von Thomas Röper
Die US-Regierung gibt sich alle Mühe, von den Recherchen von Seymour Hersh abzulenken, der sehr schlüssig aufgezeigt hat, dass die USA auf direkte Anweisung von Joe Biden die Nord Streams gesprengt haben. Einen Monat später ist Bundeskanzler Scholz ohne Begleitung zu einer mysteriösen Reise nach Washington aufgebrochen, wo er offensichtlich darüber informiert (oder instruiert) wurde, dass die US-Geheimdienste zusammen mit deutschen Behörden von der Täterschaft der USA ablenken wollen, denn nur wenige Tage später haben deutsche und US-Medien unter Berufung auf ihre jeweiligen Behörden die identische Geschichte von der "pro-ukrainischen Gruppe" veröffentlicht, die angeblich die Nord Streams gesprengt haben soll.
Die schlecht ausgedachte Geschichte
Die Geschichte war, das ist Fachleuten klar, schlecht ausgedacht, denn die Version, dass fünf Leute, davon nur zwei Taucher, auf einer kleinen Segeljacht zwei Tonnen Sprengstoff transportiert und unbemerkt in 80 Meter Tiefe an den Pipelines angebracht haben sollen, ist schlicht unmöglich. Ohne Dekompressionskammer und Kran, um die jeweils etwa 500 Kilogramm schweren Bomben zu Wasser zu lassen, ist das nicht durchführbar. Hinzu kommt, dass mehrere solcher Tauchgänge nötig gewesen wären und dass zwei Taucher gar nicht in der Lage gewesen wären, die 500-Kilogramm-Bomben unter Wasser ohne Hilfsmittel zu händeln.
Dass dann auch noch Sprengstoffreste auf dem Tisch der Jacht gefunden wurden, gerade so, als habe man die jeweils 500-Kilogramm schweren Bomben auf dem Küchentisch der Jacht gebastelt, macht die Geschichte noch lächerlicher. Und als Krönung haben die Täter dann auch noch – wie bei Terroristen in Europa üblich – einen Pass auf der Jacht vergessen, wenn auch einen gefälschten. Pässe am Tatort zu vergessen, gehört für in Europa tätige Terroristen nämlich zum Ausbildungsprogramm, weshalb bei fast allen Terroranschlägen der letzten zehn Jahre in Europa Pässe der Täter am Tatort gefunden wurden.
Aber die Medien verbreiten diese saudumme Geschichte trotzdem mit ernster Inbrunst. Anstatt die Geschichte zu hinterfragen, erfüllen sie brav ihren Auftrag und lenken von der Täterschaft der US-Regierung ab.
Das vorhersehbare Ablenkungsmanöver
Das Szenario des medialen Ablenkungsmanövers war vorhersehbar: Häppchenweise werden immer neue "geheime" Erkenntnisse der Ermittler an die Medien durchgestochen und die Öffentlichkeit wird mit dem "Detektivspiel" der Suche nach den Tätern beschäftigt. Bei diesem Spiel gibt es allerdings zwei goldene Regeln: Erstens dürfen die USA als möglicher Täter nicht genannt werden, weil von deren Täterschaft ja abgelenkt werden soll, und zweitens darf Seymour Hersh aus den gleichen Gründen nicht erwähnt werden.
Nun ist eine weitere Fortsetzung der "Nord-Stream-Show" erschienen, die sich exakt an diese Regeln gehalten hat. Am 3. April gegen 17.30 Uhr hat die Washington Post eine neue Version veröffentlicht, in der erstens erwähnt wird, dass man "im Westen" vermute, Polen und/oder die Ukraine könnten hinter dem Anschlag stecken, und zweitens gesagt wird, dass die westlichen Politiker nicht daran interessiert seien, die Sprengung aufzuklären, weil das Ergebnis die Einigkeit des Westens schädigen könnte.
Dass dieser zweite Punkt erwähnt wird, ist ausgesprochen interessant, aber neu ist das nicht. Die Bundesregierung macht keinerlei Anstalten, den Anschlag aufzuklären und die USA wollen sich sogar ganz offiziell nicht an der Aufklärung beteiligen, weil eine Untersuchung durch die betroffenen Länder ausreichend sei. Und den russischen Antrag, bei der UNO eine internationale Untersuchungskommission einzurichten, hat der Westen mit seiner Stimmenmehrheit verhindert.
