Von Tom J. Wellbrock
Der medizinische Laie wundert sich seit Monaten quasi ununterbrochen. Er fragt sich, was mit der Politik los ist, warum sie Schritt für Schritt den wirtschaftlichen Untergang des Landes vorantreibt, ohne auch nur den Hauch von Einsicht zu zeigen. Die Erklärungsansätze sind zahlreich, sie reichen bis zur naheliegenden Ansicht, dass die USA alles tun, um Missgunst zwischen Russland und Deutschland zu schüren. Das ist nicht neu, die Idee wurde schon 1997 von Zbigniew Brzeziński, dem ehemaligen Nationalen Sicherheitsberater der Vereinigten Staaten, geäußert:
"Ohne die Ukraine ist Russland keine Großmacht."
Brzeziński wurde auch deutlich konkreter und erklärte, dass eine Art "Zerstückelung" Russlands der beste Weg sei, das Land zu schwächen:
"Es (Russland) würde dann aus einer losen Konföderation des europäischen Russlands, der Sibirischen Republik und der Fernöstlichen Republik bestehen, die es einzeln viel leichter finden würden, enge Wirtschaftsbeziehungen mit Europa, den neuen zentralasiatischen Staaten und dem Osten aufzubauen. Eine Integration Russlands in die erweiterte Weltordnung des Westens ist jedoch unmöglich."
Schon viel früher, kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, hatte sich Allen Dulles, der damalige Direktor der CIA, weniger subtil geäußert:
"Der Krieg wird enden, alles wird sich beruhigen und vergehen, und wir werden alles, was wir haben, all das Gold, all die materielle Macht darauf werfen, die Menschen zu täuschen und zu betrügen. Wir werden unsere Gleichgesinnten, unsere Verbündeten in Russland selbst finden. Episode für Episode wird sich die grandiose Tragödie des Todes des widerspenstigsten Volkes der Erde abspielen, die endgültige und unvermeidliche Auslöschung seines Selbstbewusstseins."
Was hat all das aber mit Anton Hofreiter zu tun? Nun, Hofreiter sieht das ähnlich, aber die Gründe für seine Haltung sind besonders gefährlich.
Narzisst schon, aber ...
Hofreiter hat narzisstische Züge, das räumte er selbst in einem Gespräch auf einer Veranstaltung des Spiegel 2017 ein. Er vereine aber, das betonte er damals witzelnd, nur die positiven Züge des Narzissten. Alles in Butter also.
Doch so komisch ist das nicht, und wenn wir uns einmal eine Definition des Narzissmus von Wikipedia ansehen, wird der Ernst der Lage klarer:
"Der Ausdruck Narzissmus (zu altgriechisch Νάρκισσος) steht alltagspsychologisch und umgangssprachlich im weitesten Sinne für die Selbstverliebtheit und Selbstbewunderung eines Menschen, der sich für wichtiger und wertvoller einschätzt, als urteilende Beobachter ihn charakterisieren."
Setzen wir nun diese Definition ins Verhältnis zur aktuellen Politik, die sich mit der Frage auseinanderzusetzen hat, wie sie am sinnvollsten agiert. Narzissmus ist in einer solch brisanten Situation das Letzte, was man brauchen kann. Vielmehr geht es um Pragmatismus, Lösungsansätze und das Zurücknehmen der eigenen Person.
Nichts davon ist bei Hofreiter (von Baerbock und Habeck wollen wir erst gar nicht reden!) zu erkennen. Im Gegenteil, er zeigt sich selbstverliebt, von sich überzeugt und unfähig, die Folgen seiner politischen Position zu sehen. Das ist typisch für einen Narzissten.
Übermittelt ist das Gespräch einer Psychotherapeutin, die auf der ersten Sitzung mit einer narzisstischen Persönlichkeit fragte, wo sie ihr Problem sehe. Ihre Antwort war bezeichnend:
"Wieso Problem? Ich habe kein Problem, die Leute, mit denen ich mich täglich herumschlagen muss, die sind das Problem."
Hofreiter hätte es nicht treffender aussprechen können. Bezeichnend war sein Auftritt bei "Die richtigen Fragen", einem Format der Bild, bei dem auch Oskar Lafontaine anwesend war.
