Von Anton Gentzen
Dass die öffentlich-rechtlichen Medien in Deutschland spätestens seit dem zweiten Merkel-Kabinett nicht mehr neutral und unbefangen über der Regierung nicht angenehme Proteste und Kundgebungen berichten können, ist nichts Neues. Die von Sahra Wagenknecht und Alice Schwarzer organisierte Großdemonstration gegen die deutsche Kriegsbeteiligung am Sonnabend ließ die Galle in den Redaktionsstuben wieder auf giftige Werte steigen: Einfach nur berichten, ist dieser Tage offenbar nicht möglich. Und so liefern die Medien des Mainstreams in ihrer sogenannten "Berichterstattung" über die Berliner Kundgebung wieder einmal zahlreiche Lehrbuchbeispiele für Framing, Verächtlichmachung der Teilnehmer und sonst manipulative "Einordung".
Ein Beispiel aus der Tagesschau-Sendung, die am Sonnabend um 13.45 Uhr über die Bildschirme flimmerte. Der Moderator fragt den "Reporter" vor Ort, einen altbekannten Hetzer gegen jeden, der sich nicht gehorsam und still der aktuellen Regierungslinie fügt:
"Nehmen an der Kundgebung auch rechtsextreme Gruppierungen teil?"
Die Antwort des besagten "Qualitätsjournalisten" Olaf Sundermeyer:
"Ja, das war tatsächlich eine Einladung de facto, die auch angenommen wurde. Wir haben hier zahlreiche Leute aus dem Querdenker-Milieu, die wir auch bei anderen Demonstrationen der sogenannten Anti-Corona-Proteste hier in Berlin erlebt haben. Beispielsweise hinter mir sind Hunderte Leute aus diesen Milieus, es sind Reichsbürger hier, aber eben auch viele Altlinke aus dem westdeutschen Protestmilieu der Achtzigerjahre. Viele Ostlinke mit so bisschen DDR-Analogien, die hier durchschimmern. Wir haben auch einen Vergleich, einen Hitler-Vergleich mit Bundeskanzler Olaf Scholz und zu Annalena Baerbock hier erlebt. Also die Querfront, die im Vorfeld hier angekündigt wurde, hat sich tatsächlich versammelt, aus ganz Linken und ganz Rechten, die hier heute dem Aufruf von Sahra Wagenknecht und Alice Schwarzer gefolgt sind."
Sundermeyer passt zum grünen Zeitgeist wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge: ein Tausendsassa ohne auch nur einen erfolgreichen Berufsabschluss. Nach dem Abitur 1992 in Dortmund war er zunächst Pionier bei der Bundeswehr. Danach studierte er Rechtswissenschaften an der Ruhr-Universität Bochum und Journalistik an der Universität Dortmund, jeweils ohne Abschluss. Er war unter anderem tätig als Gastwirt in Dortmund, im Tourismus (Tourguide USA), im Bundestag (ein Jahr Mitarbeiter einer sächsischen Abgeordneten), als Radioreporter beim RBB und als "freier Auslandskorrespondent" in Warschau. Warum man ohne Studienabschluss überhaupt eine gut dotierte Anstellung im gehobenen Dienst einer öffentlich-rechtlichen Anstalt findet? Solch erstaunliche Karrieren werfen Fragen auf.
Selbst ein unbedeutender Journalist, ist er – wie bei dieser Art grünen Studienversagern üblich – schnell und unbarmherzig in seinen Urteilen über andere. Wer hat ihn ermächtigt, vor allem aber befähigt, Urteile darüber zu fällen, was "rechtsextrem", "altlink", "Querfront" ist? Über eine ausreichende Expertise und einen halbwegs geeigneten Bildungshintergrund dafür verfügt Sundermeyer nicht, aber offensichtlich über ein unverhältnismäßig aufgeblasenes Ego und die Freiheit, im öffentlich-rechtlichen Rundfunk seinen Gedankenbrei ungehindert auszubreiten und dafür auch noch üppig vergütet zu werden. Aus Beiträgen jener, die er verleumdet.
In der Protest-Szene ist Sundermeyer kein Unbekannter: Er hatte sich bereits im Zuge der Proteste gegen die freiheitsbeschränkenden "Corona-Maßnahmen" einen Namen als Hetzer und regierungstreuer Propagandist gemacht. Auf Twitter wird an seine alten Taten erinnert:
"Mit der Wahrheit hatte es Olaf übrigens noch nie. Nach dieser Veranstaltung behauptete er, seine Dreharbeiten seien nur unter Polizeischutz möglich gewesen."
Wie sich der Leser selbst anhand des Videos überzeugen kann, verhalten sich die Demonstranten gegenüber dem Reporterteam, das sie als solches erkennen und auch ansprechen, überaus friedlich, Polizei ist weit und breit keine zu sehen.
Ein anderer Twitter-Nutzer verweist auf die Feststellung der Berliner Polizei, es lägen keine Erkenntnisse über Rechtsextreme auf der Wagenknecht-Schwarzer-Kundgebung vor, und hält lakonisch fest:
"Mehr muss man nicht wissen."
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