Von Bernhard Loyen
Die jüngste Corona-Aufarbeitung zeigt sich aktuell in der medial-gesellschaftlichen Wahrnehmung in voller Breite und Tiefe der erwartbaren Diskussionsebenen. Potenzielle Opfer fühlen sich unbeachtet, nicht ernst genommen und alleingelassen. Nachweisliche Verantwortungsträger aus der Politik, Wissenschaft und den Medien wünschen sich im Nachhinein die wohlverdiente Absolution der Bürger, oder wie es die ARD-Mitarbeiterin Gigi Deppe dieser Tage anmaßend formulierte:
"Wir waren alle irgendwie unsicher, was wir da tun. Aber wir hatten keine rechte Wahl."
Die rechte Wahl traf für sich persönlich der Bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU). Als inoffizielles Ehrenmitglied des "Fähnleins Fieselschweif" überreichte einer der gnadenlosesten Gesellschaftsspalter in der Corona-Zeit einer der skrupellosesten Befürworterinnen der desaströsen Corona-Politik am 5. Juli den Bayerischen Verdienstorden. Ein Zeichen "ehrender und dankbarer Anerkennung für hervorragende Verdienste um den Freistaat Bayern und das bayerische Volk", da Buyx als Professorin an der TU München arbeitet. Es ist aber sicherlich auch als ein kleines Dankeschön für ihre Rolle als zuverlässige Stichwortgeberin für Söder in den Corona-Jahren zu betrachten.
So weit, so berechenbar. Buyx wurde drei Jahre lang medial-politisch hofiert. Sie lächelte viel, trotz der sehr unschönen Formulierungen und Forderungen. In einer jüngsten Konfrontation mit einer Journalistin gefror ihr das Lächeln spontan im Gesicht, als sie die Fragen beantworten sollte, wie sie heute rückblickend zu ihrer Maßnahmenunterstützung stehe. Buyx entzog sich wenig überraschend der spontanen Befragung:
Man sieht sehr kurz die pure Überraschung im Blick von Buyx: "Was war das denn?", verriet der irritierte Blick. Dann muss sie die Kommentare unter dem Tweet des Ethikrats zur "besonderen Ehrung unsere Vorsitzenden" länger und ausführlich studiert haben. Das Lächeln wollte nicht wiederkehren, die Irritation steigerte sich in Wut und Unverständnis. Buyx schrieb wortwörtlich am 9. Juli:
"An die 1.500 üble, teils menschenverachtende Kommentare, weil ich den Bayerischen Verdienstorden erhalten habe. Da rollt wieder eine Welle/Kampagne. Ätzend, aber ändert nichts daran, wie ich meine Rolle verstehe und ausfülle. Sehe, wie viele so etwas betrifft. We gotta do better."
Ätzend, als Ethikrat-Vorsitzende konträre Wahrnehmungen ertragen zu müssen. Sie erfülle also eine "Rolle" verrät sie, aber welche? "We gotta do better" hackte sie abschließend in die Tastatur, because "Wir waren alle irgendwie unsicher" and so on?
Buyx war bereits im April 2021 (sic!) mit dem Deutschen Nationalpreis "für ihren Einsatz für den gesellschaftlichen Zusammenhalt während der Coronakrise geehrt" worden, so die Begründung der Deutschen Nationalstiftung. Die Geehrte durfte im Anschluss noch gut zwei weitere Jahre vollkommen ungestört eine nachweisliche Spaltung wesentlich mit vorantreiben. Die Deutsche Nationalstiftung hatte zu Ehren von Buyx' Auszeichnung, brillant passend zur bizarren Gegenwart und auffällig orwellschen Dynamiken, wortwörtlich formuliert:
"Abwägen, Kontroversen aushalten, transparent kommunizieren – als Vorsitzende des Deutschen Ethikrats befasst sich die Medizinethikerin Alena Buyx mit einigen der schwierigsten Fragen, vor denen die Gesellschaft während der Corona-Pandemie steht. Für ihr herausragendes Engagement wurde sie nun mit dem mit 30.000 Euro dotierten Deutschen Nationalpreis ausgezeichnet."
Es folgen wenige Beispiele forcierter bewusster Gesellschaftsspaltung und Desinformation der zweifach prämierten Ethikratsvorsitzenden:
- Buyx: "Diese freie Entscheidung, sich nicht zu impfen, die hat eben Effekte auf uns alle. Das, was man jetzt machen muss, ist, dass man schrittweise schaut, dass man es so grundrechtsschonend wie möglich hinkriegt, aber dennoch genug Maßnahmen einführt. Und da muss man die sozusagen schrittweise hocheskalieren."
