Von Tatjana Montjan
Unser Lieblingsdiplomat, der frühere Botschafter des Speckreichs (so bezeichnet Montjan die Ukraine unter dem Maidan-Regime ‒ Anm. d. Red.) in Deutschland und jetzige stellvertretende Außenminister der Ukraine, Andrei Melnyk, ist weiterhin auf Krawall gebürstet. Auch wenn Melnyks Angriffe auf andersdenkende Deutsche jeden Ranges längst Routine sind, so sind seine äußerst harschen Worte gegenüber seinem Nachfolger auf dem Botschaftersessel, Alexei Makejew, tatsächlich etwas Neues.
Andrjuschka (Koseform von Andrei ‒ Anm. d. Red.) versetzte Makejew am Dienstag ‒ standesüblich auf Twitter ‒ einen verbalen Schlag ins Gesicht, weil Letzterer sich ein Arbeitstreffen mit der Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern, Manuela Schwesig, erlaubt hat. Das Treffen war tatsächlich ein Arbeitstreffen: Es ging um regionale Zusammenarbeit, der aggressive Aggressor wurde pflichtgemäß verurteilt und alle nötigen Glaubensbekenntnisse abgegeben.
Aber Melnyk ist es gelungen, auch hier die heimtückische Hand des Kremls zu entdecken. Es heißt, die Schweiz habe früher mal zusammen mit dem gesamten Bundesland, das von Schwesig regiert wurde und wird, aktiv Lobbyarbeit für den Bau von Nord Stream 2 betrieben und darum sei es eine Schande, ihr, Schwesig, überhaupt die Hand zum Gruß zu reichen.
Natürlich war der Angriff ein Doppelschlag: Er zielte auch auf Manuela Schwesig selbst ab. Wörtlich schrieb Melnyk, Rechtschreibung und Stil wurden beibehalten:
"Diese Frau hat wie eine Löwin für die #NordStream2 als Putins Trojansches Pferd gekämpft, eine „Klimastiftung“ erfunden, fatale Russland-Connections gefördert & Moskaus imperiale Politik verharmlost. Ich würde dieser Dame NIE meine Hand reichen. Nie."
Ein Botschafter sollte also nicht mit den Beamten oder führenden Politikern des Staates kommunizieren, in dem er Botschafter ist? Oder sollte er nur mit einigen von ihnen kommunizieren, die von Melnyk persönlich festgelegten Kriterien entsprechen und seinen Gesinnungstest mit maximaler Punktzahl bestehen? Das wäre ein neues Wort in der Diplomatie.
Was geht in Andrjuschkas Kopf nur vor? Immerhin: Langweilig wird es mit ihm nie, oder?
Tatjana Montjan ist eine prominente ukrainische Rechtsanwältin und Strafverteidigerin, Publizistin und Bloggerin mit Millionenpublikum. 2004 noch auf der Seite des ersten Maidans, bezeichnete sie den Euro-Maidan im Herbst 2013 als Zerstörung der ukrainischen Staatlichkeit und stellte sich entschieden gegen diesen. Vor Beginn der russischen militärischen Intervention musste sie Kiew verlassen, nachdem sie vor der UNO über die Zustände in der Ukraine gesprochen hatte. Derzeit lebt sie im Donbass, engagiert sich für humanitäre Hilfe und führt tägliche Videoblogs. Man kann ihr auf ihrem Telegram-Kanal folgen. Ihr Kanal auf Youtube wurde im Frühjahr 2022 durch das US-Unternehmen gelöscht.
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