Von Seyed Alireza Mousavi
Seit mehr als 20 Jahren ist der Westen "besorgt" über Teherans bevorstehende "Atombombe". Die Inspektoren der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) sollen kürzlich bei einem Besuch der iranischen Atomanlage Fordo Spuren von Uran mit einem Reinheitsgrad von fast 84 Prozent gefunden haben. Der westliche Medienapparat hat nach dem IAEA-Bericht eine großangelegte Medien-Kampange gegen Iran eingeleitet, in der behauptet wird, dass Teheran nun tatsächlich eine Atombombe bauen wollte und das Land bereits auf dem Weg zur Atommacht wäre. Und das, obwohl es von Anfang an unklar blieb, ob Teheran das Material bewusst derart hoch angereichert hatte oder ob die Konzentration das Ergebnis einer unbeabsichtigten Anhäufung war.
Seit April 2021 reichert Iran offiziell Uran auf einen Reinheitsgrad von 60 Prozent an. Laut dem US-Auslandsgeheimdienst CIA gebe es derzeit keine darauf Hinweise, dass Iran sich entschieden hat, sein militärisches Atomprogramm wiederaufzunehmen. Dieser bedeutsamen Meldung wird in der westlichen Berichterstattung allerdings keine sonderliche Aufmerksamkeit geschenkt.
IAEA-Generaldirektor Rafael Grossi reiste deshalb am Wochenende nach Teheran, um ungeklärte Entwicklungen bei der iranischen Atom-Frage anzusprechen. Nach Grossis Iran-Reise haben die Meinungsmacher im Westen allerdings eher das Gegenteil von dem erreicht, was sie mittels ihrer provokativen Berichterstattung erreichen wollten. IAEA-Chef lobte nicht nur die Zusammenarbeit mit Iran, sondern er machte in Teheran sehr deutlich, dass jegliche militärische Angriffe auf Nuklearanlagen in Iran "illegal" seien. Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) soll mit Iran eine genauere Überwachung von Nuklearanlagen vereinbart haben. Die Meldungen aus Teheran sorgten für die Verstimmung in Israel –, das Iran mehrfach mit möglichen Luftschlägen gegen seine Atomanlagen gedroht hat. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu bekräftigte am Sonntag, dass sich Israel gegen eine nukleare Aufrüstung Irans zur Wehr setzen wolle. Netanjahu nahm damit nach Angaben seines Büros Bezug auf jüngste Äußerungen des Chefs der Internationalen Atomenergie-Organisation IAEA in Teheran.
Nachdem die Atomverhandlungen mit Iran ins Stocken geraten sind, fährt der Westen seit September 2022 eine hybride Kriegsführung gegen Teheran – vor allem anhand der Medien. Denn der Westen hat derzeit keinen Plan B für die Eindämmung Irans in der gesamten Region, wobei Teheran auch vorgeworfen wird, Waffen an Russland für den Ukraine-Krieg zu liefern. Die USA setzen derzeit auf eine neue Runde der Unruhestiftung, nachdem die jüngste orchestrierte und durch Medien angeheizte Kampagne für Proteste in Iran gescheitert war.
Nachdem die in den westlichen Medien als "Frauenrevolution" dargestellten Unruhen plötzlich abgeflaut sind, kommt den westlichen Medien nun die mysteriöse Vergiftungswelle an Mädchenschulen in Iran sehr gelegen, um die Spaltung der iranischen Gesellschaft weiter zu schüren. Damit versucht der Westen der iranischen Führung sein Diktat aufzuzwingen. Zeitgleich finden indirekt Gespräche zwischen Iran und den USA über Maßnahmen statt, mit denen neue Verhandlungen über eine Rückkehr zum Atomabkommen mit Iran ermöglicht werden können. Dazu könnten Freilassungen westlicher Gefangener in Iran gehören, sowie die Freigabe iranischer Auslandsguthaben und ein Ende angeblicher iranischer Unterstützung für Russlands Militäroperation in der Ukraine.
Irans Strategie zielt offenbar darauf ab, seine Integration und die Orientierung gen Osten zu intensivieren. Teheran setzt gleichzeitig sein Atomprogramm für die Ausbalancierung seiner Beziehungen zwischen dem Westen und dem Osten ein. Mit anderen Worten: Sollte Iran sich irgendwann dazu entschließen, eine Atomwaffe zu bauen, so verfügt er vermutlich bereits jetzt über die Fähigkeit und das Wissen dazu. Durch sein Raketenprogramm hat Iran allerdings auch so schon eine starke Abschreckungsfähigkeit gegenüber seinen Rivalen. Teheran führt geschickt einen Balanceakt mit dem Westen aus, wonach Teheran es bevorzugt, sich bei der Atomfrage in der Grauzone zu bewegen, um weitere Provokation in Richtung Westen zugunsten Israels zu vermeiden.
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