Von Olesja Otrokowa und Oleg Issaitschenko
Während es der UdSSR gelungen war, eine neue Gesellschaft von "sowjetischen Menschen" zu schaffen, so ist es dem heutigen Kiewer Regime mittlerweile gelungen, seine eigene Spezies zu erziehen – den "politischen Ukrainer". Auch hier spielt die Nationalität keine Rolle, die Hauptsache ist die radikale Russophobie. Gerade solch einer Gemeinschaft gehört Oleksij Danilow an, der Vorsitzende des Nationalen Sicherheits- und Verteidigungsrates der Ukraine. Was veranlasst einen in Lugansk geborenen Mann russischer Abstammung, die Bombardierung friedlicher Städte im Donbass zu befehlen?
Der Artilleriebeschuss der Städte Donezk und Lugansk, der Tod von Zivilisten gehören seit Langem zum Alltag an der Frontlinie. Bedauerlicherweise war der Dienstag jüngst keine Ausnahme. Die ukrainischen Streitkräfte schlugen im Zentrum von Donezk zu und trafen die Pizzeria Celentano, erfuhr TASS am Dienstag von der DVR-Vertretung beim "Gemeinsamen Zentrum für Kontrolle und Koordinierung" (Joint Centre of Control and Coordination, JCCC) bezüglich der Erfassung ukrainischer Kriegsverbrechen. "Es gab einen Treffer an der Kreuzung von Universitätsstraße und Panfilowallee in der Nähe des "Celentano". Es gibt Todesopfer", sagte der Gesprächspartner der Agentur.
Der Bürgermeister Alexei Kulemsin erklärte, die Identität der Opfer werde derzeit geklärt. "Der Angriff erfolgte mit der Absicht, der Zivilbevölkerung so viel Schaden wie möglich zuzufügen: Es handelt sich um eine belebte Durchgangsstraße mit Cafés und Geschäftsräumen. Militärische Einrichtungen gibt es dort nicht", sagte Kulemsin dem Fernsehsender Rossija 24.
Auch in der benachbarten LVR, in der Stadt Solotoje-2, forderte der Artilleriebeschuss durch die ukrainischen Streitkräfte am Montagabend Opfer. Infolge des Beschusses mit HIMARS aus US-amerikanischer Produktion wurde "eine Zivilperson des Jahrgangs 1958 getötet, wurden zwei einstöckige Wohnhäuser zerstört und sechs Wohnhäuser sowie ein Postamt beschädigt", teilte die Vertretung der LVR beim JCCC mit.
Der Abgeordnete des Nationalrates der DVR Wladislaw Berditschewski bezeichnet die regelmäßigen Bombardements friedlicher Stadtviertel im Donbass als Teil einer gezielten Politik des Genozids an der russischen Bevölkerung, welche das Kiewer Regime betreibt. Besonders erstaunlich ist die Tatsache, dass diese Politik von Personen unternommen wird, die im Donbass als gebürtige Russen galten, wie beispielsweise der Sekretär des Nationalen Sicherheitsrates der Ukraine Oleksij Danilow. Der gebürtige Lugansker rief Ende letzter Woche zur Austilgung der russischen Sprache in der Republik auf.
"Viele Menschen aus den östlichen Regionen werden russenfeindlich, sobald sie in das ukrainische Umfeld Kiews gelangen. Sie stammen aus den Regionen Dnjepropetrowsk, Lugansk und Donezk. Auch viele derjenigen, die im Donbass lange Zeit in der Regierung waren, sind glühende Russophobiker geworden. Man denke nur an Michail Dobkin, den ehemaligen Gouverneur von Charkow, der jetzt in die Territorialverteidigung eingetreten ist. Das sind Personen, die sich als prorussisch positionierten, am Ende aber zu Russophobikern wurden", zeigte sich Berditschewski entrüstet.
Seiner Meinung nach ist die neue Russophobie "stark von der Kiewer Umgebung und der ukrainischen Mentalität beeinflusst". "Bereits Gogol schrieb: In der Ukraine leben Russen, aber sie haben eine eigenartige mentale Einstellung. Scheinbar schlägt diese Eigenart mancher Russen früher oder später in eine rasende Russophobie um", vermutet der Gesprächspartner.
