Von Bernhard Loyen
Es folgen Darlegungen eines aktuell beeindruckenden Ereignisses zum Thema der weiterhin tief gespaltenen Gesellschaft in der Coronakrise. Exemplarisch steht dieses Ereignis für die immer noch existierende Verweigerungshaltung von Teilen der Politik, wie auch dem Großteil der die Maßnahmen unterstützenden Journalismus-Kollegen, mahnende Stimmen aus der Bevölkerung zu akzeptieren. Wahrnehmen zu wollen. Schlimmer noch, besorgte und ehrliche Menschen zu diskreditieren. Eiskalt und erbarmungslos eine Bestrafung einzufordern.
Sich gegenüber einer vermeintlichen Mehrheitsgesellschaft beifallheischend zu echauffieren, diese Kritiker umgehend zum Verstummen zu bringen. Oder, wie im aktuellen Falle, zwei Feuerwehrbeamte aus Berlin nach Veröffentlichung eines inhaltlich beeindruckenden Interviews mutwillig in die Arbeitslosigkeit zu komplementieren. So fordert Janosch Dahmen wörtlich:
"So jemand hat weder im Staatsdienst noch Gesundheitswesen etwas verloren."
So jemand? Worum geht es? Am 27. August findet ein Videointerview seinen Weg auf verschiedene Internetportale. Der Inhalt brisant. Zwei seit mehr als zehn Jahren tätige Feuerwehrbeamte aus Berlin schildern in nachdrücklichen Worten die Herausforderungen ihres Berufsalltags in den "Corona-Jahren" seit 2020.
Die erkenntnisreichen Darlegungen behandeln unter anderem die Aufforderung des Arbeitgebers, das Thema Corona nur durch die "offizielle Brille" zu betrachten, also Vorgaben der etablierten Politik und Medien unkritisch zu akzeptieren.
Daraus resultiert der belastende Druck einer "Empfehlung", sich impfen zu lassen. Eine stillschweigende Umsetzung der "einrichtungsbezogen Impfpflicht", die auch für Mitarbeiter der Feuerwehr gilt. Des Weiteren neuartige Alltagserfahrungen im Einsatz auf den Straßen Berlins zum Thema Impfnebenwirkungen bei bedürftigen Berlinern. Diese und andere Themen werden ehrlich und unmissverständlich in dem Interview angesprochen.
Es stellt sich nach Betrachtung des eindeutig wertenden Twitter-Beitrags von Janosch Dahmen die unmittelbare Frage: Hat er sich das Gespräch überhaupt mit Ruhe und Interesse angesehen? So schreibt Dahmen wörtlich:
"Es sind schreckliche Videos, die offensichtlich von Beamten der Berliner Feuerwehr verbreitet werden. Voller Verachtung für Wissenschaft, Demokratie & frei von Empathie für >140.000 Corona-Verstorben in Deutschland. So jemand hat weder im Staatsdienst noch Gesundheitswesen etwas verloren."
Bitte? Zunächst einmal, es ist nur ein Video, mit zwei Protagonisten. Wer verachtet hier denn wen? Zwei im Schichtdienst an der Basis, am Bodensatz der Gesellschaft, aufopfernd unterbezahlt arbeitende Menschen; oder ein Mann mit Blick aus dem politischen Elfenbeinturm und beruhigendem monatlichen Salär? Zitat aus dem Interview mit den beiden Feuerwehrbediensteten:
"Das mit den Nebenwirkungen ist eine schwierige Sache, weil man eben nicht erfährt, was im Krankenhaus herausgekommen ist, und im Krankenhaus wird ja nicht nachgeforscht. Man will's ja auch gar nicht wissen, weil die Zahlen, die würden ja plötzlich eine ganz andere Sprache sprechen."
