Von Bernhard Loyen
Deutschland liegt danieder. Nicht durch die medial-politisch prophezeite Sommerhitze bedingt, sondern wirtschaftlich. Die Gesellschaft durchlebt ebenfalls ein reales Tief, die Schönwetterlage bei den Bürgern kein Azorenhoch, die mentale Stimmungstendenz eher windig bis stark bewölkt. Die desaströse Innen- wie Außenpolitik der verantwortlichen Ampelregierung schleppt und eiert sich durch die vergangenen Wochen und Monate. Die Menschen geraten trotz Normaltemperaturen ins Schwitzen, dies bedingt durch künstlich forcierte Alltagssorgen und Ängste, die unsichere Zukunft irgendwie zu meistern.
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck beschwichtigte die ARD-Zuschauer dieser Tage daher erneut mit seiner bekannten Zauberformel: Die Wirtschaftslage des Landes ist nicht desaströs, die Daten sind nur nicht so gut. Nun durfte auch Grünen-Chefin Ricarda Lang am 30. Juli sich und die Lage des Landes – "Wir haben doch alles im Griff" – im sogenannten ARD-Sommerinterview gewohnt breit, unrealistisch und ambitioniert darlegen. Ein mehr als aufschlussreiches Ereignis.
Optisch und inhaltlich kam das Sommerinterview nahe an das Niveau der Klatschzeitschriften Gala und Bunte. Sie sei "die jüngste Vorsitzende aller im Bundestag vertretenden Parteien, fast jeder kennt sie, und kalt lässt sie wirklich kaum jemanden", leitete der Moderator umschmeichelnd ein. Im Verlauf des Gespräches nannte er sie "liebe Frau Lang". Er hätte auch sagen können, sie ist die ungelernteste Vorsitzende aller Zeiten, um im Anschluss zu fragen, warum sich eine 29-jährige ohne Lebenserfahrung anmaßt, den Bürgern, den Menschen im Land mit ihrer Nicht-Vita das Leben erklären zu wollen. Tat er aber nicht, weil im Regierungsviertel aktuell das ungeschriebene Mediengesetz gilt: Kritisch befragt, verbal bespuckt und verteufelt wird nur die AfD. Dafür gibt es aus dem in Sichtweite gelegenen Kanzleramt mit seinen großen Panoramafenstern ein weiteres "Daumen hoch".
Bevor Lang den gefürchteten Autopiloten-Schalter umlegen durfte und ungestört durch ARD-Moderator Matthias Dreiß ihre ihr bekannten inhaltsleeren, aber wortreichen Phrasenblöcke wie ein Sprechautomat absonderte, gab es zu offensichtlich eingeplante Kuschelmomente für die Zuschauer. Die ARD-Redaktion platzierte die frisch verlobte, in den sozialen Medien mehrheitlich mit Hohn und Spott geplagte Grünen-Chefin vor einer grauen Wand. Dorthin wurden Fotos retuschiert. "Ich sage herzlich willkommen", strahlte der ARD-Mann in die Kamera. Es sein "schön", dass sie da sei. Wurde je so ein Mitglied der AfD bei der ARD oder dem ZDF begrüßt? Es geht dabei nicht um Sympathien, sondern um den zu auffälligen Kotau vor der aktuellen politischen Macht. Deiß kniete nicht nieder, er umgarnte Lang mit einem Foto.
Nun strahlte Lang. Das Foto, professionell arrangiert, zeigt sie und ihren zukünftigen Ehemann Florian Wilsch, vor zehn Jahren Vorstandssprecher der Grünen Jugend Bayern. "Wie können wir uns das vorstellen, hatten sie bei ihrem Verlobungsantrag einen professionellen Fotografen dabei?", möchte der ARD-Mann ganz nonchalant wissen. Die Frage treibt der ansonsten so selbstsicheren Lang etwas Schamesröte ins Gesicht, volle Punktzahl für die Redaktion. Nein, das Foto sei später geschossen worden. Ob durch einen steuerfinanzierten Fotografen, wie bei den Parteikollegen Baerbock und Habeck, wurde natürlich nicht nachgehakt, dies wäre ja auch vollkommen unsachlich.
Lang durfte dann sehr viel und sehr ausführlich reden. Böse Zungen würden es schwafeln nennen. Der Inhalt ist nebensächlich, weil bekannt und überflüssig. Deiß nickte und sah auf seine vorbereiteten Karteikarten. Knallharte Nachfragen erfolgten nicht, warum auch, nur beim Thema AfD wurde es minutenlang "hitzig". Die deutsche Medienlandschaft stellte unisono fest, Lang habe sich "überrascht" gezeigt, als der ARD-Mann sie knallhart mit der bekannten Tatsache von Theorie und Praxis konfrontierte. Natürlich arbeiten landesweit bereits Lokalpolitiker der Grünen und der AfD neben- und miteinander. So bestätigte der Fraktionsvorsitzende der Grünen im baden-württembergischen Backnang, dem Wahlkreis Langs, laut der Bild vom 31. Juli: "Wir sind alle per Du und gehen nach der Sitzung auch zusammen ein Bier trinken."
Die nachweislich lebensfremde Lang im fernen Berlin zuckte nur kurz in ihrem Sommerinterview, um dazu intolerant klarzustellen:
"Ich finde das falsch. Wir haben da eine ganz klare Linie als Partei. Das heißt, keine Zusammenarbeit, heißt keine Zusammenarbeit."
