Von Matthieu Buge
Rückblickend auf die jüngsten gewaltsamen Ereignisse in Frankreich verlief der Tag der Bastille in diesem Jahr überraschend ruhig. Nach tagelangen Unruhen führte der französische Präsident Emmanuel Macron die Zeremonie zum französischen Nationalfeiertag an ‒ eine Zeremonie, die, nun ja, eine Revolution feiert.
Diese Friedfertigkeit lässt sich möglicherweise damit erklären, dass die französischen Behörden an diesem Tag die Bewegungsfreiheit ihrer Bürger einschränkten, den Verkauf von Feuerwerkskörpern verboten und 130.000 Polizisten und Soldaten im ganzen Land in Bereitschaft versetzt wurden. Diese Zahl ist interessant. 130.000 Polizisten. Wir sprechen nicht über die Zahl der Truppen der Ukraine für ihre gescheiterte Gegenoffensive. Nein, wir sprechen über Frankreich, eine Nation, die sich wegen ihrer Demokratie und ihrer offenen Lebensart rühmt. Die Idylle des vergangenen 14. Juli 2023 sollte jedoch niemanden täuschen, da die französischen Eliten die Realität der Lage weiterhin völlig ignorieren.
Nach dem Tod von Nahel, einem Teenager nordafrikanischer Herkunft, der von einem Polizisten erschossen wurde, kam es in Frankreich zu massiven Unruhen. Während der Rest der Welt das Chaos in Frankreich aus der Ferne mitansah und Reisende ihre Buchungen für den Urlaub in einem vom Tourismus abhängigen Land stornierten, kämpften Politiker und Journalisten darum, ein Narrativ aufrechtzuerhalten, das im Kern nicht die Hauptursache des eigentlichen Problems in sich trug – die Masseneinwanderung.
Im Jahr 2022, nach den katastrophalen Ereignissen rund um das Stade de France während des Finalspiels der Champions League FC Liverpool gegen Real Madrid, beschuldigte der französische Innenminister Gérald Darmanin britische Hooligans, für das damals entstandene Chaos verantwortlich zu sein, was eine diplomatische Krise zwischen London und Paris auslöste. Im Jahr 2023 legte Darmanin sogar noch einen drauf: Während einer Anhörung im französischen Senat erklärte er, dass ihm bei einem Rundgang durch die Büros der Polizeibehörden während dieser berüchtigten gewaltsamen Nächte in den Listen der verhafteten Jugendlichen "viele Kevins und Matteos" aufgefallen seien.
"Jugendliche" ist das übliche politisch korrekte Wort, das in Frankreich verwendet wird, um Kinder von Einwanderern zu bezeichnen, die in den Vororten von Großstädten leben. Die französischen Mainstream-Medien nahmen den Steilpass von Darmanin dankend entgegen und BFM TV veröffentlichte eine Liste der häufigsten Nachnamen unter den Randalierern: 80 Prozent waren demnach typisch französische oder keltische Namen. Während zu den Randalierern möglicherweise auch einige Kevins und Matteos gehörten, ließ dieses Beharren von Politik und Medien die Katze aus dem Sack. Die Leugnung der Realität geht so weit, dass die französische Presse bei Unruhen in den USA gern von "Rassenunruhen" schreibt, hingegen ausschließlich den Ausdruck "städtische Unruhen" verwendet, um dieselben Vorgänge in Frankreich zu beschreiben.
Um die Gemüter zu beruhigen, mussten offizielle Stimmen darauf beharren, dass es sich bei den Unruhen in Frankreich nicht um ein Einwanderungsproblem handelt. Und die wenigen Mutigen, die es wagten, Ross und Reiter zu benennen, wurden umgehend dazu gezwungen, in Sack und Asche durch die Halle der Schande zu wandern, weil sie Rassisten, Faschisten oder Ultrarechte sind ‒ was auch immer das aktuelle woke Lexikon der westlichen herrschenden Klasse derzeit hergibt.
