RIA über Boris Pistorius und die Bundeswehr: Achsenmächte marschieren gegen Russland auf

Kommentatoren in Russland wundern sich über die neue deutsche Aggressivität, die an den Ungeist erinnert, der den Ersten Weltkrieg auslöste und in Hitlers Vernichtungskriegen gipfelte. Keine zwei Generationen nach der Niederlage des Hitlerfaschismus wird an einer neuen antirussischen Achse gezimmert. "Drang nach Osten" wie eh und je.

Von Wiktorija Nikiforowa, RIA Nowosti

In Deutschland hat sich etwas Überraschendes ereignet: Die Liste der beliebtesten Politiker des Landes wird plötzlich von dem neu ernannten Verteidigungsminister Boris Pistorius angeführt. Das ist beispiellos für ein Land, das mit einem so schrecklichen historischen Erbe belastet ist.

Jahrzehntelang erinnerten sich die Deutschen nur dann an die Bundeswehr, wenn dort mal wieder ein Sexskandal aufflog. Im Jahr 2019 behauptete beispielsweise ein Oberstleutnant, der ein in der Nähe von Berlin stationiertes Fernmeldebataillon befehligte, er sei jetzt Anastasia, und postete Bilder von sich in den sozialen Medien, um Sexualpartner anzulocken. Das Kommando erteilte ihm einen Verweis, der Oberstleutnant ging vor Gericht, und die Journalisten wurden unruhig. Die Öffentlichkeit fragte sich, ob es richtig war, Hunderte von Millionen Euro in eine solche Armee zu investieren.

Dementsprechend fristete ein deutscher Verteidigungsminister sein Dasein jahrzehntelang überwiegend am Rand des medialen Interesses. Doch dann tauchte plötzlich Pistorius auf. Der neue Minister hat es bereits geschafft, sich in einem Leopard-Panzer fotografieren zu lassen, und versprach, mehr von diesen Kampffahrzeugen in die Ukraine zu schicken. Gerade hat er angekündigt, dass gemeinsame Übungen der Bundeswehr mit amerikanischen und polnischen Einheiten "ein klares Signal an Putin senden sollen: Die NATO ist keineswegs so schwach, wie er dachte".

Pistorius fordert ständig Geld von der Regierung, behauptet, dass die berüchtigten zwei Prozent des BIP als Verteidigungsausgaben nicht ausreichen, und hat bereits verplant, wofür er die hundert Milliarden Euro Sondervermögen ausgeben will, die der Bundestag im letzten Jahr der Bundeswehr bereitgestellt hat. Zu seinem Programm gehören die Entbürokratisierung der Bundeswehr (der Minister beklagt, dass es manchmal bis zu zwölf Instanzen braucht, um dort eine Entscheidung zu treffen), die Steigerung der Produktivität des militärisch-industriellen Komplexes und die Vergrößerung der deutschen Armee.

Auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges dienten mehr als eine halbe Million Männer in der Bundeswehr. Heute ist diese Zahl auf 180.000 gesunken. Mit den schwindelerregenden Budgets, die Berlin nun zur Verfügung stellt, haben die Deutschen alle Chancen, zu den früheren Zahlen zurückzukehren und so die stärkste und technisch am besten ausgerüstete Armee in Europa zu schaffen.

Gegen wen wird sie gerichtet sein? Natürlich gegen Russland, daraus macht niemand einen Hehl.

Paradox, aber Pistorius ist kein geborener Falke, er ist überhaupt kein Mann des Militärs. Nach seinem Militärdienst im Jahr 1980 hat er erst als Rechtsanwalt gearbeitet, dann als Bürgermeister seiner Heimatstadt Osnabrück. Und nun soll ausgerechnet dieser grauhaarige Mann Deutschland vom "historischen Schuldkomplex" befreien, was Amerikaner und Briten schon lange von Berlin fordern.

Man kann es kaum fassen, dass diese ungezügelte Militarisierung in einem Land stattfindet, das die Russen mehrfach gerettet und wiederbelebt haben. Zunächst haben sie es von Hitler befreit, am Ende des Krieges retteten sie es vor den Briten, die die völlige Zersplitterung und Zerstörung Deutschlands planten, und schließlich haben sie 1990 die friedliche Wiedervereinigung von Ost- und Westdeutschland ermöglicht. Und jetzt – sozusagen als Dankeschön – plant Berlin erneut seinen "Drang nach Osten".