Da diese neue Folge des medialen Ablenkungsmanövers vom Hauptverdächtigen USA sehr unterhaltsam ist, habe ich den Artikel der Washington Post übersetzt. Bisher habe ich in deutschen Medien noch keine Berichte über den Artikel gefunden, während russische Medien über den Artikel der Washington Post bereits breit berichten. Die deutschen Medien sind generell etwas langsam, wie ich bei meiner Arbeit immer wieder feststellen muss.
Beginn der Übersetzung:
"NATIONALE SICHERHEIT – Ermittler zweifeln an der Rolle der Jacht beim Nord Stream-Bombenanschlag
Beamte glauben, dass mehr als ein Schiff an der Sabotage der Erdgaspipeline im vergangenen Jahr beteiligt gewesen sein könnte, und fragen sich, ob die 50-Fuß-Segeljacht, die die Ermittler nach Hinweisen durchsucht haben, ein Köder sein könnte."
Nachdem Saboteure im vergangenen September die Nord-Stream-Erdgaspipelines schwer beschädigt hatten, konzentrierten sich die deutschen Behörden auf ein gemietetes Segelboot, das offenbar an der Platzierung von Sprengsätzen tief unter der Oberfläche der Ostsee beteiligt war.
Nach monatelangen Ermittlungen vermuten die Strafverfolgungsbehörden nun jedoch, dass die 50-Fuß-Jacht, die Andromeda, wahrscheinlich nicht das einzige Schiff war, das für den kühnen Anschlag benutzt wurde. Sie sagen auch, dass das Boot ein Köder gewesen sein könnte, der auf See geschickt wurde, um von den wahren Tätern abzulenken, die noch unbekannt sind, so Beamte, die mit den Ermittlungen unter der Leitung des deutschen Generalstaatsanwalts vertraut sind. Sie sprachen unter der Bedingung der Anonymität, um Einzelheiten über die laufenden Ermittlungen mitteilen zu können, darunter auch Zweifel an der Rolle der Andromeda, über die bisher nicht berichtet wurde.
Die Beamten hoffen, dass der wahre Zweck der Andromeda bei der Sprengung in der Tiefsee weitere Einblicke in einen hochkarätigen, internationalen Krimi geben wird, der schließlich zu den Verantwortlichen führen und deren Motive erklären könnte, die nach wie vor unklar sind.
US-amerikanische und europäische Beamte sagten, sie wüssten immer noch nicht mit Sicherheit, wer hinter dem Unterwasserangriff steckt. Einige teilten jedoch die deutsche Skepsis, dass eine sechsköpfige Crew auf einem Segelboot die Hunderte von Kilogramm Sprengstoff deponiert hat, die Nord Stream 1 und einen Teil von Nord Stream 2, der neueren Pipeline, die noch kein Gas an Kunden geliefert hat, lahmgelegt hat.
Experten wiesen darauf hin, dass es zwar theoretisch möglich war, den Sprengstoff von Hand an der Pipeline anzubringen, dass es aber selbst für erfahrene Taucher eine Herausforderung gewesen wäre, mehr als 200 Fuß tief zum Meeresboden zu tauchen und langsam wieder an die Oberfläche zu steigen, um ihren Körpern Zeit zur Dekompression zu geben.
Eine solche Operation hätte mehrere Tauchgänge erfordert und die Andromeda der Gefahr ausgesetzt, von Schiffen in der Nähe entdeckt zu werden. Die Mission wäre leichter zu verbergen und mit ferngesteuerten Unterwasserfahrzeugen oder kleinen U-Booten durchzuführen gewesen, sagten Tauch- und Bergungsexperten, die in dem Gebiet der Explosion gearbeitet haben, das durch raue See und starken Schiffsverkehr gekennzeichnet ist.
Die deutschen Ermittlungen haben ergeben, dass die auf einem Tisch in der Schiffskabine gefundenen Spuren von "militärischem" Sprengstoff mit der Charge Sprengstoff übereinstimmen, die für die Pipeline verwendet wurde. Mehrere Beamte bezweifelten, dass geschickte Saboteure solch eindeutige Beweise für ihre Schuld hinterlassen würden. Sie fragen sich, ob die Sprengstoffspuren – die Monate nach der Rückgabe des gemieteten Bootes an seine Besitzer gefunden wurden – die Ermittler fälschlicherweise zur Andromeda als dem für den Anschlag verwendeten Schiff führen sollten.