Freiwillige De-Russifizierung als Grundvoraussetzung für die Aufnahme in die Elite
Wie der Politologe Alexei Anpilogow bereits feststellte, ist es aufschlussreich, dass die Ideologie des ukrainischen integralen Nationalismus (basierend auf Sozialdarwinismus, Rassismus und Russophobie) im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts von dem ethnisch betrachtet russischen Dmitrij Iwanowitsch Donzow entwickelt wurde, der aus der südrussischen Stadt Melitopol in der heutigen Region Saporoschje stammte. Der aus Galizien stammende Stepan Bandera griff lediglich die von Donzow formulierte Idee auf.
Vergleichbare Erscheinungen waren dann in der postsowjetischen Ukraine zu beobachten. Das Programmbuch von Leonid Kutschma, "Die Ukraine ist nicht Russland", wurde ursprünglich auf Russisch geschrieben, der Muttersprache des zweiten Präsidenten der Ukraine, der aus der Region Tschernigow stammt. Pawlo Klimkin, Außenminister der Ukraine unter Petro Poroschenko, könnte wohl ein noch besseres Beispiel für eine freiwillige De-Russifizierung sein als Donzow.
Klimkin, gebürtig aus Kursk, Absolvent des Moskauer Instituts für Physik und Technologie (MIPT), zog im Alter von 23 Jahren in die Ukraine und beherrschte nach Ansicht von Michail Saakaschwili die ukrainische Sprache weitaus schlechter als der georgische Gast selbst. Klimkin, der im ukrainischen Außenministerium Karriere gemacht hatte, bewies regelmäßig, dass er ein größerer Patriot ist als die Ukrainer selbst – so konnte man von ihm als Chef des Außenministeriums unter Poroschenko die Forderung hören, Einreisevisa für Russen einzuführen und von Moskau eine "Entschädigung für die jahrhundertelange Besatzung" zu verlangen und Weiteres mehr.
Die führenden Beamten des derzeitigen Kiewer Regimes sind auch keine direkten Nachfahren von Bandera-Verbrechern. Wladimir Selenskij wurde in der Stadt Kriwoi Rog in der Region Dnjepropetrowsk in einer russischsprachigen jüdischen Familie geboren. Der Großvater des derzeitigen ukrainischen Präsidenten war ein Veteran des Großen Vaterländischen Krieges, der mit zwei Orden "Roter Stern" ausgezeichnet worden war, während die Brüder und der Urgroßvater seines Großvaters im Zuge des Holocausts umkamen. Der gegenwärtige Leiter des Präsidialamtes, Andrei Jermak, ist zur Hälfte Russe, seine Mutter wurde in Leningrad geboren. Das Nachrichtenportal Life stellte fest, dass folgender Satz von Jermak stammt: "Unsere Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass nicht nur die jetzigen Generationen von Russen büßen, sondern auch ihre Kinder und Enkelkinder, Russland wird für alles bezahlen."
Arsen Awakow, der bis Juli letzten Jahres Leiter des ukrainischen Innenministeriums sowie Kurator und Schirmherr des Asow-Bataillons und anderer ukrainischer nationalistischer Formationen war, hat einen armenischen Vater und eine ossetische Mutter und kommt aus einem Vorort von Baku. Oleksij Arestowytsch, einer der De-facto-Ideologen des Kiewer Regimes und externer Berater des Präsidialamtes (sowie ehemaliger Aktivist der rechtsextremen Partei Bratstwo von Dmitri Kortschinski, dem Gründer der UNA-UNSO), wurde in Georgien geboren als Sohn eines sowjetischen Offiziers, eines Belarussen mit polnischen Wurzeln.
Zu guter Letzt ist der Sekretär des Nationalen Sicherheits- und Verteidigungsrates der Ukraine, Oleksij Danilow, zu nennen. Der Vertreter der Exekutive kommt aus der Stadt Krasny Lutsch in der heutigen LVR. Die Stadt, genau wie die gesamte Region, ist mehrheitlich russischsprachig und ist heute wieder Teil des russischen Hoheitsgebiets. Im Herbst letzten Jahres berichtete der Politiker und Blogger Anatolij Scharij, dass Danilows 89-jährige Mutter in Lugansk von einer Rente der LVR lebt. So widerlegte Scharij die Beteuerungen des Sekretärs, er habe seine Mutter aus den staatlich nicht kontrollierten Gebieten geholt. Wie oben erwähnt, hinderte Danilow auch nicht die Tatsache, dass er aus einer vollständig russischsprachigen Region stammt, daran zu behaupten, dass die russische Sprache in der Ukraine "ausgerottet werden muss". Der Sekretär des Nationalen Sicherheits- und Verteidigungsrates bezeichnete vielmehr die russische Sprache als angeblich "feindlich" gegenüber den Ukrainern.
