. Wie kann man ihre Worte ernsthaft diskutieren?"
Aber dieser Verrückte hat beim Ausbruch des Bürgerkriegs in der Ukraine im Frühjahr 2014 eine wichtige Rolle gespielt. Zu einer Zeit, als es noch wenig Hass zwischen dem ukrainischen Westen und dem damals noch ukrainischen Osten gab, als es noch möglich war, die gegenseitige Vernichtung zu vermeiden, pöbelten Figuren wie Farion laut gegen "geistig zurückgebliebene" Russen im Osten. Und man erteilte ihr das Wort, sie trat im ukrainischen Fernsehen auf, ihre Hetzreden wurden weit verbreitet. Zu diesem Zeitpunkt wurden sie und Leute wie sie dringend gebraucht. Aber wozu?
Kürzlich war ich in einer Klinik. Beim Weggehen wollte ich an der Rezeption noch etwas über die benötigte Behandlung fragen. Aber in diesem Moment stand eine ältere Frau am Schalter und schrie die Empfangsdamen aggressiv an. Sie schrie hysterisch herum und ließ niemanden zu Wort kommen. Ich stand etwa fünf Minuten lang da und ging dann unverrichteter Dinge. Ich konnte und wollte sie nicht niederschreien, ein Dialog war unmöglich. Auf die gleiche Weise, indem sie am lautesten schrien, verhinderten Farion und ihresgleichen damals jeden Dialog zwischen Kiew und dem Donbass. Die Einwohner von Donezk aber werden mit denen, die sie als zurückgeblieben bezeichnen, nicht wirklich über irgendetwas reden. Warum sollten sie auch?
Und andere Stimmen gingen im Geschrei der Rechtsradikalen und der sonstigen Maidan-Anhänger unter. Gewiss, die Rechtsradikalen waren damals eine Minderheit in der Ukraine, aber es war diese Minderheit, die den öffentlichen Diskurs dominierte und letztlich monopolisierte, indem sie andere Stimmen erst übertönte, verächtlich machte und dann ganz verstummen ließ. Deshalb klebt das Blut der Donbass-Einwohner an den Händen von Farion.
Ende Oktober dieses Jahres, als in Kiew ein weiterer Sprachskandal ausbrach – ein Taxifahrer weigerte sich, Frauen zu chauffieren, die forderten, auf Ukrainisch bedient zu werden –, forderte Farion, ihn und seinesgleichen, die russischsprachigen Einwohner der Ukraine, zu "entsorgen":
"Schafft für sie Strafeinheiten an der Front, um sie direkt an der vordersten Linie einzusetzen oder um Gräben für unsere Soldaten auszuheben."
Es stellte sich jedoch heraus, dass es in den ukrainischen Streitkräften nicht allzu viele "blutreine Ukrainer" gibt. Fast alle Soldaten und Offiziere sprechen Russisch oder Surschik (eine Mischung aus Russisch und Ukrainisch). Während diejenigen, die Ukrainisch sprechen, in der Armee eine Minderheit sind. Dass diese Soldaten Russisch sprechen, hindert sie übrigens nicht daran, Russen zu hassen.
Es ist ein Krieg im Gange. Die Menschen bringen sich gegenseitig um. Was will diese Farion also noch? Warum hält sie wenigstens jetzt nicht still? Sie hat erfolgreich Hass unter russischsprachigen Menschen gestiftet und Wunden gerissen, die Jahrzehnte brauchen werden, um zu heilen. Alles an dieser für uns tragischen Situation ist nach ihrem Geschmack, alles läuft so, wie sie es wollte.
Doch andererseits: Hat jemand tatsächlich gedacht, sie würde sich jemals mit dem Erreichten zufriedengeben, jemals mit Hetze und Hass aufhören? Ihr Wesen ist absoluter Absurdismus oder absurder Absolutismus – lassen wir die Ukrainer entscheiden, was sie vorziehen. Sie läuft wie eine Maschine. Und sie wird immer auf der Suche nach jemandem sein, den sie auf ihrem Kreuzzug für die Ukraine verbrennen kann. Selbst wenn dadurch von der Ukraine nur verbrannte Erde übrig bleibt. Man sollte ihr kein Rederecht erteilen. Und wenn man es doch tut, muss man sich nicht wundern, dass ihr Hass früher oder später auch einen selbst trifft. So wie jetzt die russischsprachigen Rechtsradikalen des Asow-Regiments.
Übersetzung aus dem Russischen.
Marina Achmedowa ist Schriftstellerin, Journalistin, Mitglied des Menschenrechtsrates der Russischen Föderation und seit Kurzem Chefredakteurin des Nachrichtenportals regnum.ru. Ihre Berichte über die Arbeit als Menschenrechtsaktivistin und ihre Reisen durch die Krisenregion kann man auf ihrem Telegram-Kanal nachlesen.
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