Lafontaine prophezeite Hofreiter, dass der soziale (und wirtschaftliche) Frieden im Land ernsthaft in Gefahr ist, wenn sich jetzt nicht darum gekümmert wird, bezahlbare Energie für alle sicherzustellen. Mit dieser Diagnose steht Lafontaine schon lange nicht mehr allein da. Wirtschaft und Menschen begreifen nach und nach immer mehr, dass wir auf eine Situation zusteuern, die in der Auslöschung vieler Unternehmen und des Wohlstands münden wird, wenn nicht unverzüglich gegengesteuert wird.
Auch der Moderator und die beiden anderen Gäste teilten Lafontaines Sorge und machten deutlich, wie viel hier auf dem Spiel steht. Die Argumentation Hofreiters dagegen war ein Lehrbuchbeispiel für Narzissmus, alles dreht sich um seine (aus seiner Sicht) richtige Position, sämtliche Kritikpunkte tat er wiederholt als "Quatsch" ab. Als Antwort auf Lafontaines Hinweis, dass die Menschen bezahlbare Energie bräuchten, schoss es aus Hofreiter heraus:
"Ich glaub', wenn Sie die Leute fragen würden: 'Wollen Sie wirklich für billiges Erdgas, dass in der Ukraine Kinder vergewaltigt werden ... würden die Leute Nein sagen.'"
Abgesehen davon, dass eine solche Fragestellung selbst in den tendenziösesten Umfrageinstituten tunlichst vermieden werden würde, erzählt sie doch viel über die Persönlichkeit des Anton Hofreiter. Und an dieser Stelle wird es gefährlich.
Denn man muss davon ausgehen, dass Hofreiter mit seinen narzisstischen Eigenschaften wirklich glaubt, was er sagt. In seiner Gedankenwelt finden vermutlich in der Ukraine täglich unzählige Vergewaltigungen an Kindern durch die Russen statt. Es wäre schon schlimm genug, wenn Hofreiter aus reiner Propaganda so argumentieren würde. Wenn er selbst aber an den Wahrheitsgehalt dieser realitätsfernen und insgesamt dummen Aussage glaubt, erklärt das vieles. Zum Beispiel, dass er völlig unreflektiert allem glaubt, was offizielle Stellen aus der Ukraine in Umlauf bringen. Es passt mit seinem narzisstischen Weltbild zusammen und kann daher nur die Wahrheit sein.
Untragbar
Wenn hier von Anton Hofreiter die Rede ist, so steht er stellvertretend für all jene, die derzeit in politischer Verantwortung stehen. Sie werden geleitet von Weltbildern, die an der Realität der Bevölkerung komplett vorbeigehen. Sie werden dominiert von Aggressivität, Eskalationsbereitschaft und dem völligen Fehlen von Diplomatie (was besonders im Falle der Außenministerin nur als Katastrophe bezeichnet werden kann).
Zum Narzissmus gehört naturgemäß auch ein Größtmaß an Egoismus und fehlender Empathie, was sich in der Bereitschaft zeigt, die wirtschaftlichen und sozialen Grundlagen des Landes ohne Sorge aufs Spiel zu setzen bzw. zu opfern. An den Amtseid denkt niemand dieser Damen und Herren, aus dem einfachen Grunde, dass er in der Erlebniswelt der entsprechenden Politiker schlicht keine Rolle spielt. Er wird als etwas empfunden, das nichts mit dem eigenen Verhalten zu tun hat, von ihm abgekoppelt und bedeutungslos ist.
Eine Bundesregierung, die in diesem Ausmaß an den Interessen der Bevölkerung (und darüber hinaus auch an den Interessen und Notwendigkeiten anderer Länder) vorbei agiert, kann sich auf Dauer nicht halten, sie ist schlicht zum Scheitern verurteilt.
Eine Bundesregierung mit dem Stil, den wir erleben, ist untragbar, sie sollte so schnell wie möglich abgewählt werden. Es wäre der unaufgeregtere Weg, den zerstörerischen Wahnsinn zu beenden. Macht sie dagegen weiter mit dem, was sie anrichtet, wird der Herbst heißer werden, als manche sich vorstellen können. Denn jede Leidensbereitschaft (sogar die der Deutschen) hat eine Grenze, da können Hofreiter und seine Mitstreiter sich auf den Kopf stellen.
Dumm nur, dass der Narzisst nicht in der Lage ist, diese einfachen Zusammenhänge zu erkennen.
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