Von Bernhard Loyen
Ursula von der Leyen wurde ausgezeichnet. Na und? Die Weltfremdheit, die gelebte Abgehobenheit und Selbstbelobigung in den Kreisen real existierender politischer Parallelwelten stellt kein neues Phänomen dar. Diese nachweisliche Kaste der Denker, Lenker und Erfüllungsgehilfen im Hintergrund rückte jedoch seit dem Jahr 2020 aufgrund einer rein politisch und nur bedingt wissenschaftlichen Schaffung einer weltweiten gesellschaftlichen Ausnahmesituation vermehrt in den Fokus der öffentlichen Wahrnehmung.
Mein erster Gedanke zu der Information, dass die Präsidentin der Europäischen Kommission eine der vier Empfänger des diesjährigen Goalkeepers Global Goals Award darstellen wird, bezieht sich auf eine getätigte Danksagung von der Leyens vom Mai 2020. Die Adressaten des damaligen verbalen Bücklings waren Bill und Melinda Gates. Also jene zwei kontrovers diskutierte Persönlichkeiten, die sich nun gut zweieinhalb Jahre später nicht so überraschend bei von der Leyen mit der Auszeichnung durch die Bill-und-Melinda-Gates-Stiftung revanchieren. Von der Leyen schrieb im Mai 2020 auf Twitter:
"Vielen Dank, Melinda und Bill, für Ihre Führung und Ihr Engagement!"
Bill Gates, Schirmherr des Global Goals Award, ließ die Menschen im Frühjahr 2020 wissen, dass "die Welt nicht nur Wissenschaft" brauche. Weiter heißt es in einem Twitter-Beitrag von Gates im Mai 2020:
"Sie braucht ein Engagement, das den Menschen hilft, dieses Virus zu besiegen, wo immer sie leben."
Ein Engagement? Also, das einer Weltengemeinschaft oder die eines alleinigen milliardenschweren Philanthropen? Die Bill-und-Melinda-Gates-Stiftung wollte damals laut Herrn Gates "Bemühungen unterstützen" und "sich daran beteiligen, die Ressourcen und die Intelligenz bereitzustellen, um das Virus weltweit zu bekämpfen". Dass "Ressourcen bereitzustellen" schlicht eine andere Formulierung für die Realität eines bedenklichen Geschäftsmodells mit kalkulierter Riesenrendite darstellte, war für kritische Betrachter schon damals erkennbar.
Das Problem jener Zeit: Wer es ansprach, hinterfragte und/oder durch Artikel oder Videos einer breiteren Gesellschaftswahrnehmung publik machen wollte, wurde gesellschaftlich neudeutsch gecancelt. Ausgeschlossen und sehr oft mundtot gemacht. Wer auf Bill Gates' nachweisliche Machenschaften, Verstrickungen und Widersprüche hinwies, erhielt den Stempel "Verschwörungstheoretiker" mit Tendenzen zu eindeutigen Braunfärbungen.
Die Wahrnehmung zu Bill Gates und Ursula von der Leyen im Jahre 2022
Beginnen wir mit dem wichtigeren Protagonisten, da Frau von der Leyen sich auch weiterhin konsequent nur als eine austauschbare Politdarstellerin präsentiert. Skrupellos im Gehorsam, zuverlässig, aber offensichtlich mental und physisch dehnbar bis zur Schmerzgrenze.
Wie wird heute das Treiben von Herrn Gates wahrgenommen und eingeschätzt? Exemplarisch für die gegenwärtigen Entwicklungen geht zuerst der Blick zurück zu einem Artikel der Welt vom Mai 2020. Dort hieß es mahnend und wertend:
"Wer in den sozialen Medien nach dem Hashtag #BillGates sucht, wird in einen fiebrigen Raum der Paranoia hineingesogen. Der Milliardär, Philanthrop und Mitgründer des Software-Riesen Microsoft ist in der Corona-Krise zu einem quasi satanischen Symbol für Verschwörungstheoretiker jeglicher Couleur geworden. (...) Bill-Gates-Verschwörungstheorien sind inzwischen bei Rechten in aller Welt genauso im Umlauf wie bei linksalternativen Impfgegnern."
