Von Rachel Marsden
In Reaktion auf die Ausschreitungen von meist Jugendlichen im Durchschnittsalter von 17 Jahren, die durch die Tötung eines gleichaltrigen Teenagers ausgelöst wurden, der sich bei einer Verkehrskontrolle weigerte, polizeilichen Anordnungen Folge zu leisten, hat der französische Präsident Emmanuel Macron Möglichkeiten erörtert, um die öffentliche Ordnung wiederherzustellen. Er schlug vor, dass die Eltern der jungen Randalierer anfangen sollten, einen Preis dafür zu zahlen.
"Beim ersten Vergehen müssen wir einen Weg finden, um die Familien der Delinquenten finanziell zu bestrafen", sagte er und nannte es "eine Art Mindeststrafe für das erste Vergehen". Kennt sonst noch jemand ein Land – außer dem "Land des kindischen Königs", wie meine franko-kanadischen Freunde Frankreich nennen –, in dem sich Jugendliche so schlecht benehmen, dass der Präsident des Landes deren Eltern mit Strafen drohen muss, wenn diese ihre grundlegenden elterlichen Pflichten vernachlässigen und ihre Sprösslinge jede Nacht private Infrastruktur zerstören lassen?
Willkommen in Frankreich, wo alles möglich ist und jeder, der versucht, ein Minimum an grundlegender Zurückhaltung oder Disziplin anzumahnen, immer als Problem betrachtet wird – egal, ob es sich um den Betreiber eines örtlichen Schwimmbads handelt, der sich darüber beklagt, dass er von Jugendlichen körperlich angegangen wird, oder um jemanden, der in einem öffentlichen Verkehrsmittel unterwegs ist und unter dem Verhalten von Jugendlichen leiden muss, die sich in der Öffentlichkeit so benehmen, als wären sie zu Hause in ihrem eigenen Wohnzimmer. Erwachsene, die sich kritisch zu Wort melden, werden von den Eltern der Störenfriede zumeist mit der Begründung gemaßregelt, dass Jugendliche jedes Recht haben, sich zu entfalten.
Nun also hat der Kindermädchen-Staat die Bühne betreten und die Rolle der Eltern – oder des Elternteils – selbst übernommen, indem er nächtliche Ausgangssperren verhängt, um die Eltern zu zwingen, ihre Kinder nach 22 Uhr im Haus einzusperren. Entschuldigung, aber was zum Teufel hat ein Minderjähriger nach dieser Sperrstunde überhaupt noch ohne Eltern auf der Straße zu suchen? Die Tatsache, dass dieses Phänomen so weit verbreitet ist, dass es harte staatliche Maßnahmen erfordert, spricht Bände.
Macron selbst stellte in typisch französischem erzieherischem Stil den Jugendlichen zunächst einen Blankoscheck aus, indem er jenen Polizisten verurteilte, der den 17-Jährigen erschoss. Damit schien die Hoffnung verbunden zu sein, dass sich die Kids wieder beruhigen. Zugleich trat er den Grundsatz der Unschuldsvermutung für den Beamten mit Füßen. Dies geschah, noch bevor das französische Justizsystem überhaupt die Chance hatte, mit der Untersuchung der Sachlage zu beginnen, wozu vermutlich auch die Tatsache gehört, dass der betreffende Teenager der Polizei bereits wegen 15 früherer Straftaten bekannt war, davon fünf Versuche, vor Polizeikontrollen zu flüchten.
Jugendliche können in Frankreich völlig unbehelligt straffällig werden. Sie wissen, dass sie wenig bis gar nichts riskieren, sei es bei der Zerstörung von Infrastruktur oder das Beschießen der Polizei mit tödlichen Waffen. Sogar die Haftstrafen, die bisher gegen einige der Randalierer verhängt und vom Justizsystem abgehandelt wurden, mündeten größtenteils ganz oder teilweise in Bewährungsstrafen, die zu Hause mit einer Fußfessel abgesessen werden konnten. Diejenigen, die zu einer Gefängnisstrafe in einem echten Gefängnis verurteilt wurden, sind in der Regel bereits wegen ähnlicher Straftaten schon einmal verurteilt worden.
