Von Bradley Blankenship
Am 7. Dezember unterzeichnete US-Präsident Joe Biden das Gesetz "Speak Out Act" (Gesetz für das Erheben der Stimme). Laut seinem Twitter-Account ist es "ein Gesetz, das es Überlebenden ermöglicht, über sexuelle Übergriffe und Belästigung am Arbeitsplatz zu sprechen und den Zugang zur Justiz zu verbessern". An diesem Tag gab es noch einen Trend auf Twitter: Eine Frau namens Tara Reade hatte noch während der Vorwahlen der Demokraten im Jahr 2020 glaubwürdige Anschuldigungen wegen sexueller Übergriffe gegen den Präsidenten erhoben.
Reade war erneut in den Nachrichten, nachdem die Republikaner nach dem Gewinn der Kontrolle über das Repräsentantenhaus bei den letzten Zwischenwahlen im November geschworen hatten, den Präsidenten zur Verantwortung zu ziehen. Zu dieser Rechenschaftspflicht gehört für die Republikaner auch die Untersuchung der Vorwürfe von Reade.
Die Kongressabgeordnete Lauren Boebert erklärte öffentlich, sie befürworte eine Untersuchung dieser Behauptungen. Reade sorgte zuletzt in konservativen Medien für Schlagzeilen. Der Abgeordnete Matt Gaetz hatte sich sogar privat an Reade gewandt, um ihren Mut zu loben, wie sie selbst sagte. Wahrscheinlich wird er sich an den Ermittlungsbemühungen gegen Biden beteiligen.
Die Anschuldigungen gehen auf das Jahr 1993 zurück, als Reade für den damaligen Senator Biden gearbeitet hatte. Nach ihren Angaben hatte er sie in jenem Jahr im Kapitol sexuell belästigt, woraufhin sie eine offizielle Beschwerde gegen ihn einreichte. Diese Beschwerde blieb erfolglos, und Reade verließ ihren Posten beim Senator aus Delaware.
Die Geschichte gleicht vielen andere, die seit Beginn der "Me Too"-Bewegung bekannt wurden: Mächtige Männer nutzen ihre Position, um Opfer zum Schweigen zu bringen. Dies wird noch deutlicher, wenn man bedenkt, was Biden zu Reade nach dem Übergriff gesagt haben soll: "Du bist ein Nichts."
Neben diesen angeblichen Bemühungen von Bidens Team, Reade zum Schweigen zu bringen, tauchten noch einige skizzenhafte Details auf, nachdem sie ihre Geschichte öffentlich gemacht hatte. So stellte das Justizministerium, kurz nachdem sie im Jahr 2020 an die Öffentlichkeit gegangen war, eine Vorladung an Twitter aus, um wichtige persönliche Details über Reade und ihr Konto zu erfahren. Reade wird unterstellt, sie stehe in irgendeiner Weise mit den Twitter-Akten in Verbindung. Es könnte z. B. Bemühungen von Twitter gegeben haben, die Sichtbarkeit ihres Kontos oder von Tweets, in denen sie erwähnt wird, zu verringern – aber die vollständigen Details dieser Geschichte müssen erst noch bekannt werden.
Auf jeden Fall werden die Republikaner ihre neue Macht im Repräsentantenhaus ab der nächsten Sitzungsperiode nutzen, um die Biden-Regierung zu kontrollieren. Es gibt eine Reihe von Themen, die die Konservativen in den letzten Tagen aufgeworfen haben. Aber Reades Behauptung stellt sicherlich eines der wichtigsten dar. Wiederholt hat sie ihre Bereitschaft deutlich gemacht, vor dem Kongress auszusagen – das heißt, ihre Aussage unter Androhung eines Meineids zu verteidigen.
"Ich habe die Hoffnung auf tatsächliche Gerechtigkeit aufgegeben. Ich hoffe zumindest auf eine ordentliche Untersuchung des Kongresses gegen Joe Biden. Das könnte anderen Frauen, die ebenfalls Angst hatten und zum Schweigen gebracht wurden, die Tür öffnen und auch den Mitarbeitern die Möglichkeit geben, unter Eid die Wahrheit zu sagen", kommentierte Reade die Möglichkeit einer Zeugenaussage.
Bidens frühere Mitarbeiterin erklärte, sie wisse von zwei weiteren mutmaßlichen Opfern des heutigen Präsidenten. Diese trauten sich nicht, an die Öffentlichkeit zu gehen, hätten aber mit ihr persönlich gesprochen. Ihrer Meinung nach scheuten sich auch andere aufgrund der Art und Weise, wie sie behandelt wurde, an die Öffentlichkeit zu gehen.
Sie selbst sei "von Medien und in sozialen Medien verleumdet und schikaniert" worden. Eine richtige Untersuchung würde anderen "erlauben, sich sicherer zu fühlen". Deshalb glaubt sie, dass ihre Aussage, "die Tore für das Vortreten anderer öffnen würde". Reade äußerte sich auch dazu, wie brutal die Verleumdungen gegen sie waren.
Unter anderem sei sie als "Schlampe und wegen ihrer sozialen Herkunft beschimpft sowie bedroht und belästigt worden".
Reade behauptet, dass Biden "die Geheimdienstgemeinschaft als Waffe eingesetzt hat, um seine Macht für eine kleine Kabale von Eliten zu missbrauchen, und ich war auch ein Ziel". Gleichzeitig glaubt sie aber, die hohen Kosten der Versuche, sie zum Schweigen zu bringen, zeigten, wie besorgt Biden sein müsse – solange sie standhaft bleibe.
"Ich freue mich darauf, die Wahrheit ans Licht zu bringen, wo es Flüstern und Dunkelheit gegeben hat. Ich hoffe, dass Joe Biden für den sexuellen Übergriff gegen mich und alle anderen Verbrechen des Machtmissbrauchs, um mich zum Schweigen zu bringen, zur Rechenschaft gezogen wird. Biden sollte zurücktreten, da er meiner Meinung nach nicht für das Amt geeignet ist. Niemand steht über dem Gesetz", schloss sie.
Der neue Kongress wird am 3. Januar seine Arbeit aufnehmen, wobei die Republikaner eine knappe Mehrheit im Repräsentantenhaus haben werden. Dadurch wird ihnen ermöglicht, Untersuchungen über Bidens mutmaßliches Fehlverhalten einzuleiten, einschließlich der von Reade vorgebrachten Anschuldigungen. Wie bereits erwähnt, haben republikanische Abgeordneten ihre Bereitschaft bekundet, sich dieser Sache anzunehmen und eine formelle Untersuchung des Vorfalls einzuleiten.
Übersetzung aus dem Englischen.
Bradley Blankenship ist ein US-amerikanischer Journalist, Kolumnist und politischer Kommentator. Er beteiligt sich an einer syndizierten Kolumne bei CGTN und ist freiberuflicher Reporter für internationale Nachrichtenagenturen, darunter auch die Xinhua News Agency. Folgen Sie ihm auf Twitter @BradBlank_.
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