Von Tatjana Montjan
In der Ukraine wird es sowohl Mittelschulen als auch Hochschulen und sogar Kindergärten geben, in denen Unterricht auf Polnisch erteilt wird. Dies meldete der Bildungsminister der Ukraine Oksen Lissowoi. Im Gegenzug könnten in Polen Schulen und Kindergärten eröffnet werden, in denen auf Ukrainisch unterrichtet wird.
Ich habe nichts gegen die polnische Sprache, doch ich habe eine Frage: Wie kann es kommen, dass die ukrainische Regierung die Interessen einer (laut der Volkszählung) 112.000 Menschen zählenden polnischen Minderheit schützt, zugleich aber auf die Interessen von (gemäß derselben Volkszählung) 8,2 Millionen Russen pfeift?
Mit einem Verweis auf die Vergangenheit kommt man hierbei nicht davon: Zwischen Polen und der Ukraine passierte in der Vergangenheit durchaus so Einiges, vor allem sehr viel Schlimmes. Auch die polnischen Territorialansprüche sind im Grunde noch nicht beigelegt, im Gegenteil. Einst beherrschte Polen Landstriche bis zu den heutigen Gebieten Charkow und Saporoschje, wonach freilich auch Polen später einige Teilungen erlitten.
Doch wenn solche Argumente bisher für jegliches Verbannen der russischen Sprache aus der Öffentlichkeit die perfekte Rechtfertigung liefern sollten, so funktioniert das beim Polnischen aus irgendeinem Grund plötzlich nicht. Genau genommen ist aber der Grund völlig klar. Dennoch wäre es interessant, politisch korrekte Erklärungen für diese Hochzeiten an Heuchelei zu hören. Und sind übrigens die Ungarn auch zu schlechte Menschen, um eine Bildung in ihrer Muttersprache genießen zu dürfen? Gibt es solche Privilegien einzig nur für Polen?
Ich betone es noch einmal: Die Existenz polnischsprachiger Schulen in der Ukraine an sich ist überhaupt nicht schlimm, ebenso wenig wie die Anwesenheit von Schulen mit der Unterrichtung in beliebigen anderen Sprachen, solange vonseiten der Eltern der jeweiligen Schüler darauf der Wunsch besteht. Es muss deren Wahl sein und bleiben und nicht die Entscheidung von Beamten oder Politikern.
Das Problem besteht aber darin, dass die heutige Geschichte der Ukraine sehr viel anders verlaufen wäre, wenn man in Kiew zuvor mit Blick auf die russische Sprache die gleiche Flexibilität und Zuvorkommenheit gezeigt hätte, wie man es heute im Hinblick auf das Polnische tut.
Doch genau das entsprach und entspricht bis heute nicht den Plänen der keineswegs "geehrten westlichen Partner".
Übersetzt aus dem Russischen.
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Tatjana Montjan ist eine bekannte ukrainische Rechtsanwältin und Publizistin. Vor Beginn der russischen Militäroperation musste sie Kiew verlassen, nachdem sie vor der UNO über die Zustände in der Ukraine gesprochen hatte. Derzeit lebt sie im Donbass, engagiert sich für humanitäre Hilfe und unterhält tagesaktuelle Videoblogs. Man kann ihr auf ihrem Telegrahttps://t.me/montyan2m-Kanal folgen. Seit Neuestem führt sie eine Meinungskolumne auf RT-Exklusiv.