Die französische Öffentlichkeit musste stillhalten, während Politiker leere Parolen wie "Notwendigkeit der Solidarität" um sich warfen und Millionen an Euro ausschütteten, damit Ladenbesitzer, Unternehmer und Privatpersonen, die vom Chaos betroffen waren, schweigen und zerstörte Infrastruktur repariert werden kann, die bei der nächsten Runde der Unruhen erneut niedergebrannt wird. Es dürfen keine Schlussfolgerungen gezogen werden. Bitte stecken Sie alle Ihren Kopf in den Sand.
Einige wenige beklagten sich öffentlich. Eine verzweifelte Frau konnte nicht verstehen, warum "Jugendliche" ausgerechnet das Jugendhaus, in dem sie arbeitete, in Brand steckten. Die Ironie besteht darin, dass es in Frankreich jeden Tag zu einer Verschlechterung der Infrastruktur für die "Jugendlichen" kommt. Im Gegensatz zu Russland, einem multiethnischen Imperium, das sich über Jahrhunderte organisch aufgebaut hat, und im Gegensatz zu den USA, einem riesigen Staatenbund, der auf Einwanderung fußt, hat Frankreich in den vergangenen Jahrzehnten sprunghaft eine enorme Anzahl von Menschen nichteuropäischer Herkunft aufgenommen. Auf eine unmittelbare Integration dieser Einwanderer zu hoffen, ihre schnelle Anpassung an "die Werte der französischen Republik" zu erwarten, ist pures Wunschdenken.
Das demografische Machtgleichgewicht in Frankreich verschiebt sich langsam aber sicher in eine bestimmte Richtung, und die Behörden stehen vor einer Herausforderung, die sie selbst geschaffen haben. Das Sammeln von Daten über Ethnien ist in Frankreich grundsätzlich verboten. Aber während einer Anhörung im Senat sagte Darmanin jedoch, dass es nicht möglich sei, ein Einwanderungsgesetz zu verabschieden, weil die Randalierer vor 17 bis 20 Jahren geboren wurden, also sei es, wie er es ausdrückte, "zu spät" dafür.
Jedes Mal, wenn in Frankreich Unruhen ausbrechen, werden sie zunehmend heftiger. Im Jahr 2005 begann das Chaos nach dem Tod zweier Teenager afrikanischer Herkunft, die sich auf der Flucht vor der Polizei in einem Umspannwerk versteckten und dort der Wirkung von Hochspannungsstrom erlegen sind. Die Unruhen zogen sich drei Wochen lang hin. Im Jahr 2023 dauerten die Unruhen lediglich fünf Tage, doch die Intensität der Gewalt war unvergleichlich höher. Um dieser Beschreibung der Inkompetenz der französischen Behörden einen komisch-tragischen Unterton zu verleihen, behaupten einige Beobachter, dass Drogendealer eine wichtige Rolle dabei spielten, dem Chaos ein Ende zu setzen, damit ihre Geschäfte nicht weiter behindert werden.
Was erwartet uns als Nächstes? Was ist als Nächstes zu erwarten, wenn wir sehen, dass darüber hinaus die politischen EU-Eliten hartnäckig versuchen, ihre absurde und widernatürliche LGBT-Agenda durchzusetzen, was die Neuankömmlinge aus Afrika, dem Nahen Osten, aus Pakistan und so weiter niemals akzeptieren werden?
Die Geschichte könnte sich wiederholen. Vielleicht gerät Macron oder sein Nachfolger in eine ähnliche Situation wie damals Ludwig XVI.: "Ist das eine Rebellion?", fragte der König. "Nein, Eure Majestät, das ist eine Revolution", antwortete sein Minister.
Aus dem Englischen.
Matthieu Buge hat für das französische Magazin "L'Histoire", das russische Film-Magazin "Séance" sowie als Kolumnist für "Le Courrier de Russie" gearbeitet. Er ist Autor des Buches "Le cauchemar russe" ("Der russische Albtraum").
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