Von Dr. Mathew Maavak
Nach der Thronbesteigung von Charles III. als König des Vereinigten Königreichs und 14 weiterer Territorien sind Fragen über die Relevanz des breiteren "Commonwealth of Nations", des Gemeinwesens von Nationen unter der Regentschaft der britischen Monarchie laut geworden. Das Commonwealth ist ein Zusammenschluss von 56 Nationen mit einer Gesamtbevölkerung von 2,2 Milliarden Menschen. Unter diesen Nationen genießen nur Australien, Neuseeland und Kanada eine besondere Beziehung zum Vereinigten Königreich, verbunden auch durch die Allianz "Five Eyes" von Geheimdiensten – Fünf Augen – zu der auch die Vereinigten Staaten von Amerika gehören.
Irgendwelche Vorteile einer Mitgliedschaft im Commonwealth sind größtenteils praktisch nicht vorhanden. Das wirft die Frage auf, warum eine aufstrebende Supermacht wie Indien sich selbst erniedrigen sollte, indem es in einer kolonial definierten multinationalen Union verbleibt. Ein kurzer Blick auf die Commonwealth-Landkarte zeigt einen diffusen Morast aus Mittelmäßigkeit, Ungleichheit und/oder Armut.
Einige mögen diese Beobachtung zurückweisen, indem sie Singapur als herausragendes Beispiel einer erfolgreichen ehemaligen britischen Kolonie anführen. Dann benenne man in diesem Fall ein Weltklasse-Produkt, einen Wissenschaftler, einen Intellektuellen, einen Schachgroßmeister, einen Musiker oder Schriftsteller aus dieser Nation. Oder einen Komiker, wenn man dieses Metier bevorzugt.
Man vergleiche nun Singapur mit Israel, mit dem der Stadtstaat oft in Verbindung gebracht wird, und man findet absolut keinen Vergleich in irgendeinem Bereich. Israel ist in Bezug auf Wissenschaft, Technologie, Musik, Kunst und sogar im urbanen Gartenbau Singapur um Lichtjahre voraus. Wenn man andere Vergleichsbeispiele braucht, dann wiederhole man diese Gegenüberstellung mit anderen kleinen Nationen wie den Niederlanden oder Dänemark. Singapur gedeiht als eine Drehscheibe in Südostasien – mehr nicht. Die Mechanismen der Wirtschaft von Singapur werden durch eine beständige Versorgung mit ausländischem Talent und Kapital geschmiert. Ironischerweise hat diese Infusion zu einer jährlichen Abwanderung der klügsten Köpfe unter der einheimischen Bevölkerung geführt. Jedoch bestreitet niemand, dass Singapur ein gut geführter Stadtstaat ist, der für seinen effizienten Regierungsapparat bekannt ist – einer, der auch den öffentlichen Diskurs und den Dissens permanent in Schach hält.
Die kolonialen Kriterien für die Mitgliedschaft im Commonwealth provozieren auch einen neutralen Beobachter zu der Frage, ob diese "nationalen Unabhängigkeiten" nichts anderes waren als eine chaotische Übergabe der Stafetten von den ausländischen Herren an eine jeweils gefügige lokale Verwaltung. Wenn diese Denkweise irgendeinen Wert hat, dann werden diese lokalen Verwaltungen vorhersehbar dafür sorgen, dass ihre Nationen niemals zu einem weiteren Japan, Südkorea oder Taiwan aufblühen. Industrien aus den letztgenannten Nationen haben einst dominierende britische Handelsmarken ausgelöscht. Seltsamerweise waren diese heutigen technologischen Kraftpakete auch niemals von Großbritannien kolonisiert. Südkorea und Taiwan mussten zwar unter dem japanischen Joch leiden, aber ihre Wiederauferstehung nach deren kolonialer Unterdrückung war spektakulär.
Das schäbige Kolonialerbe
Es gibt heute noch mehrere gesellschaftspolitische Missstände, die das britische Commonwealth heimsuchen. Dazu gehören intellektuelle Schüchternheit aufgrund von Massenzensur, Unterdrückung einheimischer Talente, Mangel an nationalem Zusammenhalt, korrupte Justizsysteme und eine Politik der Ablenkung der Massen. Vielversprechende Entwicklungsinitiativen in diesen Ländern wurden in der Vergangenheit von den Behörden des Commonwealth und pseudonationalistischen politischen Parteien, von den Briten selbst noch gegründet, im Keim erstickt. Das Nettoergebnis waren krasse Leistungsschwächen.