"Die Frage ist, ob die Geschichte mit dem Segelboot ein Ablenkungsmanöver ist oder nur ein Teil des Bildes", sagte eine Person, die mit den Ermittlungen vertraut ist.
Andere wiederum halten es für möglich, dass die Attentäter einfach nur schlampig gearbeitet haben.
"Es passt alles nicht zusammen", sagte ein hochrangiger europäischer Sicherheitsbeamter zu den Beweisfragmenten. "Aber Menschen können Fehler machen."
Der Verdacht richtet sich auf Polen und die Ukraine
Die deutschen Ermittlungen haben die Jachtvermietung mit einer polnischen Firma in Verbindung gebracht, die wiederum einer europäischen Firma gehört, die mit einem prominenten Ukrainer in Verbindung steht, was Spekulationen von Berlin über Warschau bis nach Kiew anheizt, dass ein schwerreicher Partisan die Operation finanziert haben könnte. Die Identität des polnischen Unternehmens und der ukrainischen Person sowie ihr mögliches Motiv bleiben unklar.
Auf der Grundlage der ersten deutschen Erkenntnisse haben Beamte über eine mögliche Beteiligung der polnischen oder ukrainischen Regierung an dem Anschlag getuschelt. Polen könnte ein Motiv gehabt haben, da es seit Beginn des Nord-Stream-Projekts in den späten 1990er Jahren zu den schärfsten Kritikern des Projekts gehört und davor gewarnt hat, dass die Pipelines, die von Westrussland nach Deutschland führen, Europa in Bezug auf Energie vom Kreml abhängig machen würden.
Marcin Przydacz, der wichtigste außenpolitische Berater des polnischen Präsidenten, mahnte zur Vorsicht, wenn es darum geht, aus den ersten Erkenntnissen Schlüsse zu ziehen. Auch er teilte die Ansicht, dass es sich bei Andromeda um ein Ablenkungsmanöver handeln könnte, sagte aber, dass es möglicherweise von Moskau platziert worden sei.
"Das könnte ein russisches Spiel sein, um Polen die Schuld zu geben", sagte Przydacz in einem Interview im Präsidentenpalast in Warschau. "Polen hat mit diesem [Anschlag] nichts zu tun".
Die Geheimdienste haben keine eindeutigen Beweise dafür gefunden, dass Russland, das ursprünglich als Hauptverdächtiger galt, verantwortlich war.
Privat sagten ehemalige polnische Regierungsbeamte, dass sie trotz der vehementen Opposition des Landes gegen Nord Stream und der entschiedenen Unterstützung für die Bewaffnung der Ukraine bezweifelten, dass Präsident Andrzej Duda einen Akt genehmigen würde, der das Risiko birgt, das Bündnis der Nationen, die die Ukraine verteidigen, zu zerbrechen. Polnische Beamte bezeichnen den Konflikt zwischen der Ukraine und Russland routinemäßig als "unseren Krieg" und befürchten, dass der russische Präsident Wladimir Putin im Falle eines Erfolgs in der Ukraine als Nächstes Polen ins Visier nehmen könnte.
Der Verdacht, dass die Ukraine hinter den Bombenanschlägen auf die Nord Stream-Pipelines steckt, stützt sich zum Teil auf abgefangene Nachrichten von pro-ukrainischen Personen, die vor den Explosionen die Möglichkeit eines Angriffs auf die Pipelines diskutierten, wie die Washington Post berichtete.
Ein hochrangiger westlicher Sicherheitsbeamter, der Kenntnis von den heimlich gesammelten Informationen hatte, sagte, dass die Kommunikation erst nach den Bombenanschlägen entdeckt wurde, als westliche Spionagebehörden begannen, ihre Aufzeichnungen nach Erkenntnissen zu durchsuchen.
"Die Ukraine hat sich absolut nicht an dem Anschlag auf Nord Stream beteiligt", sagte Michail Podoljak, ein hochrangiger Berater von Präsident Wladimir Selenskij, letzten Monat und fragte, warum sein Land eine Operation durchführen würde, die "die Region destabilisiert und die Aufmerksamkeit vom Krieg ablenkt, was für uns kategorisch nicht von Vorteil ist."