Im Rahmen einer damaligen Stimmung und Wertung kritischer Wahrnehmungen titelte ich einen Artikel von mir im April 2020 bewusst provokativ mit der Überschrift: "BILL heißt Rechnung. GATES bedeutet Pforten." Einleitend schrieb ich in diesem Beitrag:
"Bill Gates. Seine Rechnung geht nun langsam voll auf. Die Pforten sind für ihn eröffnet, dahingehend, dass seine Vision einer weltweiten Zwangsimpfung in erschreckende Nähe rückt."
Der Text war die Reaktion darauf, dass ein Bill Gates unkommentiert in einer Tagesthemen-Sendung folgende Äußerung in der noch jungen Corona-Krise tätigen konnte: "Wir werden den zu entwickelnden Impfstoff letztendlich 7 Milliarden Menschen verabreichen (...) Unsere Stiftung spielt hierbei eine große Rolle, denn wir sind die größten Förderer von Impfstoffen." Zweieinhalb Jahre später ist mittlerweile bekannt, dass die nun von Gates frisch prämierte Ursula von der Leyen ihre aufschlussreiche Kommunikation mit dem Pharmariesen Pfizer größtenteils vernichtet hat. Sich weiterhin weigert, im Rahmen eines berechtigten öffentlichen Interesses Details zur Verfügung zu stellen. Im Dezember 2020 teilte Frau von der Leyen der Weltgemeinschaft mit:
"Heute schreiben wir ein weiteres wichtiges Kapitel einer europäischen Erfolgsgeschichte. Wir haben den ersten sicheren und wirksamen Impfstoff gegen COVID-19 zugelassen und weitere Impfstoffe werden folgen. (…) Der Beginn der Impfkampagne wird ein großer Moment europäischer Geschlossenheit sein. Ein schönes Ende eines schwierigen Jahres und hoffentlich auch der Anfang vom Ende der Pandemie. Wir sitzen alle in einem Boot."
Zum Thema "sicherer und wirksamer" COVID-Impfstoffe beginnt weiterhin zögerlich die benötigte gesellschaftliche Wahrnehmung und entsprechende Diskussionen. Der zu betrachtende Wirkungskreis manipulativer Hintergrund-Kooperationen jener Zeit findet sich bereits im September 2019. Das Handelsblatt informierte seine Leser:
"Die Mainzer Biotechfirma BioNTech gewinnt mit der Bill-und-Melinda-Gates-Stiftung einen weiteren prominenten Forschungspartner und Finanzier. Die Gates-Stiftung investiert dazu zunächst 55 Millionen Dollar (rund 50 Millionen Euro) in BioNTech. Die Gesamtinvestition kann nach Angaben der beiden Unternehmen später auf bis zu 100 Millionen Dollar steigen."
Der Artikel weist zudem auf die Tatsache hin, dass "in der Entwicklung von Impfstoffen gegen Infektionskrankheiten das Mainzer Unternehmen bereits mit dem US-Pharmariesen Pfizer kooperiert". Rund zweieinhalb Jahre später titelt die Welt in einem Artikel zu einer redaktionellen Erkenntnis, die im Jahre 2020 zu mehrheitlich gesellschaftlicher Ausgrenzung und Ächtung führte:
"Mächtige Player wie die Bill Gates Foundation bestimmen faktisch die Politik."
Wofür wurde Frau von der Leyen nun aktuell ausgezeichnet? So heißt es in der Begründung:
"In diesem Jahr wurde der Preis an Ursula von der Leyen, Präsidentin der Europäischen Kommission, verliehen, die sowohl in der EU als auch weltweit entschlossen auf die COVID-19-Pandemie reagiert hat – vom Krisenmanagement bis hin zu langfristigen Wiederaufbaumaßnahmen."
