Von Igor Malzew
In Deutschland gibt es nur eine einzige lebendige Rockband. Nicht so legendär wie die "Beatles", aber groß genug, um Weltrang zu erlangen. Wenn heute überhaupt eine deutsche Musikergruppe in der Welt bekannt ist, dann sie.
Ein Kollektiv aus der DDR, das sein Image und seine Show dem Film "Lisztomania" von Ken Russell entlehnt hat. Eine Art Vokal- und Instrumentalensemble auf Steroiden, das nach dem Erfolg in den USA auch in Russland bekannt wurde.
In Deutschland hat man sie schon in den letzten Jahren mit Füßen getreten. Nun geht die Jagd auf sie in eine neue Runde.
Den Anfang machte vor einigen Tagen der Tagesspiegel, der "Rammstein" aufgrund eines anonymen User-Posts vorwarf, hübsche weibliche Zuschauerinnen in die "Reihe Null" – die Umzäunung vor der Bühne – eingeladen zu haben. Und dann – solche Bastarde – laden sie diese Mädchen zur After-Show-Party ein. Nun, wie sich herausstellte, werden auf After-Show-Partys Alkohol ausgeschenkt und manchmal auch Drogen verteilt. Aber am schlimmsten für den deutschen Spießer: Dort gibt es – oh, mein Gott! – Sex mit den Künstlern. Wer hätte das gedacht?
Der Beitrag ist übrigens schon lange gelöscht, aber die Musikzeitung NME gibt ihn in voller Länge wieder. Aus dem Text des Mädchens aus Irland geht hervor, dass sie sowohl auf der Bühne als auch auf der Party glücklich war. Sie hat sich auf der Bühne betrunken und erinnert sich, dass der Bandleader Till Lindemann sie angeschrien hat, als sie keinen Sex mit ihm haben wollte. Angefasst hat er sie aber nicht.
Dann ging sie fort; der Rest ist verschwommen und sie kann sich nicht erinnern, woher die blauen Flecken stammen. Aber die Schuld von Till, der Band und des "Systems der sexuellen Ausbeutung von Frauen in der Rockmusikindustrie" steht für den Tagesspiegel, den Spiegel, die Berliner Zeitung und andere bereits fest.
Wie auf einer Komsomolzen-Versammlung in den spießigsten Phasen der Sowjetzeit fanden sich sofort hunderttausend Frauen, die von Trump (durchgestrichen), sorry, diesmal von Till vergewaltigt worden sein wollen. Und sie kamen wie üblich ohne den geringsten Beweis aus allen Youtube-Löchern hervorgekrochen.
Der Tagesspiegel, mit dem alles begann, gab zwar zu, dass "nichts bewiesen ist", und bezog sich dabei wahrscheinlich auf Drogen, denn Einladungen zu einer Party dürften noch nicht strafbar sein. Aber die Pressemeute heizt die Hysterie trotzdem an:
"Zahlreiche Beschreibungen deuten auf ein ausgeklügeltes System des Missbrauchs hin, das rund um die Band aufgebaut wurde, um hübsche junge Frauen für Rammstein-Frontmann Till Lindemann zu gewinnen. Was genau auf den Partys ablief, bleibt offen."
Steigt Ihnen bei dieser Passage auch der seltsame Gestank dessen, was man im Englischen "woke culture" nennt, in die Nase? Nicht zufällig, denn es ist genau das.
"Rammstein" ist auf Welttournee und spielt heute, glaube ich, in München. Die Organisatoren haben umgehend beschlossen, dass es bei den Konzerten keine "Nullreihe" und nach den Konzerten keine Partys mehr geben wird.
Die Organisatoren schreiben zur Begründung:
"Damit ist das Unternehmen einer möglichen behördlichen Forderung zuvorgekommen."
Wie bitte, was? Eine offizielle Aufforderung, den bei Fans, insbesondere weiblichen, begehrtesten Bereich zu entfernen? Eine offizielle Aufforderung an eine Rockband, keine Party zu feiern? Es sieht aus wie das sowjetische Verständnis eines Konzerts. Die einzige Zutat, die dazu noch fehlt, ist, Schreien und Pfeifen zu verbieten und dafür zu sorgen, dass alle gesittet dasitzen, Krawatten oder lange Röcke tragen und pünktlich um 23.00 Uhr wieder im Studentenwohnheim sind.
"Die Schlagzeilen über laszive After-Show-Partys, bei denen mehrere Frauen illegale Substanzen konsumiert haben sollen und es zu Belästigungen kam, haben bereits Auswirkungen auf die Band", schrieb ein Berliner Lokalblatt.
Das war klar. Ohne zu warten, bis sich der Staub gelegt hat, hat der Einzelhandel zwei von Tills Parfüms – "Kokain" und "Pussy" – aus dem Verkauf genommen. Nun, das heißt, "Opium" wird vorerst weiter vertrieben.
Ich würde nie im Leben ein Parfüm mit dem Namen "Pussy" kaufen (spielt auf ein Kätzchen an, was dachten Sie denn?), aber diesmal habe ich bedauert, auf ein so rebellisches Produkt verzichtet zu haben.
Die Heuchelei blüht und gedeiht wie eine Gay-Pride-Parade am Brandenburger Tor: Am Freitag gab der Verlag Kiepenheuer & Witsch bekannt, dass er Lindemanns Bücher nicht mehr verlegen wird. Die vulgäre Erklärung dazu:
"Wir sind auf ein pornografisches Video aufmerksam gemacht worden, in dem Till Lindemann den sexuellen Missbrauch von Frauen verherrlicht und in dem ein von uns 2013 veröffentlichtes Buch eine Rolle spielt. Wir halten dies für einen groben Verstoß gegen die Werte, die wir als Verlag vertreten."
Die Rede ist von Tills Musikvideo "Till the End", das im Rahmen seines Einzelprojekts "Na chui" (russisches Schimpfwort – Anm. d. Red.) seit zwei Jahren im Netz zu sehen ist.
Jetzt kommen die Ohren und alle anderen Körperteile der deutschen "Menschen mit leuchtenden Gesichtern" zum Vorschein: Die Grünen werden "Sittlichkeitspatrouillen" initiieren, die dafür sorgen sollen, dass Mädchen nach Rockkonzerten nicht in die Umkleidekabinen der Musiker gehen.
Mit anderen Worten: Politische Bewegungen, die Päderastie, Zerstörung der traditionellen Familie und kriminelle Geschlechtsumwandlungen an Kindern fördern, wollen nun Rockmusikern Moral und Sitte beibringen und behandeln weibliche Zuhörerinnen als Idioten, die nicht in der Lage sind, über ihren Körper frei zu verfügen.
Das Land, in dem man mehrmals im Jahr sein Geschlecht wechseln kann, aber nicht mehr das Recht hat, selbst die Heizungsanlage für sein Haus zu wählen, cancelt also Dinosaurier wie "Rammstein". Stattdessen sollen sich alle an den bärtigen Frauen des "Eurovision Song Contests" erfreuen und schwules Getrampel und Geklatsche genießen.
Die Deutschen haben aus ihrem Land eine Karikatur der "totalitären UdSSR" geschaffen. Nicht der realen, in der es zwar keinen Sex, aber sehr wohl Geschlechtsverkehr auf jeder Dorfdisko gab, sondern derjenigen, die ihnen von Washingtoner Sowjetologen fernmündlich beschrieben wurde. Zu allem Überfluss war die Telefonverbindung während des Diktats schlecht und in Washington wurde genuschelt.
Übersetzung aus dem Russischen. Der Artikel ist zuerst auf der Nachrichtenplattform Absatz erschienen.
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