Und wenn durch diesen politischen Starrsinn eine benötigte und anvisierte Fördersumme für ein Theater in der schwäbischen Kleinstadt niedriger ausfällt oder in anderen Beispielen und Fällen, in anderen Gemeinden und Kleinstädten, die sinnvolle Zusammenarbeit ganz ausfällt, dann ist das richtig so. Denn nur die eindeutige Abgrenzung zur AfD ist schlussendlich wichtig, nicht die mickrigen (Geld-)Sorgen und Nöte der Menschen im Land. Grüne konsequente Politik, so wie sie die Bürger seit der Regierungsbeteiligung kennen und mittlerweile mehr als fürchten. Und wie schaut es ansonsten so aus, wenn man als gut dotierte Politikerin den elitären Elfenbeinturm mal verlassen sollte?
Im November 2015 hatte die Grünen-Politikerin Katrin Göring-Eckardt prophezeit:
"Unser Land wird sich ändern, und zwar drastisch. Und ich freue mich drauf!"
Die Entwicklungen sind so weit bekannt und dokumentiert. Es war der Zeitraum des Beginns einer andauernden, politisch forcierten Flüchtlingskrise im Land. Ein nachhaltiger Effekt zeigt sich nun exemplarisch täglich im Berliner Bezirk Kreuzberg, im sogenannten "Görli", einer ursprünglich angedachten Grünanlage namens Görlitzer Park. Das seit Jahren bekannte Alltagsproblem für Anwohner und Besucher: Gewalt, Drogen, Sodom und Gomorrha, ausgehend mehrheitlich von Menschen mit Flüchtlingsbiografie. Jüngst ist dieser mal wieder in die Schlagzeilen geraten, durch "mehrere Männer aus der Dealer-Szene", die ein Pärchen – zur falschen Zeit am falschen Ort – erst belästigten, dann die Frau vergewaltigten und den Freund verletzten. Der "Görli", ein sogenannter "Brennpunkt".
Wurden im Sommerinterview mit Lang die Punkte Migrations-/Integrationsprobleme, Gewalt- und Kriminalitätszuwachs im Land, das diesbezügliche politische Versagen auf allen Ebenen und einstmals bekundeter Freude zur Thematik durch eine Grünen-Politikerin angesprochen? Jein, denn erst in Minute 26, knapp drei Minuten vor Ende des Gesprächs, war es "Zeit für die Schnellfragerunde", mit der Bitte "um ganz kurze Antworten". Es folgte folgender Dialog:
"Deiß: Würden sie nachts allein durch den Görlitzer Park gehen? Lang: Im Moment nicht, nein."
Das war's. Es stellen sich daher schlichte journalistische Fragen:
- Warum wurde durch die ARD-Redaktion diese Frage ausgewählt oder mit dem Team um Lang vorab abgesprochen?
- Warum wurde unwissenden Zuschauern vorab nicht erklärt, was der Görlitzer Park darstellt?
- Warum hakte der Moderator nicht nach?
- Landete die Frage deswegen in der "Schnellfragerunde" mit den "kurzen" Antwortoptionen?
- Kann man kritischen Bürgern noch offensichtlicher damit beweisen, dass reale Alltagssorgen bei der ARD manipulativ vernebelt und verkürzt abgehandelt werden?
Die Antwort Langs offenbart, sie weiß sehr genau um die Probleme im Land, in der Hauptstadt Berlin, exemplarisch im "Görli". Diese realen Probleme werden geduldet, nicht bekämpft oder abgeschafft, sondern durch eine fehlgeleitete Politik manifestiert und damit forciert. Dies alles auf kalkulierte Kosten verzweifelter Menschen im Land. Die daraus resultierende Sympathie, Unterstützung oder "Bockigkeit" bis hin zu einer Wahlstimme für die AfD gilt als "Demokratie-Makel" der Menschen, nicht als nachvollziehbare Reaktion auf eine desaströse Politik.
Langs grüne Parteikollegin, die sich im Jahr 2015 auf die nachhaltige Veränderung im Land so gefreut hatte, gab der Berliner Taz am 26. Juli zu Protokoll:
"Göring-Eckardt über Ostdeutschland: 'Die Bösartigkeit hat zugenommen'."
Viele Menschen im Land erkennen demgegenüber für sich: Die Bösartigkeit der Politik gegenüber den Bürgern hat zugenommen. Das Social-Media-Team der Partei Bündnis 90/Die Grünen zitierte Lang aus dem ARD-Interview mit ihrer persönlichen Wahrnehmung:
"Die gefährlichste Partei in diesem Land ist die AfD. Diese Partei macht Politik gegen die Mehrheit der Menschen im Land, gegen deren Sorgen, weil sie von diesen Sorgen profitiert. Die AfD ist im Kern eine unsoziale Partei, die dieses Land destabilisieren will."
Wer verhält sich aktuell unsozial? Destabilisieren tut dieses Land allein die fatale und zerstörerische Politik der Ampelregierung, federführend durch die Unfähigkeit leitender Politiker der Grünen. Dieses Problem ist – hoffentlich – zeitnah in Etappen obsolet. Die Frage, warum Lang nachts nicht allein durch den "Görli" spazieren möchte, muss nicht geklärt werden. Sie weiß es selbst sehr genau, und das bewusste Schweigen zu "ihrem Problem" offenbart die Heuchelei und Unglaubwürdigkeit dieser "Politikerin". Schämen Sie sich, Frau Lang, für Ihre Arroganz, vor allem im Lichte Ihrer bis dato sehr dünnen Lebensleistung!
Bescheidenheit, auch im beruflichen Dasein – in entsprechenden Momenten –, ist und bleibt auch weiterhin eine Tugend. Werte, die Lang anscheinend nicht vermittelt wurden.
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