Das Wort "Wiederaufbaumaßnahmen", in Verbindung mit der Zerstörung von Millionen Biografien durch eine maßgebliche Corona- wie auch Ukraine-Politik einer Ursula von der Leyen, trägt dabei schon tragischen Slapstick-Charakter. Des Weiteren heißt es in dem Text zur Verleihung, dass von der Leyen "im Juni 2020 auf dem Global Vaccine Summit außerdem einen neuen Beitrag der Europäischen Kommission in Höhe von 300 Mio. Euro für Gavi, die Impfstoffallianz, ankündigte". Zu der Impfstoffallianz Gavi, gegründet im Jahre 2007, sei die Information zum Engagement der Bill-und-Melinda-Gates-Stiftung zitiert:
"Als Gründungspartner von Gavi hat die Gates-Stiftung die internationale Aufmerksamkeit auf das Thema Impfung gelenkt und Gavi mehrere Zusagen gemacht, die sich bis heute auf insgesamt 4,1 Milliarden US-Dollar belaufen."
So schließt sich der Kreis zum 20. September 2022, dem Tag der Award-Verleihung für Frau von der Leyen in New York. Die bedankte sich, darstellerisch wie immer beeindruckend, mit den demütigen Worten:
"Es ist mir eine große Ehre, diesen Preis zu erhalten, und bitte erlauben Sie mir, ihn zu widmen und ihn mit Millionen von einfachen Europäern zu teilen, die uns allen geholfen haben, die Pandemie zu überstehen."
Sie bedankte sich nicht bei den Afrikanern, die hatten mehrheitlich kein Interesse an den Impfungen aus dem Hause Pfizer. In Zeiten einer zart startenden Aufarbeitung der Corona-Krise sei hier erinnert an die Mahnung des Charité-Virologen Drosten vom März 2020:
"In den afrikanischen Ländern wird in diesem Sommer der Peak der (Corona-)Infektionen auftreten. Ich mag mir gar nicht ausmalen, welche Bilder man sehen wird. Wir werden noch erleben, dass die Leute daran auf den Straßen sterben in Afrika. Die Situation wird schlimm sein, sehr schlimm."
Noch im Mai 2022 titelte die Süddeutsche Zeitung: "Corona: Afrikas tragische Impfmüdigkeit (...) Während rund zwei Drittel der Industrienationen das weltweite Impfziel von aktuell 70 Prozent der Bevölkerung erreicht haben, sind auf dem afrikanischen Kontinent insgesamt weniger als 19 Prozent geimpft." Leichen in den Straßen Fehlanzeige. Der "einfache Europäer" (Zitat: von der Leyen) hatte demgegenüber früher oder später auch keine andere Wahl. Im Oktober 2021 ließ Bill Gates mehr als aufschlussreich wissen, dass Impfstoffpatente auszusetzen "gegen Corona nichts gebracht hätte". Der Philanthrop wörtlich:
"Das ist das Dümmste, was ich je gehört habe."
Wer ist nun der Dumme und wer der Schlaue, in diesen bizarren Zeiten? Der milliardenschwere Investor, der kalkulierende Hersteller, der politische Erfüllungsgehilfe, der Impfstoff-Empfänger oder der Wirkstoff- und Maßnahmenkritiker? Im Oktober 2021 erhielt von der Leyen den "Ehrenpreis des Deutschen Nachhaltigkeitspreises". Im November 2021 die "Auszeichnung für herausragende Führungsqualitäten" der US-amerikanischen Denkfabrik "Atlantic Council", um im fließenden Übergang der Corona-Krise zur Ukraine-Krise im September 2022 aus den Händen von Wladimir Selenskij den "Orden von Jaroslaw des Weisen für besondere Verdienste gegenüber der Ukraine" entgegenzunehmen. Sie dankte artig "im Namen der Millionen Europäerinnen und Europäer, die die Ukraine unterstützen". Hatten die Millionen Europäerinnen und Europäer ein Mitspracherecht in den letzten zwei Jahren?
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen kann den Gates-Award nun als Buchstütze in den Schrank stellen, zu den anderen Auszeichnungen der vergangenen zwei Jahre. Die Bedeutung ist gleich null, sondern dient nur einer Funktion. Real existierende politische Parallelwelten erwarten auch weiterhin von dieser Dame Gehorsam und Zuverlässigkeit, mental und physisch dehnbar bis hin zur Schmerzgrenze.
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