Informationskrieg: Warum US-Medien einen Angriff Irans auf Saudi-Arabien herbeifantasieren

Eine mögliche Annäherung zwischen Teheran und Riad ist eine große Bedrohung für die Position Großbritanniens und der USA im Nahen Osten. Der Westen hat in den letzten Tagen mit einer Medienkampagne einen bevorstehenden Angriff Irans auf Saudi-Arabien herbeifantasiert, um die Saudis wieder auf Linie zu bringen.

Von Seyed Alireza Mousavi

Nachdem die Meinungsmacher im Westen "systemkritische Proteste" in Iran mittels einer groß angelegten Propagandakampagne inszeniert hatten, fantasierten die US-Medien in den letzten Tagen einen bevorstehenden Angriff Irans auf Saudi-Arabien herbei. Iran bereite sich nach Informationen des Wall Street Journal auf einen Angriff gegen Ziele in Saudi-Arabien vor. Die USA und Saudi-Arabien befürchteten, dass Iran einen Angriff auf die Energieinfrastruktur im Nahen Osten plane, hieß es später bei CNN. Auf Basis des WSJ-Berichtes teilte der Nationale Sicherheitsrat des Weißen Hauses am Dienstag mit, er sei besorgt über die Warnungen und bereit zu reagieren, falls Iran einen Angriff beginne.

Obwohl Iran Saudi-Arabien in letzter Zeit mehrfach vorgeworfen hat, hinter den jüngsten Unruhen sowie dem IS-Anschlag in der südiranischen Millionenstadt Schiras zu stecken, hat das Land derzeit kein strategisches Interesse an einer Militäroperation gegen Riad wie im Jahr 2019. Seinerzeit griff Iran die zentralen Anlagen des saudi-arabischen Staatskonzerns Aramco mit Kampfdrohnen und Marschflugkörpern an. Mehr als die Hälfte der Ölproduktion des Landes wurden dadurch zerstört.

Die Lage hat sich nun aber geändert. Iran führt seit mehr als einem Jahr in Bagdad Geheimverhandlungen mit Saudi-Arabien zur Normalisierung der bilateralen Beziehungen. Die Zusammenkunft der Diplomaten beider Regionalmächte im Irak ist ein Hoffnungsschimmer in dem seit 2016 eskalierenden Konflikt zwischen Saudi-Arabien und Iran gewesen. Hinzu kommt, dass der jüngste OPEC+-Beschluss unter Führung Saudi-Arabiens zur drastischen Drosselung der Ölförderung ein Rückschlag für den Westen war. Bisher hat Saudi-Arabien für die USA als der Garant für das US-Petrodollar-System im Welthandel fungiert. Nun stellt es sich in einem rebellischen Schritt jedoch quer. Die Führung in Teheran ist sich darüber bewusst, dass die Entscheidung der OPEC+ zur Kürzung der Fördermenge ein Beitrag der Saudis zur Stärkung der asiatischen Integration ist – wovon wiederum auch Iran profitieren kann.

Die US-Regierung glaubt nun, dass die OPEC+-Entscheidung zu einer umfassenden Neubewertung der US-Allianz mit Saudi-Arabien führen soll. Zugleich wissen die US-Amerikaner, dass sie die Saudis immer mehr in die Arme Russlands und Chinas treiben, sollten sie den Druck auf Saudi-Arabien intensivieren. Ein möglicher Luftschlag Irans auf Saudi-Arabien dürfte dem Westen aber zugutekommen, um die Saudis wieder auf Linie zu bringen. 

Iran sieht zwar Saudi-Arabien hinter dem jüngsten IS-Terroranschlag in Schiras, zugleich machen aber auch Gerüchte die Runde, dass der Anschlag angeblich vom britischen Joint Intelligence Committee organisiert worden sei. Die IS-Kämpfer, die in diesen Anschlag involviert waren, sollen enge Verbindungen zu Islamisten in Großbritannien gehabt haben. Diese Behauptungen sind allerdings nur Spekulationen, wofür keine Beweise vorliegen. Dennoch ist nicht auszublenden, dass der Westen von einer neuen Eskalation in Nahost profitiert. 

Der russische Außenminister Sergei Lawrow teilte seinem iranischen Amtskollegen Hossein Amir-Abdollahian am Mittwoch mit, dass westliche Medien eine Informationskampagne gestartet hätten, um neue Spannungen in der Golfregion zu schüren. Iran erklärte ebenfalls am Mittwoch, dass Medienberichte, wonach das Land einen Schlag gegen Saudi-Arabien plane, unbegründet und lediglich ein Versuch des "zionistischen Regimes" seien, Teheran zu diskreditieren und seine diplomatischen Fortschritte in der Region zu ruinieren.

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