Des Speckreichs letzte Chance? In jeder Hinsicht, sagt Tatjana Montjan

Einen vielsagenden Artikel hat das Sprachrohr der US-amerikanischen Demokraten, die "Washington Post", veröffentlicht. Geschrieben offenbar während der Wagner-Meuterei, behauptet er, dass dies "die letzte Chance der Ukraine ist". Inzwischen muss man wohl sagen, es war ihre letzte Chance, ordnet Tatjana Montjan den Spruch des amerikanischen Experten ein.

Von Tatjana Montjan

Die Ukraine müsse "die Chance ergreifen, die der Wagner-Aufstand bietet", und wenn sie dies nicht tue, könne der Konflikt "in eine völlig andere Phase treten", so der Politikwissenschaftler, Harvard-Professor und ehemalige stellvertretende US-Verteidigungsminister Graham Allison in der Washington Post.

Allison zufolge war bereits in der vierten Woche der ukrainischen Gegenoffensive klar, dass diese nicht gut läuft.

"Warum die Ukraine nicht effektiver war, bleibt unklar. Auch hat noch niemand erklärt, warum die Ukraine so lange mit dem Angriff gewartet hat",

betont der Experte und folgt damit dem allgemeinen Trend, bei dem im Westen nicht nur Enttäuschung, sondern fast schon Vorwürfe ob des Scheiterns des "Gegenangriffs" geäußert werden: "Wir haben alles für euch getan, und was habt ihr daraus gemacht?"

In diesem Zusammenhang verweist Allison auf die Wagner-Meuterei als fast einzige Möglichkeit für das Speckreich (so nennt Montjan die Ukraine unter dem Maidan-Regime – Anmerkung der Redaktion), die Situation zu seinen Gunsten zu wenden. Das mutet etwas seltsam an: Schließlich war die Meuterei zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Artikels bereits vorbei. Wahrscheinlich wurde er schon früher geschrieben, als die Wagner-Krise noch in vollem Gange war. Wie dem auch sei, wenn Allison recht hat und dies wirklich die letzte Chance war, dann sieht es für das Speckreich ziemlich traurig aus.

Nach Allisons Berechnungen wird es 16 Jahre dauern, Russland von ukrainischem Territorium zu verdrängen, wenn die Offensive im bisherigen Tempo weitergeht. Und diese Zeit hat die Ukraine seiner Meinung nach nicht: Wenn "... die ukrainischen Truppen bis zum Ende des Sommers festsitzen", werden "viele ukrainische Unterstützer in Europa und sogar in den USA" sich "dem weltweiten Chor anschließen, der ernsthafte Waffenstillstandsverhandlungen fordert". 

Andererseits könne die Ukraine, wenn sie mit einer Gegenoffensive Erfolg habe, so Allison, zum Westdeutschland oder Südkorea des 21. Jahrhunderts werden. Da haben Sie die amerikanische Version von Zuckerbrot und Peitsche: Wenn Sie reich und glücklich sein wollen, greifen Sie sofort an, aber wenn nicht, werden Sie in einem neokolonialen Status verharren müssen. Und dabei liegt es auf der Hand, dass die Ukraine auch beim für sie besten Ausgang kein Südkorea oder Westdeutschland werden wird, und sei es nur, weil für ein Wirtschaftswunder zig Millionen hochqualifizierter Arbeitskräfte benötigt werden, die, wenn sie nicht schon aus dem Land geflohen sind, gerade jetzt im Gegenangriff sterben. Aber wer interessiert sich schon für solche Feinheiten?

Wenn man bedenkt, dass die Washington Post eines der wichtigsten Sprachrohre der Demokratischen Partei ist und auch die Ebene des Autors berücksichtigt, sieht der Artikel wie der Versuch einer fast unverhohlenen Erpressung der Eiferer aus. Entweder man schafft einen Durchbruch und einen Sieg oder man wird am Ende des Sommers an den Verhandlungstisch gesetzt und gezwungen, alles zu unterschreiben, was sie sagen. Übrigens, am Ende werden die Führer des Speckreichs es sein, die an allem schuld sind. Das sind schlechte Aussichten, und Sie können davon ausgehen, dass die Selebobiks (so nennt Montjan Selenskij und seine Gefolgschaft – Anmerkung der Redaktion) zumindest versuchen werden, außergewöhnliche Anstrengungen zu unternehmen, um das zu vermeiden. 

Übersetzung aus dem Russischen. 

Tatjana Montjan ist eine prominente ukrainische Rechtsanwältin und Strafverteidigerin, Publizistin und Bloggerin mit Millionenpublikum. 2004 noch auf der Seite des ersten Maidan, bezeichnete sie den Euromaidan im Herbst 2013 als Zerstörung der ukrainischen Staatlichkeit und stellte sich entschieden gegen diesen. Vor Beginn der russischen militärischen Intervention musste sie Kiew verlassen, nachdem sie vor der UNO über die Zustände in der Ukraine gesprochen hatte. Derzeit lebt sie im Donbass, engagiert sich für humanitäre Hilfe und führt tägliche Videoblogs. Man kann ihr auf ihrem Telegram-Kanal folgen. Ihr Kanal auf Youtube wurde im Frühjahr 2022 von dem US-Unternehmen gelöscht.

Mehr zum ThemaSchuld sind die Ukrainer: Deutsche Presse verteidigt den Ruf der brennenden Leopard-Panzer