"Politischer Ukrainismus" hat nichts mit Nationalität zu tun
"Danilows Aussage hat mit der Tatsache zu tun, dass er, wie andere aus der Ost- und Zentralukraine stammende Personen, sich stärker anstrengen muss, um in der aktuellen Entourage des Präsidenten Wladimir Selenskij als einer "der Seinen" anerkannt zu werden. Während die Bewohner des westlichen Landesteils nichts zu beweisen haben, müssen Leute wie Danilow eine besonders radikale Haltung zeigen. Genau diese Haltung wird vom Kiewer Regime gefördert", erklärte der ehemalige Abgeordnete der Werchowna Rada, Spiridon Kilinkarow, gegenüber der Zeitung Wsgljad. Es ist erwähnenswert, dass Kilinkarow und Danilow sich gut kennen. Beide kandidierten 2006 für das Parlament in Lugansk, nur dass Kilinkarow als Kommunist und Danilow als Vertreter des Blocks von Julija Tymoschenko antrat.
"Und eigentlich ist es seltsam, derartige Aussagen von einem Mann zu hören, der sein ganzes Erwachsenenleben in unserer Region verbracht hat, Bürgermeister von Lugansk war und immer Russisch gesprochen hat. Möglicherweise ist die Änderung seiner Persönlichkeit ein Hinweis auf seine Erziehung, seine Kultur und natürlich auch auf sein gegenwärtiges soziales Umfeld", resümierte Kilinkarow, der übrigens seine griechischen Wurzeln nie verheimlicht hat.
Derselben Meinung ist auch die Vorsitzende des Verbandes der politischen Emigranten und politischen Gefangenen der Ukraine, die ehemalige Abgeordnete des Regionalrates von Nikolajew, Larissa Schesler. "Es entstand eine neue Lebensform – ich würde sie als 'politischer Ukrainer' bezeichnen. Diese Form hat keinen Bezug zu irgendeiner Nationalität. Ein politischer Ukrainer könnte ein Ukrainer, ein Grieche, ein Armenier oder irgendeine andere Person sein – die Hauptsache ist, dass man Russland und die russische Sprache hasst und die russische Staatsgewalt in den Schmutz zieht. Ein politischer Ukrainer ist ein Erzeugnis des derzeitigen Kiewer Regimes. Dieses formt solche Personen aus gewöhnlichen Karrieristen, aus denen, die weiterkommen möchten, die sich über andere erheben wollen. Danilow gehört zu dieser Gruppe", so Schesler.
"Es überrascht nicht, dass viele dieser 'politischen Ukrainer' in erster Linie aus den östlichen Regionen stammen. Die Westukrainer haben es nicht nötig, ihre Loyalität gegenüber Kiew und ihren Hass auf Moskau zu beweisen. Sie sind a priori als vollwertige Ukrainer anerkannt. Die Gebürtigen der Ostukraine hingegen müssen jedoch ständig beweisen, dass sie Russland trotz ihrer Herkunft mehr hassen als andere", fügte Schesler hinzu.
Sie nannte als anderes Beispiel auch Oleksandr Wilkul, den ehemaligen Vorsitzenden der prorussischen Partei "Oppositions-Block". "Noch vor kurzem forderte Wilkul die Anerkennung der russischen Sprache als zweite Amtssprache, sang auf Bahnhöfen Lieder aus dem Großen Vaterländischen Krieg und ist nun als Bürgermeister von Kriwoi Rog ein politischer Ukrainer, der die Russen hasst", konstatierte Schesler.
Übersetzt aus dem Russischen.
Mehr zum Thema - "Element feindlicher Propaganda" – Kiewer Spitzenpolitiker fordert Auslöschung russischer Sprache