Diejenigen, die eine ukrainische Beteiligung vermuten, sagten, dass die Zerstörung der Pipeline ein Versuch gewesen sein könnte, die Unterstützung der Verbündeten angesichts der russischen Aggression zu gewinnen und insbesondere die deutsche Entschlossenheit zu stärken. Deutschland hatte wenige Tage vor dem Einmarsch Russlands in die Ukraine die Genehmigung für die Nord Stream 2-Pipeline gestoppt.
Beamte in den USA und Europa machten zunächst Russland für den Bombenanschlag verantwortlich. Das Land hatte bereits den Gasfluss durch Nord Stream 1, die ältere der beiden Pipelines, gestoppt. Das deutete darauf hin, dass Moskau gewillt war, mit Energielieferungen eine Art politische Erpressung zu betreiben.
Eine der beiden Nord-Stream-2-Pipelines bleibt intakt. Beide Leitungen von Nord Stream 1 wurden bei den Explosionen am 26. September durchtrennt.
Einige Beamte sagten, dass ukrainische Saboteure oder solche aus anderen Ländern, die im Interesse der Ukraine handeln, Nord Stream ohne Selenskijs Wissen angegriffen haben könnten, und argumentierten, dass er keinen vollständigen Einblick in alle Operationen seiner Regierung oder des Militärs hat. Diese Art der plausiblen Bestreitbarkeit könnte den gefeierten Staatschef schützen und die politischen Folgen eines dreisten, mit seinem Land in Verbindung gebrachten Angriffs abschwächen, so die Beamten.
Kein Land hat eindeutige Beweise vorgelegt, die die Angriffe mit der Ukraine in Verbindung bringen, und ein hochrangiger Beamter der Regierung Biden hat darauf hingewiesen, dass die abgefangene Kommunikation pro-ukrainischer Akteure nicht beweiskräftig ist.
Der deutsche Verteidigungsminister Boris Pistorius warnte davor, voreilige Schlüsse über die Verantwortlichen zu ziehen und deutete an, dass es sich um eine Operation unter "falscher Flagge" handeln könnte, ein Gedanke, der von anderen deutschen Politikern aufgegriffen wurde.
Roderich Kiesewetter, ein deutscher Abgeordneter, der einem Ausschuss angehört, der letzten Monat von Geheimdienstmitarbeitern über den Stand der Ermittlungen unterrichtet wurde, sagte, er glaube, dass die Ermittler noch keine Ergebnisse mitgeteilt haben, weil die "Beweislage viel zu dünn" sei.
Kiesewetter sagte, dass unbegründete Spekulationen über die Schuldigen den Zusammenhalt in Europa gefährden könnten. "Wir sollten weiter fragen, wer ein Interesse an der Detonation hatte" und wer "von Unsicherheit und Anschuldigungen profitiert", sagte er.
Die Spur der Brotkrümel
Während sich das Nord Stream-Rätsel in ein internationales Ratespiel verwandelt hat, haben deutsche Ermittler die Andromeda nach Hinweisen durchsucht. Die Behörden wurden auf das Schiff aufmerksam, nachdem der Inlandsgeheimdienst des Landes einen "sehr konkreten Hinweis" von einem westlichen Nachrichtendienst erhalten hatte, dass das Schiff in die Sabotage verwickelt sein könnte, so ein deutscher Sicherheitsbeamter, der den Namen des Landes, das die Informationen weitergegeben hatte, nicht nennen wollte.
Die deutschen Behörden hielten den Hinweis für glaubwürdig und gaben die Informationen an die Strafverfolgungsbehörden weiter, so der Beamte.
Nach Angaben der Ermittler hinterließ die Andromeda eine virtuelle Spur von Brotkrumen, als sie von einem deutschen Hafen in Richtung Ostsee ablegte.
Mola Jachting vermietete das Boot am 6. September vom Hafen Hohe Düne in Warnemünde, einer deutschen Hafenstadt an der Ostsee, in der Nähe von Rostock, das etwa 145 Meilen nördlich von Berlin liegt. Der Vermietungsort liegt in Sichtweite eines riesigen Ferienkomplexes, in dem sich ein Fünf-Sterne-Hotel, sieben Restaurants und ein hochwertiges Einkaufszentrum befinden, mit Blick auf den Hafen.