In einem Land, in dem junge Gangster wissen, dass die Polizei nichts anderes tun kann, als einen jugendlichen Delinquenten immerzu durch die Drehtür der laxen französischen "Justiz" zu schieben, ist es kein Wunder, dass es keinen Respekt mehr vor den Gesetzeshütern oder ihrer Funktion gibt. Und mangelnder Respekt vor der Autorität der Strafverfolgungsbehörden hat in der Vergangenheit oft dazu geführt, dass diese beim Versuch, Recht und Ordnung durchzusetzen, unverhältnismäßig reagiert haben.
Die Gebiete, von denen die Flammen dieser Unruhen ausgegangen sind, waren vorhersehbar. Sie korrelieren mit jenen Ghettos, von denen viele mit staatlich subventionierten Wohnungen im Niedrigmietbereich zugepflastert sind, in denen Einwanderer seit mindestens den 1960er-Jahren untergebracht werden. Ursprünglich bestand die Idee darin, Migranten der Arbeiterklasse aus ärmeren europäischen Ländern heranzukarren, um billige Arbeitskräfte für die wachsende französische Industriemaschinerie bereitzustellen. Da diese Ghettos strategisch nur einen Steinwurf von französischen Fabriken entfernt lagen, förderten sie per definitionem die Nichtintegration. Warum sollten sich diese Menschen die Mühe machen, ihre Enklave in Richtung der französischen Gesellschaft zu verlassen, nachdem sie vom Staat dorthin verfrachtet wurden, an die Seite von Menschen, die dieselbe Sprache sprechen, die gleiche Kultur und den gleichen sozioökonomischen Status miteinander teilen und alle mit denselben Herausforderungen der Integration konfrontiert sind?
Im Laufe der Zeit, als der Wohlstand der europäischen Länder zunahm, wandte sich Frankreich auf der Suche nach noch billigeren Arbeitskräften in Richtung Zentralafrika. Afrikaner zogen in diese Enklaven eingewanderter maghrebinischer Arbeiter, woraufhin die davor dort lebenden Europäer verdrängt wurden. Aus rein wirtschaftlichen Gründen hat Frankreich diese Ghettos gefördert, und jetzt erntet das Land die Konsequenzen dieser Politik. Es ist kein Wunder, dass sich viele Migranten in erster Linie nicht als Franzosen betrachten oder den französischen Staat respektieren, wenn derselbe Staat ihrer Segregation den Weg geebnet hat. Die einzige Art und Weise, wie sich diese Menschen vollständig ins französische Volk integrieren können, besteht darin, jegliche Zurückhaltung oder Selbstdisziplin beiseitezulassen und jeden zu verachten, der versucht, ihnen Respekt, Strenge oder Erwartungen aufzuzwingen. Zumindest in diesem Sinne haben sie sich perfekt an die französische Kultur angepasst.
Der größte Arbeitgeberverband Frankreichs schätzt die bei den Unruhen entstandenen Schäden für Privatunternehmen derzeit auf über eine Milliarde Euro. Dabei sind noch nicht einmal die Zerstörungen bei der Infrastruktur eingerechnet, einschließlich des öffentlichen Verkehrs, der Schulen und Rathäuser. Soviel dazu, dass Migration eine wunderbare Chance für Frankreich sein soll. Vielmehr sieht es so aus, als ob nun die Zeit für die Abrechnung für eine jahrzehntelange gescheiterte Politik der Diversität gekommen ist.
Aus dem Englischen.
Rachel Marsden ist eine Kolumnistin, politische Strategin und Moderatorin eines unabhängig produzierten französischsprachigen Programms, das auf Sputnik France ausgestrahlt wird. Ihre Webseite findet man unter rachelmarsden.com.
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