Von Kirill Strelnikow, RIA Nowosti
Neulich gab das US-Landwirtschaftsministerium zähneknirschend zu, dass seine Prognose für Weizenexporte aus Russland mit 43,5 Millionen Tonnen weiterhin hoch bleibt. Nach Angaben des russischen Landwirtschaftsministeriums dürften die Weizenexporte für die Saison 2022/23 sogar noch viel höher ausfallen und 55 bis 60 Millionen Tonnen (im Vergleich zu 32,6 Millionen Tonnen in den Jahren 2021/22) betragen, was das höchste Niveau der letzten fünf Jahre wäre. Aber selbst wenn wir unseren "Nichtpartnern" glauben (die sich schämen, die Krim nicht in die Berechnung einzubeziehen), ist klar, dass Russland einen mächtigen Hebel zur Beeinflussung der Weltpolitik und der Wirtschaft in der Hand hat, dessen Bedeutung von Jahr zu Jahr nur zunehmen wird.
Wie Wladimir Putin in seiner jüngsten Rede feststellte, war das Sanktionsjahr 2022 ein historisches Rekordjahr für Russland: Das Land erntete mindestens 150 Millionen Tonnen Getreide und Hülsenfrüchte (fast ein Drittel mehr als im Vorjahr), und die Getreideexporte stiegen wertmäßig um 15 Prozent. Allein im Januar und Februar des Jahres 2023 haben sich die Weizenlieferungen aus Russland im Vergleich zum Vorjahreszeitraum fast verdoppelt. Gleichzeitig liegt der Inlandsbedarf an Getreide in Russland aufgrund der gemessen an den größten Anbauflächen der Welt relativ kleinen Bevölkerung nur bei etwa 75 bis 80 Millionen Tonnen pro Jahr. Berücksichtigt man die Zahlen der Exporte, so bleibt uns garantiert eine grandiose Reserve von mehr als 17 Millionen Tonnen Weizen und mehr als 25 Millionen Tonnen für alle Getreidearten. Das hat es noch nie gegeben, was bedeutet, dass die uns von den Verfassern der Sanktionen angedrohten Brotmarken und Brotrationierung für sie selbst in naher Zukunft wahrscheinlich sehr nützlich sein werden.
Weizen, Mais und Gerste machen 94 Prozent der Weltgetreideernte aus, und für die Menschen in vielen Ländern ist Brot die Grundlage für die tägliche Ernährung, sodass Russland angesichts der negativen globalen Trends seine Position als globale "Food Bank" untermauert, eine Bank, die keine Papierscheine druckt, sondern in mehr als 130 Ländern für globale Ernährungssicherheit sorgt.
Russland ist derzeit weltweit führend bei den Weizenexporten und hat einen Anteil von etwa 19 Prozent am Weltmarkt. Nur auf zwei Kontinenten – der Antarktis und Australien – ist unser Getreide nicht zu finden, und jedes fünfte Stück Brot auf der Welt ist russischen Ursprungs. Jeder Versuch, den Einfluss Russlands bei der Versorgung der Welt mit Nahrungsmitteln zu schwächen, würde sofort eine Katastrophe gigantischen Ausmaßes verursachen und sowohl die USA als auch die EU in den Abgrund reißen – dessen ist sich der kollektive Westen wohl bewusst. Deshalb wurden Russlands Getreide- und Düngemittelausfuhren von den Sanktionslisten gestrichen, und gerade jetzt versuchen die westlichen Länder fieberhaft, das Getreidedeal zu verlängern, während der UN-Generalsekretär persönlich in der Welt herumreist, um sicherzustellen, dass die russischen Düngemittelausfuhren nicht behindert werden.
