Von Nikolai Storoschenko
In Sankt Petersburg wurde Wladlen Tatarski, einer der bekanntesten Kriegskorrespondenten, ermordet. Wladlen Tatarski war das Pseudonym, unter dem der Blogger und Publizist Maxim Fomin arbeitete. Die Umstände des Verbrechens lassen auf die Arbeit der ukrainischen Sicherheitsdienste schließen und erinnern an ein ebenso berüchtigtes Verbrechen aus jüngster Zeit: den Mord an der Journalistin Darja Dugina. Es enthüllt auch das Aktionsmuster, das das Kiewer Regime auf seinem Territorium etablieren will.
Der Tathergang wurde im Allgemeinen bereits geklärt. Der Eintritt zu dem Vortragsabend des Kriegsberichterstatters in einem Café im Zentrum von Sankt Petersburg war frei. Jeder konnte eintreten sowie sich im Voraus über die Organisation dieses Treffens informieren.
Einem Bericht zufolge war bei dem Treffen eine junge Frau anwesend, welche Tatarski eine Statuette schenkte. Die Frau gilt nun als die Hauptverdächtige. Es sei möglich, dass die von ihr an Tatarski überreichte Statuette den Sprengstoff enthielt, der um 18:15 Uhr Moskauer Zeit explodierte. Neben dem verstorbenen Kriegsberichterstatter Maxim Fomin (besser bekannt als Wladlen Tatarski) gab es bis zum Sonntagabend mehr als zwei Dutzend Verletzte. Eine andere Version besagt, dass der Sprengsatz bereits zuvor in dem Café deponiert worden war.
Die Explosion löste eine vorhersehbare Reaktion aus. Ausgerechnet diese Reaktion ist einer der Gründe, warum solche Anschläge organisiert werden. "Wir haben lange Arme." "Die werden wir auch in Sankt Petersburg kriegen." Die ukrainische Blogosphäre quillt bereits über mit solchen und ähnlichen prahlerischen Äußerungen. Man sprengt nicht der Sprengung wegen, Sprengen allein ist nur die Hälfte. Man tut es, um einzuschüchtern.
Davon abgesehen konfrontiert diese Tragödie zum jetzigen Zeitpunkt mit einer Reihe von Rätseln, Fragen und Widersprüchen. Der Vortragsabend fand nicht etwa in einem Stadion statt, sondern in einem kleinen Café mit wenigen Leuten. Es wäre daher nicht allzu schwer gewesen, die üblichen Sicherheitsvorkehrungen einzuhalten. Medienberichten zufolge hielten sich jedoch in dem Café keine Sicherheitsleute auf. Wenn sich der Sprengstoff tatsächlich in einem von einem Besucher mitgebrachten Geschenk befunden hätte, hätte dieser von einem Spürhund erschnüffelt werden können oder die darin enthaltene Elektronik wäre von einem EMP-Detektor entdeckt worden. In anderen Medienberichten heißt es jedoch, dass die Statuette zwar untersucht, aber nichts Verdächtiges darin gefunden worden war.
Wenn wir jetzt die Zeit zurückdrehen würden, gelangen wir zum Zeitpunkt des Mordes an der Journalistin Darja Dugina, der ebenfalls von einer Frau organisiert wurde. Wie Wsgljad bereits berichtete, brüstet sich der ukrainische Sicherheitsdienst mit der Ausbildung und Einschleusung weiblicher Agenten. Nicht nur der SBU (Inlandsgeheimdienst der Ukraine; Anm. d. Red.), auch der GUR (Militärischer Nachrichtendienst der Ukraine; Anm. d. Red.) verfügt über seine eigenen Leute. Es ist nicht auszuschließen, dass die beiden Institutionen mit ihren Verlautbarungen nur die Spitze des Eisbergs enthüllen, mit dessen Aufbau Kiew schon lange vor dem Euromaidan begonnen hatte.
Die Schlussfolgerung, dass sich die Ukraine in einen terroristischen Staat verwandelt hat, drängt sich geradezu auf. Wenn wir noch weiter zurückblicken, kommen wir zu den zahlreichen Fällen von Terroranschlägen gegen Mitarbeiter der provisorischen Verwaltungen in den neuen Gebieten der Russischen Föderation (hauptsächlich in den Gebieten Saporoschje und Cherson). Verhinderte Terroranschläge und/oder die Festnahme von Saboteuren hat es im Übrigen auch gegeben.