Die Ermittler sagten, das Boot sei dann in nordöstlicher Richtung gefahren und habe im Hafendorf Wiek auf dem nördlichsten Teil der Insel Rügen Halt gemacht.
Als ein Reporter von der Washington Post Anfang März dort war, hatte sich der Ort, abgesehen von einigen Hundespaziergängern, die den eisigen Temperaturen trotzten, geleert. Ein halbes Dutzend Jachten dümpelte im Wasser, wo die Andromeda gelegen haben soll. "Die Ermittler kamen Mitte Januar, und wir haben ihnen geholfen, wo wir konnten", sagte der Hafenmeister René Redmann.
"Es wäre nicht ungewöhnlich, wenn ein Schiff, das von Rostock aus mit dem Ziel Bornholm losfährt, in Wiek einen Zwischenstopp einlegt", so Redmann, der sich auf eine dänische Insel in der Nähe des Explosionsortes der Nord Stream bezieht. Die Ermittler gehen davon aus, dass die Andromeda das Hafendorf Wiek verließ und vor der Küste der winzigen Insel Christianso in der Nähe von Bornholm festmachte.
Ein Zwischenstopp in Hafendork Wiek bot der Besatzung der Andromeda möglicherweise eine letzte Gelegenheit, sich mit Vorräten einzudecken, bevor sie zum Explosionsort aufbrach.
"Viele Dinge werden auf die Boote geladen … auch Lebensmittel", sagte Redmann. "Einige Leute halten an, um Treibstoff zu tanken." Redmann wollte nicht bestätigen, dass die Andromeda dort anhielt, und verwies auf die laufenden Ermittlungen der Strafverfolgungsbehörden. Er sagte jedoch, dass er keine Aufzeichnungen über die Identität der Besatzung habe, sondern nur den Namen des Schiffes, die Anzahl der Personen an Bord und die Art des Schiffes.
"Die Aufnahme der Namen der Passagiere ist Aufgabe des Charterunternehmens", so Redmann. Thomas Richter, Miteigentümer des Charterunternehmens Mola, sagte, dass die Durchsuchung der Andromeda in Dranske auf Rügen stattfand, wo die Jacht im Winterlager untergebracht war. Er lehnte es ab, weitere Einzelheiten zu nennen.
"Reden Sie nicht über Nord Stream"
Bei all den Intrigen um die Frage, wer die Pipeline gesprengt hat, sind einige westliche Beamte nicht so erpicht darauf, das herauszufinden.
Bei Versammlungen von europäischen und NATO-Entscheidungsträgern haben sich die Beamten an einen Rhythmus gewöhnt, sagte ein hochrangiger europäischer Diplomat:
"Reden Sie nicht über Nord Stream."
Die Staats- und Regierungschefs sähen wenig Nutzen darin, zu tief zu graben und eine unbequeme Antwort zu finden, sagte der Diplomat, der die Meinung mehrerer Kollegen in anderen Ländern wiedergab, die sagten, sie würden sich lieber nicht mit der Möglichkeit befassen, dass die Ukraine oder Verbündete involviert seien.
Selbst wenn es einen eindeutigen Schuldigen gäbe, würde das wahrscheinlich weder die Waffenlieferungen an die Ukraine stoppen, noch die Wut auf Russland verringern oder die Strategie des Krieges ändern, so die Beamten. Der Angriff liegt Monate zurück, und die Verbündeten haben weiterhin mehr und schwerere Waffen für den Kampf bereitgestellt, der in den nächsten Monaten vor einer entscheidenden Phase steht.
Da bisher kein Land als Urheber des Anschlags ausgeschlossen werden konnte, sagten die Beamten, dass sie sich scheuten, Verdachtsmomente zu äußern, die versehentlich eine befreundete Regierung verärgern könnten, die möglicherweise an der Sprengung von Nord Stream beteiligt war.
In Ermangelung konkreter Anhaltspunkte herrscht eine peinliche Stille. "Es ist wie eine Leiche bei einem Familientreffen", sagte der europäische Diplomat und griff zu einer düsteren Analogie. Jeder sieht, dass da eine Leiche liegt, tut aber so, als sei alles normal.
"Es ist besser, wenn man es nicht weiß."
Ende der Übersetzung
Zuerst veröffentlicht auf dem Medienportal Anti-Spiegel am 30. März 2023
Thomas Röper ist Herausgeber und Blogbetreiber der Webseite Anti-Spiegel.
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