Die Erklärung für diese Großzügigkeit und Milde liegt auf der Hand: Die Welt ist von einer massiven Nahrungsmittelkrise bedroht, deren Ende nicht einmal die weitsichtigsten und engagiertesten Experten erkennen können. Die weltweiten Reserven an Weizen und Gerste sind auf dem niedrigsten Stand seit fünf Jahren, und der Getreideverbrauch hat einen mehrjährigen Höchststand erreicht. Experten gehen davon aus, dass die Welt eine weitere Defizitperiode bei Weizen und Gerste erleben wird, was unweigerlich zu einem Abbau der Getreidevorräte führen wird. Beamte der Weltbank und des Weltwirtschaftsforums räumten ein, dass 349 Millionen Menschen in 79 Ländern am Rande des Verhungerns stehen, und die Situation könnte sich noch verschlimmern, da die weltweite Nahrungsmittelproduktion im Jahr 2023 voraussichtlich auf den niedrigsten Stand seit drei Jahren sinken wird. Im 170 Millionen Einwohner zählenden Bangladesch zum Beispiel haben sich die Weizenpreise im letzten Jahr verdoppelt, und die Menschen müssen dringend auf billigeren Reis umsteigen. Der "globale Garten" der Euroländer ist ebenfalls nicht verschont geblieben und hat die Auswirkungen der Krise zu spüren bekommen: Die Lebensmittelinflation betrug dort im Januar des Jahres 2023 14,1 Prozent – und das ist erst der Anfang.
Die Krise wird durch das stetige Wachstum der Bevölkerung und der Viehbestände, ungünstige klimatische Veränderungen und einen Rückgang der Nahrungsmittelproduktion in Ländern verschärft, die früher zu den Spitzenreitern gehörten: So wird die Weizenernte in der Ukraine, die mit einem Anteil von 28 beziehungsweise 29 Prozent nach Russland der zweitgrößte Produzent von Weizen und Gerste war, um schätzungsweise ein Drittel und der Export um ein Mehrfaches zurückgehen. Die Weizenausfuhren aus Argentinien werden dürrebedingt stark zurückgehen, und auch aus Australien, Indien und der EU hagelt es schlechte Nachrichten.
Die einheitliche Meinung von Experten aus freundlichen, unfreundlichen und neutralen Ländern ist einfach: Die Voraussetzungen für eine deutliche Senkung der globalen Getreidepreise im Vergleich zu Juli/August des Jahres 2022 sind derzeit nicht gegeben; die Ernte im Jahr 2023 könnte aufgrund der rückläufigen Rentabilität in einigen Ländern um die Hälfte geringer ausfallen; die globale Marktsituation begünstigt insgesamt weitere Preissteigerungen.
Bereits im Jahr 2018 hatte Putin erklärt, dass Russland mit Lebensmitteln bereits so viel verdient wie mit Waffenexporten. Wir sehen jetzt einen ähnlichen Stand der Dinge: Offenen Daten zufolge beläuft sich der Auftragsbestand Russlands für Rüstungsexporte auf mindestens 50 Milliarden US-Dollar, und die für das Jahr 2023 erwarteten Mindesteinnahmen aus Lebensmittelverkäufen werden auf 40 Milliarden US-Dollar geschätzt.
Im Gegensatz zu Waffen, die maschinell hergestellt werden, ist Russland auf dem Markt für Lebensmittel, die die Erde hervorbringt, durch nichts und niemanden zu ersetzen. Das bedeutet, dass der Einfluss unseres Landes auf die Weltwirtschaft und die Weltpolitik nur zunehmen wird.
Unsere "Unfreunde" können aus Bosheit und Neid den "Schwanensee" oder die russische Sprache abschaffen, aber sie sind definitiv nicht in der Lage, das russische Brot zu verbannen. Denn Russophobie mag noch so ein hohes Gut sein, Butter lässt sich aber nicht draufschmieren. Und der Hunger lässt sich damit abschaffen erst recht nicht.
Übersetzt aus dem Russischen. Der Artikel ist am 10. März auf ria.ru erschienen.
Mehr zum Thema - Medien: Kiew nimmt Gespräche zur Verlängerung des Getreidehandels auf, Moskau nicht beteiligt