Von Timur Fomenko
Die Vereinigten Staaten wollen oder können nichts verstehen, wenn es um die Salomonen geht, einen kleinen Inselstaat, der sich und seine Interessen behauptet. Trotz einer aggressiven amerikanischen diplomatischen Offensive, die letztlich nur darauf ausgerichtet ist, sich China entgegenzustellen.
Ende August kündigten die Salomonen an, allen ausländischen Kriegsschiffen vorübergehend das Anlegen in ihren Häfen zu verbieten. Während dies alle Seestreitkräfte der Welt umfasst, deuteten die meisten Medien an, dass damit ausdrücklich die Kriegsmarine der USA gemeint sei. Das liegt vor allem daran, dass die USA seit langem eine eigenwillige Strategie einer globalen maritimen Hegemonie zur Schau stellen, indem sie sich im Wesentlichen das Recht nehmen, dort anzulegen, wo es ihnen gerade passt.
Es war keine große Überraschung, dass Peking sofort als Drahtzieher hinter dieser Entscheidung verdächtigt wurde, als Teil eines Dramas, das im vergangenen Jahr begann, als China beschuldigt wurde, "Einfluss über den Inselstaat" gewinnen zu wollen.
Anfang dieses Jahres unterzeichneten China und die Salomonen ein von Australien und den USA stark kritisiertes Sicherheitsabkommen, das trotz unerbittlichen Drucks und indirekter Drohungen aus Washington und Canberra zustande kam. Die USA haben seitdem den diplomatischen Einsatz erhöht, indem sie die Wiedereröffnung ihrer Botschaft in dem Pazifikstaat ankündigten, eine Kontaktgruppe namens "die Partner im blauen Pazifik" gründeten, den Inselstaat mit einer Charmeoffensive überzogen und dabei China immer und immer wieder als Bedrohung darstellten. Aber nichts davon beeindruckte die Salomonen und sie lehnten die Annäherungsversuche der USA einfach wiederholt dankend ab. Das Sicherheitsabkommen mit China war jedoch nur der Anfang des Dramas.
Seither haben die Salomonen einen Kredit beim chinesischen Konzern Huawei aufgenommen, um die Infrastruktur für eine moderne Telekommunikation aufzubauen. Einem Schiff der US-Küstenwache, das anlegen wollte, teilte man kurzerhand per Funk mit, wohin es sich scheren sollte, während Premierminister Manasseh Sogavare im vergangenen August zudem eine Gedenkveranstaltung für einen wichtigen Sieg der USA auf den Salomonen im Zweiten Weltkrieg ausgelassen hat.
Die USA und ihr Verbündeter Australien geben vor, die Signale nicht zu verstehen. Denn sie stehen im festen Glauben, die Salomonen seien ihr rechtmäßiger "Hinterhof" und die jüngsten Schritte der Regierung lediglich dem "bösartigen Einfluss" Chinas geschuldet. Sie geben sich als wohlwollende Wächter der "wahren Interessen" der Inseln aus und tun dies "aus purem gutem Willen".
Aber die Salomonen sehen das anders. Ihrer Ansicht nach waren die Inseln Jahrhunderte lang einer unangefochtenen Dominanz sowie der Ausbeutung und Vernachlässigung durch die Anglosphäre ausgesetzt, die sie zuerst unter die britische Krone zwang und nun unter die Herrschaft Washingtons und Canberras brachte, die Gehorsam gegenüber ihrer Sache erwarten, aber nichts im Gegenzug anzubieten haben.
Natürlich hegen die Salomonen keine Hassgefühle gegenüber diesen Ländern. Sogavare brachte bei einem Besuch beim australischen Premierminister Anthony Albanese zum Ausdruck, dass "wir alle eine Familie sind". Trotzdem wollen die Salomonen eine strategisch unabhängige und autonome Nation sein, die von niemandem dominiert wird. Es will einfach kein "Hinterhof" mehr sein.
Und hier bietet China eine riesige Chance. Während sich die USA und ihre Verbündeten geweigert haben, in die wirtschaftliche Entwicklung der Salomonen zu investieren, sind der Zugang zu Chinas Märkten und Investitionen für das Land mit einer Bevölkerung von nur rund 687.000 Menschen ein echter Wendepunkt.
Dabei neigen die Salomonen durchaus nicht zu einer pro-chinesischen Ausrichtung. Eine solche Position wäre angesichts der Umstände unklug. Vielmehr legt man Wert auf Neutralität, das heißt, man verschafft sich Vorteile von allen Seiten und macht dabei deutlich, dass die Inseln kein Sprungbrett für eine regionale militärische Hegemonie sind. Die USA und Australien fordern seit langem von den Salomonen, dass sie im Rahmen des Sicherheitsabkommens keine chinesische Militärbasis beherbergen werden. Sie hatten dabei jedoch außer Acht gelassen, dass so was in beide Richtungen funktionieren kann. Wenn China dort keine Militärpräsenz haben darf, warum sollten es dann andere Nationen dürfen?
Auf diese Weise markiert eine winzige Inselgruppe ihre eigene unabhängige Position im Pazifischen Ozean und navigiert sich damit durch die Spannungen zwischen den USA und China, während sie gleichzeitig sicherstellt, dass sie nicht als Spielfigur darin verwickelt wird. Aufgrund Chinas Rückendeckung können die USA und Australien die Salomonen nicht länger als selbstverständlich hinnehmen oder weiterhin einfach übergehen. Dies erhöht den Status, die Macht und die Bedeutung dieses kleinen Inselstaates, während wir im Westen, hätte China nicht die Bühne betreten, niemals auch nur einen Pieps von diesem Staat gehört hätten.
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Aus dem Englischen.
Timur Fomenko ist ein politischer Analyst.