Zeitenwende im Nahen Osten: Syrien wieder Teil der Arabischen Liga

Die USA erleben derzeit einen schweren Rückschlag, nachdem Syrien wieder in die Arabische Liga zurückgekehrt ist. Der Westen sollte nun, angesichts des eigenen Bedeutungsverlustes, mit großer Sorge auf die Neuordnung der geopolitischen Verhältnisse im Nahen Osten blicken.

Von Seyed Alireza Mousavi

Der Nahe Osten ist seit der Normalisierung der Beziehungen zwischen Iran und Saudi-Arabien unter Vermittlung Chinas von einem Umbruch erfasst. Die USA und Israel haben lange Zeit davon profitiert, den Konflikt zwischen Iran und Saudi-Arabien zu befeuern. Die Akteure am Persischen Golf fahren aber seit Monaten einen ganz neuen Kurs: Sie wollen Ruhe nach außen, um ihre Energie auf die Diversifizierung ihrer Wirtschaft im Inneren richten zu können. In der Region überkreuzen sich damit die unterschiedlichen Interessen und Ambitionen der USA und der Golfstaaten.

Die jüngste Entscheidung der Arabischen Liga, Syrien wieder aufzunehmen, ist ein bedeutender symbolischer Sieg für Damaskus und dessen Verbündete wie Russland und Iran. Der Schritt ist Teil einer größeren regionalen Neuausrichtung – und ein Hinweis auf die schwindende Rolle der USA im Nahen Osten.

Die Arabische Liga hatte die Mitgliedschaft Syriens 2011 suspendiert, nachdem die arabischen Staaten ihre Beziehungen zu Damaskus angesichts des vom Westen geförderten salafistischen Aufstands gegen die syrische Staatsmacht gekappt hatten.

In den letzten Jahren haben sich mehrere arabische Länder auf die Wiederaufnahme diplomatischer Beziehungen zu Syrien konzentriert, insbesondere die Vereinigten Arabischen Emirate im Jahr 2018. Jordanien und Syrien öffneten ihre Grenzen im Jahr 2021 wieder. Und im vergangenen Monat gaben auch Saudi-Arabien und Syrien gemeinsam bekannt, dass sie die Wiedereröffnung von Botschaften und die Wiederaufnahme von Flügen anstreben. Saudi-Arabien spielte eine Schlüsselrolle bei dem Drängen auf eine Rückkehr Syriens in die Arabische Liga und veranstaltete im April 2023 ein Treffen, um dieses Thema zu diskutieren.

Die westlichen Meinungsmacher, die kürzlich von einer "Revolution" in Iran und einem möglichen Deal zwischen Saudi-Arabien und Israel fantasierten, haben sich aufgrund der Wiederaufnahme Syriens in die Arabische Liga total verkalkuliert. Sie versuchten derweil durch ein Ablenkungsmanöver das Thema abzuarbeiten, indem sie neue Vorwürfe gegen Assads Familie erhoben.

Der Westen sollte nun wegen des eigenen Bedeutungsverlustes mit großer Sorge auf die Neuordnung der geopolitischen Verhältnisse in Nahost blicken. Denn der Deeskalationsprozess wird von Russland und China zulasten des westlichen Schützlings Israel angeführt. Die Golfstaaten haben seit dem Ukraine-Krieg nicht mit Russland gebrochen. Und in China sehen sie ebenfalls eine aufstrebende Großmacht, die selbstbewusst den USA die Stirn bietet. 

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