Von Marinko Učur
Neben der aktiven Teilnahme am Ukraine-Konflikt aufseiten Selenskijs und seiner, nach Meinung vieler, nationalsozialistischen Regierung zeigt der Westen auch auf dem Balkan nichts Neues oder vielmehr störende Bestrebungen und böswillige Ambitionen, die sich hinter der berühmten Floskel über die "europäische Zukunft" der neu geschaffenen Balkanstaaten verbergen. De facto handelt es sich um die nach der Auflösung des ehemaligen Jugoslawien entstandenen Staaten, die alles andere als unabhängige und souveräne Staaten sind. Der Grad ihrer Unterwürfigkeit gegenüber Washington und Brüssel ist geradezu grotesk. Und wer auch immer ein gewisses Maß an Selbstachtung und autonomer Entscheidungsfindung über seine Zukunft an den Tag legt, in diesem Fall Serbien, den versuchen sie sofort abzusondern und als Russophile und Förderer des berühmten, aber nicht existierenden "bösartigen russischen Einflusses" einzustufen.
Angesichts der Tatsache, dass die Serben als größte Nation des Westbalkans seit Langem als "kleine Russen" ins Visier genommen werden und Serbien von unfreundlichen und oft feindseligen NATO-Staaten umgeben ist, sind die oben genannten Machtzentren bereit, bis zum Äußersten zu gehen und Belgrad die Zähne zu zeigen.
Warum? Die Antwort ist klar und eindeutig: weil es die NATO-Mitgliedschaft nicht akzeptiert und die Aufnahme in die antirussische Koalition vermeidet. Das Versäumnis, Sanktionen gegen die Russische Föderation zu verhängen, gilt als eine besondere Sünde, und es vergeht kaum ein Tag, an dem Belgrad eine Lektion über den Bedarf erteilt wird, wie wichtig es für die Serben sei, seinem uralten Verbündeten und Freund im Kreml (endlich) den Rücken zu kehren.
Allem Anschein nach hat der Westen auch "glaubwürdige" Partner gefunden – mit der Absicht, die Serben weiter zu disziplinieren und sie als Schachfiguren zu verdrängen, die zwar nichts bewirken, aber das Leben nicht nur für Serbien und die Serben noch weiter verkomplizieren und erschweren können, sondern auch für andere fragile Staaten – allen voran Nordmazedonien und Bosnien und Herzegowina. So wie er Polen, die baltischen Staaten und einige andere Länder in Richtung Russland gedrängt hat, versucht der Westen, insbesondere Berlin, dasselbe mit der Marionettenregierung von Albin Kurti in Pristina. Zusätzlich zu der Tatsache, dass Deutschland und seine gleich gesinnten EU-Mitglieder das Verhalten von Pristina gegenüber den Serben im Norden der selbst ernannten serbischen Provinz Kosovo und Metochien tolerieren, wo die Verfolgung und Verhaftung von Serben andauert, sind die Albaner durch dieses "Auge zudrücken" der europäischen Hauptstädte, Sponsoren ihrer "Unabhängigkeit", ermutigt und bereit, noch einen Schritt weiterzugehen.
Das Schweigen des offiziellen Brüssels und Washingtons zur Verletzung der Menschen- und Bürgerrechte der Serben und zur Vermeidung der Bildung der Union Serbischer Gemeinden (ZSO) im Norden der Provinz (Verpflichtung aus dem 2013 unterzeichneten "Brüsseler Abkommen") nahmen Pristina, aber offenbar auch Tirana, als grünes Licht und als Signal auf, dass sie ihre geheimen Ambitionen in öffentliche Ambitionen umwandeln. Von Zeit zu Zeit erscheinen nämlich in der Öffentlichkeit, und das ist kein Zufall, separatistische und irredentistische Pamphlete in Form einer sogenannten geografischen Karte "Großalbaniens", einer Schöpfung, die Albanien, Kosovo, Südserbien, Teile Griechenlands und Montenegros sowie knapp die Hälfte des westlichen Teils Nordmazedoniens umfassen würde.
Der Premierminister von Kosovo, Albin Kurti, befand sich kürzlich auf der Mission, eine solche Idee zu bekräftigen, auf die Serbien und sein Präsident Aleksandar Vučić unzählige Male hingewiesen haben, als er das ausschließlich von Albanern bewohnte Gebiet Nordmazedoniens besuchte. Bei dieser Gelegenheit erklärte er, dass "Nordmazedonien" so nah wie möglich an Kosovo, Albanien und Bulgarien und in größerer Distanz zu Serbien stehen sollte, das sich nicht von Slobodan Milošević oder Wladimir Putin distanziert. Auf diese Weise werde Nordmazedonien dem EU-Beitritt so nahe wie möglich kommen und die Region auf dem Balkan sicherer werden, wandte sich Kurti in aufrührerischem Ton an seine Landsleute. Bei der Zusammenkunft im Zentrum der Stadt Tetovo, bei dem Kurti sprach, wehte die Flagge des sogenannten "Großalbaniens", zu dem Teile Nordmazedoniens, Montenegros, Serbiens und Griechenlands gehören.
So wurde den Mazedoniern schließlich klar, um was für panalbanische Träume es sich handelt, und sie wiesen den Ministerpräsidenten von Pristina eindringlich darauf hin, dass er mit dem Feuer spielt:
"Die Aufstellung der provokanten nationalistischen Ikonographie, die chauvinistische Ideen großer Staaten fördert, stellt eine Aufstachelung zu Hass und ethnischer Intoleranz dar, die zweifellos gegen die Grundprinzipien und Werte des Rahmenabkommens sowie das Konzept Nordmazedoniens als multiethnischen Staat verstößt", kommentierte der mazedonische Präsident Stevo Pendarovski die Provokationen.
Einen Tag zuvor tat der serbische Präsident Aleksandar Vučić dasselbe und erklärte, dass Albin Kurti die Instabilität nicht nur in Serbien und im Norden des Kosovo, sondern auch in Nordmazedonien und anderen Ländern, die auf der Karte des sogenannten "Großalbanien" stehen, fördere.
In der Zwischenzeit haben sich die Geldgeber der "Unabhängigkeit" Pristinas vom Westen überhaupt nicht zu Wort gemeldet und warnten in keiner Weise vor den großalbanischen Bestrebungen im hitzigen und aufrührerischen Westbalkan. Es ist klar, dass alles der Disziplinierung der Serben als "kleinen Russen" dient, aber auch anderer Balkanvölker, denen damit zugleich die Botschaft übermittelt wird, dass die Schlüssel zu Krieg und Frieden in Berlin, Brüssel und Washington liegen.
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