Nach SS-Skandal in Kanada: Selenskij verleiht Militäreinheit Namen von Nazi-Kollaborateur

Fünf Tage nachdem er einem SS-Veteranen im kanadischen Parlament zugejubelt hatte, verleiht der ukrainische Präsident einem Militärverband den Namen des Nazi-Kollaborateurs Jewgeni Konowalez – dem Gründer der OUN und Vorgänger von Stepan Bandera.

Von Dmitri Petrowski

Wladimir Selenskij hat dem 131. Separaten Aufklärungsbataillon der Landtruppen den Namen von Jewgeni Konowalez verliehen.

Falls es jemand vergessen haben sollte, war Jewgeni Konowalez ein Fähnrich der k.u.k.-Armee, später der Leiter der Ukrainischen Militärorganisation und der Organisation Ukrainischer Nationalisten (OUN). In dieser Position traf er sich nach Angaben des sowjetischen Nachrichtendienstes zweimal mit Hitler. Im Jahr 1934 wurde der Stab der OUN nach Berlin verlegt, und nach dem Anschluss Österreichs erhielt der ehemalige Fähnrich eine ganze Burg in der Nähe von Wien, um Kämpfer auszubilden. Der einzige Grund, warum er während des Zweiten Weltkriegs nicht so "berühmt" wurde wie etwa die SS-Division "Galizien", bestand allein darin, dass er bis dahin nicht überlebt hat: Im Jahr 1938 händigte ihm der NKWD-Offizier Pawel Sudoplatow in Rotterdam eine Pralinenschachtel mit einer Bombe aus. All das sind allgemein bekannte Fakten.

In den jüngsten Tagen haben die Ehrungen von Nazis scheinbar zugenommen, und hierbei richten sich die Fragen in erster Linie natürlich an Wladimir Selenskij. Für die Ehrung des SS-Veteranen in Kanada hat sich Justin Trudeau bereits entschuldigt, und der Parlamentssprecher trat zurück. Sie entschuldigten sich unter anderem vor Selenskij – schließlich ist er ein Jude, und sein Großvater habe gegen die Nazis gekämpft. Doch an jenem unseligen Abend wurde Jaroslaw Hunka eindeutig als ein "Mann, der für die Unabhängigkeit der Ukraine im Zweiten Weltkrieg gekämpft hatte", vorgestellt.

Ich halte es für denkbar, dass die Kanadier nicht wussten, was auf der anderen Seite des Erdballs vor über achtzig Jahren geschehen war, doch Wladimir Selenskij konnte es unmöglich nicht wissen. Er konnte unmöglich nicht verstehen, wer in jenen Jahren "für die Unabhängigkeit der Ukraine" gekämpft hatte, denn buchstäblich die gleichen Menschen hatten auf seinen Großvater Semjon Selenskij geschossen. Und er hätte zumindest auf den Applaus verzichten und möglicherweise sogar sagen können: "Mit Verlaub, meine Herren, was tut ihr da?"

Und genauso konnte er unmöglich nicht wissen, wer Konowalez war, mit wem er zusammengearbeitet hat und wofür er bekannt ist. Diesbezüglich habe ich keine Fragen an jene Ukrainer, um deren Wohlwollen der Präsident mit all diesen Schritten wirbt. Sie haben ihren Weg selbst gewählt, und wenn der Teufel persönlich gegen die Russen sein sollte, werden sie sich auf die Seite des Teufels stellen. Doch versteht denn der Bürger Wladimir Alexandrowitsch Selenskij, dass er immer wieder Verrat begeht, und zwar einen zweifachen Verrat: erstens als Jude, zweitens als Enkel eines Veteranen des Großen Vaterländischen Kriegs? Das Schrecklichste ist, dass ich denke, dass er es versteht – aber er kann nicht mehr anhalten.

Übersetzt aus dem Russischen.

Dmitri Petrowski, Jahrgang 1983, ist ein russischer Roman- und Drehbuchautor sowie Publizist. Er studierte deutsche Philologie in Sankt Petersburg und Berlin, wo er ab dem Jahr 2002 lebte. Im Jahr 2018 kehrte er nach Russland zurück. Er arbeitete bei den Zeitungen Russkaja Germanija und Russki Berlin sowie als Programmdirektor bei einem Berliner russischsprachigen Radiosender und ist Kolumnist bei RT und Life.ru.

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