- "Jede Dosis muss in einen Arm": Die Ethikrat-Vorsitzende Alena Buyx hat im Spiegel-Spitzengespräch eindringlich für Corona-Impfungen geworben.
- Buyx: "... mRNA-Impfstoffe, das ist ja so ein intelligentes Verfahren. Die zerfallen, werden abgebaut und dann sind die weg. Die kann man nach zwei Wochen überhaupt nicht mehr nachweisen."
- Buyx: "... und das – die COVID-Impfung – dann eben erklären. Es ist eine der medizinischen Maßnahmen, die so gut überprüft ist, wie wahrscheinlich noch nie...Langzeitfolgen extremst unwahrscheinlich".
- Buyx sieht Joshua Kimmich in Sachen Corona-Impfung "schlecht beraten". Der Profi von Bayern München, der sich mit dem Verweis auf mögliche Folgeschäden einer Impfung bislang verweigert, sei "einer Falschinformation aufgesessen".
- Buyx: Die 3G-Regelung sei aus ethischer Perspektive besser als 2G: "Staatlich sollte man 2G nur maßvoll einsetzen".
- Ethikratvorsitzende fordert härtere Corona-Maßnahmen: "Die Situation ist bedrohlich".
Die Archive sind voll, alles ist belegbar. Kommen daher die Angst und die Sorgen, die ein weiterer Gesellschaftsspalter der Stunde jüngst ängstlich prophezeite? Janosch Dahmen, abgetauchter gesundheitspolitischer Sprecher von Bündnis 90/Die Grünen, hatte im April dieses Jahres von einem drohenden "Kampf um Deutungshoheiten" gesprochen. Nun sprang er umgehend an die Seite der genervten Maßnahmen-Kollegin im Geiste:
"Hass gegen Aufklärung, Vernunft & Wahrheit", von wessen Seite? Auch diese Wahrnehmung könnte Dahmen mit seinem aktuellen Wissen wesentlich moderater formulieren. Möchte er aber nicht, er kennt und fühlt auch weiterhin keinerlei Schuld gegenüber den Opfern der Corona-Politik. Söder bestätigt Buyx zum Verdienstorden: "Sie haben ihn mehr als verdient." Der unantastbare Karl Lauterbach hat sich überraschend noch nicht zur "Causa Menschenverachtung" geäußert. Man darf mutmaßen, er googelt noch immer die "Sex-Praxis-Adresse" oder grübelt in Studien versunken über die "Sexpraktik-Frage" die er auf der Kölner CSD-Veranstaltung nicht beantworten konnte.
Er ist in Hochstimmung, so wie viele prämierte und abgetauchte Polit-, Medien- und Wissenschaftsakteure der dunklen Jahre 2020 bis 2022. Zum Teil menschenverachtend war die rücksichtslose Corona-Politik in Deutschland. Wer hinterfragte und nicht anstandslos mitspielte, wurde bestraft, entmündigt und genötigt. Die nun geäußerten berechtigten, begründeten und belegbaren Kritikmomente muss stellvertretend auch eine Ethikratsvorsitzende ertragen können, ohne gleich ausfällig zu werden.
Eine dringend notwendige Corona-Aufarbeitung, inklusive der unbedingten Vermeidung unangebrachter Prämierungen und Belobigungen, steht erst am Anfang. Der gesundheitspolitische Sprecher der AfD-Fraktion im Bayerischen Landtag Andreas Winhart kommentierte die Prämierung: "Darüber hinaus fordern wir Frau Buyx auf, den Verdienstorden zurückzugeben. Das wäre eine Geste der Reue und Entschuldigung gegenüber den diffamierten Bürgern Bayerns!"
"Der Deutsche Ethikrat hat in Berlin in einer gut 160-seitigen Stellungnahme Fehler und Missstände bei der Bewältigung der Corona-Pandemie in Deutschland benannt", so das ZDF am 4. April berichtend. Buyx gibt zu Protokoll:
"Maßnahmen gegen eine Pandemie müssen demokratisch legitimiert, ethisch gut begründet und zugleich gesellschaftlich akzeptabel sein. Die Folgen der Pandemie und ihrer Bewältigung betreffen zwar alle, aber eben nicht alle in gleicher Weise."
Vollkommen richtig, Frau Buyx. Die von Ihnen nun ausgesprochenen Beschimpfungen und Verleumdungen von Kritikern und Opfern auch Ihres Agierens belegen dabei in erschreckender Offensichtlichkeit die fragliche Kompetenz und Qualifikation der Ethikratsvorsitzenden in diesem Land.
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