Russlands ethnische Minderheiten gegen Moskau aufhetzen – eine zeitlose Taktik des Westens

Wie kreativ und gewissenlos die USA ihre Informationskriege führen, ist bekannt. Trotzdem überraschen sie immer wieder neuen Ideen, die so neu nicht sind: Russland aufspalten, den Präsidenten stürzen und neuerdings auch einzelne Bevölkerungsgruppen gegen die Regierung aufbringen.

Ein Bericht von Nikita

Vor fast zwei Wochen veröffentlichte das US-Magazin Politico auf seiner Webseite einen Artikel mit dem Titel "Waging psychological war against Russia". Verfasser des Beitrags sind der Ex-CIA-Beamte und späteren DIA-Direktor David Shedd und Ivana Stradner. Letztere ist Beraterin bei gleich zwei Organisationen, die sich mit Medienkompetenz beziehungsweise der "Verteidigung von Demokratien" auseinandersetzen.

In dem Text gehen die Verfasser der Frage nach, wie die medialen Taktiken des Kalten Krieges an die aktuelle Situation angepasst werden müssten, um maximale Erfolge im Kampf gegen Russland und Putin zu erzielen. Unter anderem sind sich die Autoren sicher, dass es vielversprechend wäre, den Nationalstolz der russischen Bevölkerung dafür zu nutzen, den Menschen aufzuzeigen, wie der Kreml in Gestalt von Präsident Putin dem Land Schaden zufüge. Außerdem sollte Humor als politische Waffe öfter und intensiver genutzt werden.

Ein weiterer Vorschlag hinterlässt aber mehr als nur einen unangenehmen Nachgeschmack: Die ethnischen Minderheiten Russlands, die laut Shedd und Stradner unablässig diskriminiert werden, "während der Staat ein Auge zudrückt", sollen in ihrer Kritik bestärkt werden, um gegen den Kreml aufzubegehren. Hier war im Speziellen die Rede von Burjaten, Jakuten, Tschetschenen und Tartaren.

Zitat: "Washington sollte sicherstellen, dass jeder Tartar in Russland weiß, was er verloren hat, und ihn ermutigen, für seine Rechte zu kämpfen."

Es ist kein Zufall, dass solche Aussagen an die Taktiken bei den vom Westen angezettelten Farbrevolutionen erinnern. Aus Sicht Washingtons hat man das uneingeschränkte Recht, zum Zweck von "Freiheit und Demokratie" ganze Nationen zu zerbrechen und in nicht endende Bürgerkriege zu stürzen.

Interessant ist nun, was in den darauf folgenden zwei Tagen passierte. Nach Ankündigung der Mobilmachung tauchten in den westlichen Medien Artikel auf, die eine angebliche übermäßige Rekrutierung von Minderheiten thematisierten.

So titelte beispielsweise das Medium Foreign Policy "Russland schickt seine ethnischen Minderheiten in den Fleischwolf" und die Zeitung Washington Post brachte die Schlagzeile"Wut flammt auf, als Russlands Mobilisierung die Regionen der Minderheiten und die Demonstranten trifft".

Die Vorschläge von David Shedd und Ivana Stradner, die laut Politico nicht zwangsläufig die Meinung der amerikanischen Regierungsbehörden widerspiegeln, wurden also zeitnah umgesetzt.

Wie bereits erwähnt, ist das natürlich nicht die erste wahnwitzige und zerstörerische Idee, die man aus Washington vernimmt. Am 23. Juni dieses Jahres erschien auf der Webseite der US-amerikanischen Kommission über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (CSCE) ein Beitrag mit dem Titel "Russland dekolonisieren". Darin war die Rede von Russlands angeblichen imperialen Tendenzen und der Notwendigkeit einer Zerstückelung der Föderation zugunsten von Sicherheit und Stabilität in Europa.

Die Köpfe der US-Regierung nehmen sich heraus, über solche Dinge zu diskutieren und zu bestimmen, als sei dies ihr angeborenes Grundrecht.

Dass man dabei den Nationalismus in Russland stets kritisiert, scheint angesichts der Tatsache, dass kaum ein Land so übertrieben nationalistisch ist wie die USA, mehr als irrwitzig. Eine Nation, die in ihren eigenen Fahnen regelrecht ertrinkt, in der Kinder jeden Morgen in der Schule einen Eid schwören müssen und wo den Bürgen ununterbrochen eingetrichtert wird, dass es kein größeres, kein besseres, kein wichtigeres Land auf der Welt gibt als die USA, hat wohl kaum das Recht, ebensolche Dinge bei Anderen zu beanstanden.

Die Frage bleibt, wie die russische Bevölkerung mit den wiederholten Versuchen des Westens, innerhalb ihrer Gesellschaft Unruhe zu stiften, umgehen wird. Zusammenhalt ist offenbar das Gebot der Stunde.

Nikita widmet sich seit dem erneuten Aufflammen der Ukraine-Krise im Februar 2022 dem Aufdecken von Falschmeldungen in den Medien, dem Recherchieren von geschichtlichen und geopolitischen Hintergründen sowie der Vermittlung von Sichtweisen auf den Konflikt jenseits der offiziellen Narrative. Sie ist auf Twitter unter https://twitter.com/sorryabernein zu finden.

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