Von Caitlin Johnstone
Der Status quo bleibt der Status quo, weil diejenigen, die von ihm profitieren, in der Lage sind, den Reichtum und die Macht, die ihnen der Status quo verleiht, zu nutzen, um die Öffentlichkeit davon abzubringen, diesen zu stürzen, indem Medien zum Einsatz kommen, um eine Zustimmung zum Status quo herzustellen.
Das Imperium wird jede Ideologie anwenden, um seine Pläne voranzutreiben. "Wokeismus", weißer Rassismus, Zionismus, christlicher Fundamentalismus, Liberalismus, Konservatismus, Progressivismus, Nazismus – egal welche ideologischen Sympathien auch immer genutzt werden können, so werden sie genutzt.
Das Imperium wird Nazismus und "Wokeismus" gleichzeitig zum Einsatz bringen. Man schaue sich nur an, wie das Imperium den Neonazismus nutzt, um einen Teil seiner Ukraine-Agenda voranzutreiben, und gleichzeitig eine woke klingende Sprachregelung verwendet, um eine komplett andere Agenda voranzubringen. Das sind zwei diametral entgegengesetzte Werte, aber das spielt keine Rolle, denn das Imperium hat keine Werte, außer dem Streben nach Macht.
Die Techniken des Imperiums haben keine Ideologie, aus demselben Grund, weshalb ein Raubüberfall keine Ideologie in sich trägt. Beide Handlungen verfolgen ein bestimmtes Ziel, und dieses Ziel hat nichts mit irgendwelchen Werten oder Idealen zu tun. Ein Betrüger wird Ihnen alles sagen, was Sie hören wollen, damit er an Ihr Geld kommt. Das Imperium benutzt "Wokeismus", nicht weil das Imperium einen Scheiß auf soziale Gerechtigkeit geben würde, sondern weil damit im Moment leicht öffentliche Sympathien zu gewinnen sind. Auf "Wokeismus" zu setzen ist, als würde man sich auf die Spritze fixieren und nicht auf die Hand, die sie hält, oder das Gift, das sie enthält.
Das Imperium wendet Ideologien so an, wie wir Werkzeuge verwenden. Wenn es den Schraubenzieher nicht braucht, greift man zum Hammer. Im Moment nützt viel "Wokeismus", und morgen wird es etwas anderes sein. Man konzentriere sich nicht so sehr auf die Werkzeuge, sondern darauf, wer sie verwendet und wofür sie verwendet werden.
Eines der dümmsten Dinge an diesem Stellvertreterkrieg in der Ukraine ist, wie Apologeten des Imperiums ihn eine "nicht provozierte Invasion" nennen, dann aber ins Schwärmen darüber geraten, wie effizient und kosteneffektiv dieser Krieg ist, um die strategischen Interessen der USA gegen Russland voranzutreiben, und dann gleich wieder zum Aufschrei zurückkehren, dass es sich um eine "nicht provozierte Invasion" handelt. Das sind widersprüchliche Positionen. Entweder ist es eine völlig "nicht provozierte Invasion", die die USA nicht wollten, oder es ist ein hocheffizienter und kostengünstiger Weg für Washington, alles zu erreichen, was es will. Es ist unsinnig und naiv, beides zu vertreten.
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Die Absicht der Automatisierung war, sie dazu zu verwenden, die Notwendigkeit menschlicher Arbeitsleistung zu beseitigen. In der Praxis wurde sie bisher nur dazu verwendet, die Ungleichheit zu fördern und mehr Profite für die herrschende Klasse zu generieren, während die normalen Menschen immer ärmer und verzweifelter zurückgelassen werden. Und die Marktkräfte fördern nur noch mehr davon.
Apologeten des Status quo sagen es im Grunde unverblümt, dass die Automatisierung angewendet wird, um die Einkommens- und Vermögensungleichheit zu erhöhen – und sie haben absolut recht damit. Das geschieht, und es wird so lange weitergehen, bis es gestoppt wird.
Inzwischen sehen wir die zunehmende Normalisierung militarisierter Roboter, die schließlich in der Lage sein werden, Aufstände zu unterdrücken, ohne die lästige menschliche Tendenz, sich zu weigern, auf die eigenen Landsleute zu schießen oder sogar die Seiten zu wechseln und sich der Revolution anzuschließen. Wir scheinen also auf enorme Armut und Ungerechtigkeit zuzusteuern, wenn wir nicht eine Änderung unseres eingeschlagenen Weges erzwingen, und wenn wir es nicht bald erzwingen, werden die herrschenden Eliten über Roboter-Sicherheitsdienste verfügen, um uns in Schach zu halten. Die Roboter werden entweder dazu programmiert, für uns zu arbeiten, oder sie werden gegen uns eingesetzt.
Das ist der Kurs, auf dem wir bleiben werden, solange der Kapitalismus bestehen bleibt und die Klasse, die ihn regiert, die Kontrolle über die Automatisierung behält. Eine äußerst ungleiche Tech-Dystopie, in der die Menschheit von Künstlicher Intelligenz und bewaffneten Robotern kontrolliert wird, ist das Endstadium des Kapitalismus – noch vor dem Tod durch ökologischen Suizid.
Ich höre oft Leute sagen, dass diejenigen, die dazu gebracht wurden, die Weltanschauung des Mainstreams zu akzeptieren, dumm seien. Aber nach dem, was ich sagen kann, hat der Erfolg der imperialen Propaganda bei der Inbesitznahme der Gedanken der Menschen sehr wenig mit der Intelligenz von irgendjemandem zu tun. Sie haben wahrscheinlich selbst schon erlebt, dass einige der klügsten Menschen, die Sie kennen, unkritisch die gleichen Geschichten über die Welt wiederkäuen, die man im ZDF oder in der ARD hören kann. Im Allgemeinen unterscheiden sich intelligente Menschen von den weniger intelligenten nur darin, dass sie bessere Rechtfertigungen für die Ansichten haben, die ihnen eingetrichtert wurden.
Die Tendenz, behördlich abgesegnete Informationen mit Kritik und genauer Überprüfung zu begegnen, scheint viel mehr mit dem Glück zu tun zu haben, dass man dazu konditioniert wurde. Wenn es irgendeine persönliche Eigenschaft gibt, die einen weniger anfällig für Propaganda macht, könnte man diese als aufrichtige Hingabe an die Wahrheit bezeichnen. Eine aufrichtige Hingabe zu wissen, was wahr ist, und danach zu handeln, zu denken und zu leben. Diese Eigenschaft kann bei Menschen jeden Grades von Intelligenz auftreten.
Eine aufrichtige Hingabe an die Wahrheit ist auch die wesentlichste Eigenschaft, um spirituelle Erleuchtung zu erlangen. Es ist auch die wichtigste Eigenschaft für ein glückliches Leben. Was auch immer dieser seltsame Funke ist und was auch immer ihn entstehen lässt, wo immer er auftaucht, so ist ziemlich klar, dass er das Licht ist, das unsere Spezies zur Vernunft führen wird.
Übersetzt aus dem Englischen.
Caitlin Johnstone ist eine unabhängige Journalistin aus Melbourne, Australien. Ihre Webseite findet sich hier und man kann ihr auf Twitter unter @caitoz folgen.
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