Wie ein gut informierter, gebildeter indischer Diplomat es ausdrückte: Als Großbritannien diesen Kolonien "Unabhängigkeit" gewährte, stellten sie sicher, dass nur britische Vertrauensleute in Autoritätspositionen eingesetzt wurden, die gelegentliche antibritische Wutanfälle inszenierten, um jeden Verdacht darüber zu zerstreuen, auf wessen Seite sie tatsächlich standen. Trotz dieser demonstrativen Ärgernisse landeten die Kinder solcher Politiker oft an britischen Universitäten und genossen die Schirmherrschaft Londons. Dieser neokoloniale Zyklus wiederholte sich stets auf Kosten der nationalen Entwicklung.
Um Elemente aus George Orwells Fabel Animal Farm zu leihen: Warum sollte ein Orang-Utan – für dessen Ausbildung an einer britischen Hochschule und seinen politischen Aufstieg Millionen von britischen Pfund ausgegeben wurden – entgegen der natürlichen Ordnung bereit sein, eine beeindruckende Intelligenzija in seinem natürlichen Habitat zu fördern? Sollte er das jemals tun, könnte er sich aufgrund der Gültigkeit ewiger Projekte der weißen Elefanten und eines endlosen Stroms wertloser Strategiepapiere, die meist nur den geoökonomischen Interessen Großbritanniens zugutekommen, bald sehr infrage gestellt sehen.
Hier kommt die "Politik der Massenablenkung" ins Spiel, die natürlich zu einer weiteren Malaise des Commonwealth führt – zum Mangel an sozialem Zusammenhalt. Viele Commonwealth-Staaten sind dank der britischen Politik des "Teile und Herrsche" hoffnungslos in tiefe ethnisch-religiöse Zerwürfnisse gespalten, während korrupte Justizsysteme als weiteres koloniales Erbe den ganzen Kram zusammenhalten. Die endlosen Skandale um den Handel mit Kindern zur sexuellen Ausbeutung, an denen Autoritätspersonen in Großbritannien, Kanada und Australien beteiligt waren, verkörpern solche allgemeine Malaise des Commonwealth.
Was die Vorteile einer Mitgliedschaft beim Commonwealth betrifft, so bedenke man die Milliarden an britische Stipendiengelder, die seit 1945 für Zehntausende von Studenten aus dem Commonwealth ausgegeben wurden. Wie viele Nobelpreisträger in den Wissenschaften hat dieser Großmut hervorgebracht? Wie viele bahnbrechende Patente, Innovationen, Rekorde oder Bestseller?
Großbritanniens Politik des "Humankapitals" nahm nach der Gründung des Indian National Congress (also der Kongresspartei) im Jahr 1885 durch einen Kolonialverwalter namens Allan Octavian Hume eine Wendung zum Schlechteren. Der Kongress war ursprünglich als beratende Plattform für vornehme Kolonialbehörden "aus gutem Hause" und vornehme Inder "aus gutem Hause und mit guter Bildung" gedacht. Zum Entsetzen des britischen Establishments legten die widerspenstigen Inder jedoch sehr rasch die kolonialen Insignien ab, um die absolute Unabhängigkeit zu fordern.
Die Briten reagierten umgehend und mit der für sie typischen Brutalität, was zu jahrzehntelangen Masseninhaftierungen, herbeigeführten Hungersnöten und dem Massenmord wie beim Jallianwala-Bagh-Massaker, auch als Massaker von Amritsar bekannt, führte. Schließlich war dies die Ära britischer Rassisten wie Houston Stewart Chamberlain und Rudyard Kipling. Chamberlain wurde einst als "der Täufer Johannes von Hitler" beschrieben, während Kiplings Dschungelbuch mit einem aufgedruckten Hakenkreuz auf dem Buchdeckel von der deutschen Nazi-Partei sehr geschätzt wurde. Hier kommt wieder die koloniale Orang-Utan-Analogie ins Spiel.
Die koloniale Feindseligkeit gegenüber der indischen Unabhängigkeitsbewegung wurde von einer geschickt ausgeführten Strategie des "Teile und Herrsche" begleitet, die Muslime gegen Hindus ausspielte und schließlich zur Teilung Indiens führte. Die anhaltenden Unruhen zwischen Hindus und Muslimen in der britischen Stadt Leceister sind ein weiteres Erbe dieser Strategie. Ein ähnliches Spiel wurde in der Levante veranstaltet, wo Araber gegen ihre jüdischen Nachbarn aufgestachelt wurden. Historiker untersuchen selten den dem zugrunde liegenden gemeinsamen Nenner zwischen dem Moplah-Aufstand von 1921 in Indien und dem Massaker von Hebron von 1929, denn die Narrative darüber wurde damals vom Mainstream gekapert, lange bevor jemand von uns geboren wurde.
