Von Dagmar Henn
Jedem wird es spätestens bei Corona aufgefallen sein, dass bestimmte Formulierungen immer wieder gebraucht werden. Früher verlief so etwas einigermaßen diskret und wurde nur zu Wahlkampfzeiten aufgedreht. Aber heute kann man den aktuellen Floskeln gar nicht mehr entrinnen.
Die Bundesaußenministerin Annalena Baerbock scheint sogar einen neuen Rekord anzustreben. Hier als Beispiel ein Tweet mit einer Zählung während eines ihrer jüngsten Interviews:
So etwas muss man schon geübt haben. Das muss eine Art Drill sein, der dafür sorgt, dass es keines bewussten Impulses mehr bedarf, um "brutaler Angriffskrieg" in einen Satz einzufügen. Man kann es ja nachvollziehen, dass Baerbock das Sprechen etwa so üben muss, wie Rekruten das Marschieren; nur scheinen diese Übungen, die in den Tiefen des Auswärtigen Amtes sicher stattfinden, inzwischen dazu genutzt zu werden, die Propagandadichte zu erhöhen.
Vielleicht ist es auch unschuldiger: sie wiederholt die Formulierung nur deshalb, weil sie sie so gut geübt hat und nicht fürchten muss, bei diesen Worten zu verunfallen.
Wobei diese penetrante Wiederholung nicht nur schlicht lächerlich wirkt. Sie zeigt auch gleichzeitig etwas, was Baerbock mit Sicherheit nicht zeigen wollte. Wenn man die Dosis dieser Phrasen derartig erhöhen muss, um zu garantieren, dass sie auch in jedem möglichen Ausschnitt vorkommen, dann belegt das: ihre Wirkung lässt nach.
Und das ist erfreulich. Denn diese Formeln sollen das Denken in eine bestimmte Richtung zwingen und die vorbereitete Empörung abrufen. Wenn sie nicht mehr greifen, bricht sich die Wirklichkeit Bahn.
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