Werfen wir erneut einen Blick in die Vergangenheit. Der Chef der DVR (Donezker Volksrepublik; Anm. d. Red.), Alexander Sachartschenko, wurde in Donezk ermordet, Givi und Motorola ebenda. So kommen wir bis zum ukrainischen Schriftsteller Oles Busina, dessen Ermordung diese Liste eröffnet. An ihn hat man sich im letzten Herbst, im Anschluss an die Ermordung von Darja Dugina, oft erinnert. Es gibt nun wieder einen Grund, zu erinnern.
Zu erinnern und stets zu bedenken: Wir befinden uns leider in einer defensiven Position. Allem Anschein nach haben wir es hier nicht etwa mit "irgendjemandem, der irgendwo zeitweise" gegen Russland arbeitet, zu tun, nein, hier handelt es sich um eine ausgewachsene geheime Untergrundbewegung. Ganz im Sinne eines SBU-Mannes, der mit gefälschten Pässen prahlte und chirurgischen Eingriffen zur Verleihung einer neuen Identität. "Die Morde an Wladlen Tatarski und Darja Dugina tragen die Handschrift derselben weit verzweigten Gruppe", glaubt Sergei Gontscharow, ein ehemaliger Mitarbeiter des russischen Geheimdienstes.
Was ist der Sinn von all dem? Wenn einer, zwei oder drei Kriegsberichterstatter durch Anschläge getötet werden, wird das die Kriegsberichterstattung nicht aus der Welt schaffen. Zwar sorgen die ukrainischen Sicherheitsdienste mit der Ermordung prominenter Vertreter der russischen Medienlandschaft für Unruhe in den Köpfen und Seelen der russischen Bürger. Aber der Hauptadressat dieser Morde befindet sich nicht in Russland, sondern in der Ukraine. Diese Shows sind für ihn bestimmt. Erst neulich hat der Kiewer Propagandist Alexei Arestowitsch wieder einmal freimütig zugegeben, seine Mitbürger bewusst belogen zu haben. "Es war notwendig, das Land zusammenzuhalten, damit der seidene Faden, an dem alles zitternd und schwankend hing, nicht riss. Ich hatte die Wahl zwischen 'zwei, drei Wochen' [Dieser berüchtigte Spruch von Arestowitsch hat die Runde gemacht – Anm. von Wsgljad] oder den Millionen, die den Verstand verloren hätten, die in Panik verfallen wären ... einem Land, das die Fähigkeit zum Widerstand verloren hätte."
All diese Morde und spektakulären Terroranschläge (wie der Anschlag auf die Krim-Brücke) sind genau das Gleiche wie die "zwei, drei Wochen" von Arestowitsch. Ganz zu schweigen von dem ständigen Beschuss der russischen Grenzdörfer. Es ist, als ob die Vertreter des Kiewer Regimes deutlich machen wollen: Ja, wir kämpfen nun schon im zweiten Jahr und ein Ende ist nicht in Sicht. Ja, wir haben viel verloren und die Hoffnung schwindet. Aber seht, Tatarski ist ermordet worden. Und morgen kriegen wir vielleicht jemand anderen.
Heute das, morgen werden sie den orthodoxen Priestern die Kiewer Lawra wegnehmen, übermorgen wird Biden wieder ein paar Waffen dem Kiewer Regime zuwerfen, und am Ende der Woche kommt vom IWF die erste Tranche eines Kredits zugeschoben, und schon hat man wieder eine Woche durchgehalten. Und dann geht alles wieder von vorne los. So gibt es zwar keine große "Peremoha" ("Sieg" auf Ukrainisch), dafür jede Menge kleiner Etappensiege.
Vor einigen Jahren hörte man aus der Ukraine oft prahlerische Prognosen: Die Partnerschaft mit dem Westen und die Freiheit durch den Euromaidan werden uns zu einem erfolgreichen und reichen Land machen. Einem Land, das zu werden Russland sich nur erträumen kann. Dann würden auch die Krim und der Donbass (oder sogar das Kuban-Gebiet!) zurückkehren. Doch der einzige Erfolg, mit dem sich die Ukraine heute brüsten kann, ist, dass sie es gelernt hat, ihre ideologischen Gegner mit terroristischen Methoden auszulöschen. Es ist nun klar, dass dies das wahre Aktionsmuster ist, welches das Kiewer Regime so weit wie möglich etablieren möchte.
Es lohnt sich, die terroristischen Aktivitäten der Ukraine zur Kenntnis zu nehmen und daraus Schlüsse zu ziehen. Der Gegner setzt sich über alle Sitten und Anstandsregeln hinweg und sollte nicht unterschätzt werden.
Übersetzt aus dem Russischen. Zuerst erschienen in Wsgljad, 2. April 2023.
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