London hat niemals wieder denselben Fehler wiederholt, den es mit dem Indischen Nationalkongress 1885 gemacht hatte. Man duldete fortan keine Kultivierung der Besten und Klügsten innerhalb der eigenen Einflusssphäre. Eine neue Generation indischer Führer wurde herangezogen, darunter diejenigen, die süchtig nach den schwindelerregenden Sozialismus-Fantasien der Fabianischen Gesellschaft oder einem schäbigen Nepotismus und den Wundern der kleinlichen Bürokratie waren.
Als Indien 1947 seine Unabhängigkeit erlangte, wurde bei den Kabinettssitzungen ein freier Stuhl für den Geist von Harold Laski reserviert – dem Vater des Fabianischen Sozialismus. Die anderen Stühle wurden von seinen Schützlingen und Sympathisanten besetzt. Louis Mountbatten, Großbritanniens letzter, angeblich pädophiler Vizekönig von Indien, wurde zum ersten Generalgouverneur der neuen, nun unabhängigen Nation ernannt.
Aber man sollte nicht in die Falle tappen, Indien als Beispiel für kolonialen Masochismus herauszugreifen. Indien hat weiterhin seinen gerechten Anteil an echten Patrioten, die freieste Presse innerhalb des Commonwealth – freier als in Großbritannien selbst – ein großes Engagement für geopolitische Multipolarität und öffentlich zugängliche Aufzeichnungen und Debatten über seinen Weg zur Unabhängigkeit. Aufzeichnungen dieser Art gibt es nirgendwo sonst im britischen Commonwealth. Darüber hinaus ist der Oberste Gerichtshof in Mumbai die einzige Einrichtung ihrer Art, die Bill Gates eine gerichtliche Vorladung zugestellt hat, und zwar wegen eines Todesfalls durch eine Impfung, der durch seine "philanthropischen" Aktivitäten in Indien verursacht wurde.
Cui bono – wem nützt es?
Wenn das Commonwealth etwaige Anzeichen einer vorzeitigen Auflösung zeigt, kann natürlich ein symbolisches Schattenboxen arrangiert werden. Der Koh-i-Noor-Diamant zum Beispiel könnte mit einer überheblichen Geste von King Charles III nach Indien zurückgebracht werden – und man stelle sich die Euphorie in Neu-Delhi vor. Aber wenn die Inder ein lebendiges Beispiel für eine Periode der Wechselhaftigkeit, der Unsicherheit, Komplexität und Mehrdeutigkeit brauchen, die sie erwarten würde, dann müssen sie nur nach Süden, nach Sri Lanka blicken.
Als dort die Wirtschaft zusammenbrach, schlossen sich die Sri Lanker zusammen, um jene Politiker, die den Ausverkauf ihrer Nation betrieben hatten, quasi zu teeren und zu federn. Diese Demonstration der Einheit ist einfach bemerkenswert, besonders wenn man den 25 Jahre andauernden Bürgerkrieg in Sri Lanka betrachtet, der erst 2009 endete. Man vergleiche dies mit den anhaltenden, entmenschlichten Kämpfen um Nahrungsmittel in Pakistan, selbst wenn sich seine Bürger um Politiker mit Verbindungen zu Großbritannien sammeln, die ihnen nichts als Brotkrumen abgegeben haben. Das in Pakistan beobachtete Chaos wird sich wahrscheinlich in den kommenden Monaten und Jahren im gesamten Commonwealth wiederholen.
Die Fehlbezeichnung Commonwealth – Gemeinwesen der Nationen – wurde auf Versklavung, Ausbeutung und Blutvergießen gegründet. Die durch die Kolonialherrschaft erzeugten Wunden müssen erst noch verheilen. Aber die Machtstrukturen im Commonwealth brauchen ihre Lebensadern im britischen tiefen Staat jetzt mehr denn je. Doch wie wird König Charles III. mit der zunehmenden Bedeutungslosigkeit dieses fossilen Konstrukts umgehen? Als Befürworter der Bevölkerungskontrolle und einer zentralisierten Weltregierung kann er seine Position des Oberhaupts im Commonwealth nutzen, um seine ins Stocken geratenen Untertanen in die WEF-Agenda des Great Reset zu integrieren. Schließlich wurden die internen Voraussetzungen für diesen Übergang bereits vor Jahrzehnten geschaffen.
Übersetzt aus dem Englischen
Dr. Mathew Maavak ist ein malaysischer Experte für Risikovorhersage und Regierungsführung. Man kann ihm unter @MathewMaavak auf Twitter und unter @Maavak auf GETTR folgen.
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