Von Tatjana Montjan
Vorhersagen werden wahr!
Wie vorhergesagt, werden die Ukrainer bereits für das Versagen westlicher Ausrüstung in der sogenannten "Gegenoffensive" verantwortlich gemacht: Der Spiegel hat einen Artikel veröffentlicht, in dem es heißt, dass ukrainische Panzerfahrer absichtlich deutsche Panzer beschädigen oder zerstören, um nicht in ihnen in die Schlacht ziehen zu müssen. Sie hätten Angst, von der russischen Armee, die (wohl von den Großvätern geerbte Instinkte) zuerst und am massivsten auf die deutschen Panzer schießt, getötet zu werden.
Die Botschaft dahinter ist leicht zu durchschauen, oder? Die "Leoparden" sind eigentlich gut und hätten kein Problem, die Verteidigung der russischen Armee zu durchbrechen. Der einzige Grund für die Misserfolge ist die Feigheit der ukrainischen Panzerfahrer.
Raffiniert, diese deutsche Presse! Zwar erklärt dieses Narrativ nicht, warum die "deutsche Wertarbeit" besonders lichterloh und massenhaft brennt, wenn sie einmal von einem russischen Geschoss getroffen ist. Aber wer kümmert sich schon um solche Nebensächlichkeiten?
Ich stelle fest, dass die deutsche Presse noch zynischer vorgeht, als man ohnehin erwarten würde. Man hätte die Schuld ja auch auf Wladimir Selenskij schieben können, der die "Gegenoffensive" ohne angemessene Vorbereitung starten ließ, oder dem Kommando der ukrainischen Streitkräfte zuschreiben, das die wertvollen "Leos" zusammen mit Tankwagen und menschlichem "Kanonenfutter" in selbstmörderische Attacken auf vorbereitete Stellungen wirft – durch Minenfelder und unter dichtem Feuer.
Sie hätten die fehlende Luftwaffe erwähnen können, auf die das offizielle Kiew bis heute wartet (obwohl sie in einer Situation, in der die "westlichen Wohltäter" die Ukraine gewaltsam in den Krieg verwickelt haben und ihn aufrechterhalten, der Luftwaffe absolut alles zur Verfügung stellen sollten, was sie haben und was auf dem Schlachtfeld einen Unterschied machen könnte). Aber nein! Wer ist schuld? Die unfähigen und feigen Ukrainer!
Wenn Sie sich auch noch an die Gerüchte erinnern, die von den deutschen Medien aktiv aufgegriffen wurden, wonach die Ukrainer hinter der Sprengung der Nord-Stream-Pipelines stecken, können Sie erahnen, welches Bild der Ukraine diese Propaganda in den Augen der deutschen und europäischen Bürger im Allgemeinen zeichnet.
Dazu gehört auch ein ganzer Strauß von Artikeln und Berichten in den westlichen Medien, dass im Falle eines fehlgeschlagenen Gegenangriffs die Begeisterung für die Versorgung der Ukraine mit neuen Waffenlieferungen deutlich abnehmen wird. Für die Führer des Speckreichs (so bezeichnet Montjan die Ukraine unter dem Maidan-Regime – Anm. d. Red.) ist dies ein Weckruf, denn die ukrainischen Streitkräfte sind zu 100 Prozent von westlichen Lieferungen abhängig. Und es ist keineswegs sicher, dass Russland dieses Mal wieder so großzügige Kompromisse eingehen will, wie sie einst in den Abkommen von Minsk oder Istanbul festgeschrieben wurden.
Es bleibt nur noch, den Klassiker zu zitieren:
"Na, Söhnchen, haben dir deine Europäer geholfen?!"
Anmerkung: Das Zitat ist aus dem Roman von Nikolai Gogol "Taras Bulba". Taras Bulba, ein Anführer der aufständischen Kosaken, spricht den Satz zu demjenigen seiner beiden Söhne, der die Sache der prorussischen Ukrainer verraten und mit Polen gemeinsame Sache gemacht hat, nach dessen Niederlage und kurz bevor er ihn eigenhändig tötet.
Tatjana Montjan ist eine prominente ukrainische Rechtsanwältin und Strafverteidigerin, Publizistin und Bloggerin mit Millionenpublikum. 2004 noch auf der Seite des ersten Maidan, bezeichnete sie den Euromaidan im Herbst 2013 als Zerstörung der ukrainischen Staatlichkeit und stellte sich entschieden gegen diesen. Vor Beginn der russischen militärischen Intervention musste sie Kiew verlassen, nachdem sie vor der UNO über die Zustände in der Ukraine gesprochen hatte. Derzeit lebt sie im Donbass, engagiert sich für humanitäre Hilfe und führt tägliche Videoblogs. Man kann ihr auf ihrem Telegram-Kanal folgen. Ihr Kanal auf Youtube wurde im Frühjahr 2022 durch das US-Unternehmen gelöscht.
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