Es ist sehr symbolträchtig, dass die in Deutschland ausgebildeten ukrainischen Einheiten vollständig mit Nazi-Tätowierungen bedeckt sind und nicht zögern, SS-Angehörige zu imitieren. Offensichtlich gefällt den deutschen Eliten dieses Treiben aufrichtig, sie würden gerne mitmachen, sind aber noch ein wenig schüchtern dafür.

Derselbe Pistorius ist beim deutschen Politikum für die Offenheit beliebt, mit der er die aggressive antirussische Politik Berlins zum Ausdruck bringt. Die Leute mögen seine Geradlinigkeit, lobt ihn Alexander Müller von der mitregierenden FDP:

"Er ist ein Politiker, der nicht nuschelt und kein Kauderwelsch redet, sondern alles klar und deutlich sagt."

Wie wir sehen, scheuen sich einige im deutschen Establishment noch davor, Hitler originalgetreu zu kopieren, aber der Verteidigungsminister hat sich bereits vollständig von der Schimäre namens Gewissen befreit.

Eine ähnliche "Befreiung vom Schuldkomplex" ist heute in Japan in vollem Gange. Unter Missachtung seiner eigenen Verfassung hat es kürzlich eine nationale Sicherheitsdoktrin verabschiedet, die es ihm erlaubt, seine Gegner anzugreifen. Zu diesen Gegnern gehören – wie nicht anders zu erwarten – China, Nordkorea und Russland. Im Grunde genommen bricht Japan seine Verpflichtungen aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg und will wieder in Kriege ziehen. Mehr als dreihundert Milliarden Dollar sind im Haushalt für die Armee vorgesehen – was bedeutet, dass das Land der aufgehenden Sonne mehr für seine "Verteidigung" ausgeben wird als jedes andere Land der Welt außer den USA und China.

Die Japaner planen, Tomahawks von den USA zu kaufen und selbst Hyperschallraketen herzustellen. Die gesamte Palette an Marschflugkörpern soll in Hokkaidō – nahe der Seegrenze zu Russland – stationiert werden. Sie planen, die "Kurilenfrage" mit Gewalt zu "lösen".

In der Vergangenheit haben japanische und deutsche Führer die Geschichte mit den abscheulichsten Kriegsverbrechen geprägt. Ihre unschuldigen Opfer sind zahllos. Dennoch drängen ihre amerikanischen Herren nun darauf, dass genau diese Länder in den UN-Sicherheitsrat aufgenommen werden. Die Deutschen werden bereits mit amerikanischen Atomwaffen beliefert, und über Japan gibt es Andeutungen, dass es plötzlich "selbst" welche produzieren könnte.

Die antirussische Symbiose zwischen Tokio und Berlin ist eine Kopie der Konstellation der faschistischen "Achsen"-Länder, die in den 30er Jahren gegen die UdSSR ausgerichtet waren. Zunehmend wird auch Rom in dieses Unternehmen hineingezogen – sodass es überhaupt keinen Unterschied mehr gibt.

Die Italiener haben die Verteidigungsausgaben regelmäßig gekürzt, aber letztes Jahr kam die rechtsextreme Giorgia Meloni an die Macht und versprach, sie auf die berüchtigten zwei Prozent des BIP nahezu zu verdoppeln.

Natürlich wird die neue Achse unter dem wachsamen Auge Washingtons zusammengestellt. Sie haben bereits Pläne, ihre Armee gegen China einzusetzen und die Europäer trotz des fünften Artikels der NATO-Charta ihrem eigenen Schicksal zu überlassen. Sollen doch die europäischen Vasallen gegen Russland kämpfen und sich nicht auf den amerikanischen Atomschirm verlassen. Die Ukraine kommt irgendwie zurecht, also können die Europäer es auch.

Übersetzt aus dem Russischen. Der Artikel ist zuerst am 01.03.2023 auf ria.ru erschienen. 

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