Erkennt Herr Dahmen in dieser Aussage seine verortete "volle Verachtung für Wissenschaft"? Resultiert für den "Leiter der Arbeitsgruppe Gesundheit", der Bundestagsfraktion der Grünen, aus diesem Interview-Zitat:
"Gerade gestern wieder habe ich mit einem älteren Herrn gesprochen, der viermal geimpft war und sagte, es geht ihm mit jeder Impfung schlechter"
die Feststellung, der Feuerwehrbeamte sei "frei von Empathie"? Wie ist Herr Dahmen eigentlich auf das Video aufmerksam geworden? Als Quelle gibt er den Twitter-Kanal des freien Journalisten Julius Geiler an. Der schrieb zuvor in einem Beitrag zu dem Interview:
"Wenn die Berliner Feuerwehr gerade irgendwas nicht gebrauchen kann, sind es wohl zwei Kollegen die auf Wache und in Uniform im zumindest gewöhnungsbedürftigen Duktus über Impfungen und Corona-Maßnahmen herziehen."
Herr Geiler präsentiert sich interessierten Lesern des Berliner Tagesspiegels von Beginn der Coronakrise an als eifriger Kritiker der Menschen, die sich selbst als Maßnahmenkritiker verstehen, von Geiler jedoch konsequent wertend bis diskreditierend als Impf- und Maßnahmengegner, Pandemieleugner, Coronaskeptiker oder Querdenker betitelt werden. Nach Angaben des Tagesspiegels lauten seine journalistischen Schwerpunkte "Nahost und Rechtsextremismus / Antisemitismus". Dahmen zeigt zitierend einen Screenshot von Geilers Twitter-Beitrag. Hat er sich womöglich das Interview gar nicht angesehen?
Herr Dahmen spricht im Rahmen seines mehrteiligen Twitter-Beitrags die Berliner Innensenatorin Iris Spranger (SPD) direkt an. Er schreibt wortwörtlich zu den Screenshot-Inhalten von Julius Geiler:
"Der Aufruf zum 'Widerstand' gegen 'Staatsführung oder diese Impf-Mafia' ist brandgefährlich. Innensenatorin – Wehret den Anfängen! Aus Worten werden Taten. Derartige Botschaften machen die Arbeit von Vielen kaputt & bringen Menschen in Gefahr, die für unsere Demokratie einstehen!"
Das Wort Widerstand fällt in dem Video-Interview der beiden Feuerwehrbeamten in folgendem, für Politiker und entsprechenden Journalisten aufschlussreichen Zusammenhang. So heißt es:
"Und es gibt bestimmt auch viele Leute, die begriffen haben, dass das was hier läuft, nicht das ist, was uns erzählt wird, aber ein Problem damit haben, sich einzugestehen, dass sie einen Fehler gemacht haben. Ich denke, dass ist so der Hauptpunkt, weshalb sich die Leute auch nicht trauen, zu sagen: Es war scheiße. Ja, ich hab mich zweimal impfen lassen, aber es reicht jetzt.
Es gibt ein paar, die langsam sagen: Ok, mach ich nicht mehr mit. Aber auf der Straße oder im, nennen wir es mal Widerstand, da finden sich die wenigsten, weil alle Angst davor haben: Was wird aus mir?"
"Warum schweigen die Kollegen? Angst." So einer der Feuerwehrbeamten im Interview. Gegenfrage: Warum werden immer mehr Politiker bei dem aktuellen Vernehmen von Volkes Stimme und Wahrheiten so irritierend laut? Warum beschimpfen Journalisten seit 2020 nachweislich die Menschen, die den Weg auf die Straße wagen, um der Politik und dem Großteil der bundesdeutschen Medien ihre große Sorge um die Demokratie zu vermitteln?
Es könnte auch die Angst sein. Vor der Erkenntnis sich doch in Teilen der verordneten Maßnahmen, in dem unterstützenden, auch stillen Gehorsam geirrt zu haben. Was wird aus mir? Die aktuell mahnende laute Warnung vor "Staatsfeinden", die in den Augen der "Volksvertreter" eine bizarre "Delegitimierung des Staates" verkörpern, vermittelt seitens der Politik den Bürgern nur die Tatsache: Akute Sorgen und Nöte wollen nicht erkannt und ernst genommen werden. "Aus Worten werden Taten", weiß Herr Dahmen. Aus dem Mund eines Politikers in der Umkehrwahrnehmung eine eindeutige Drohung – wie im Übrigen auch der anmaßende Inhalt seines Twitter-Beitrags.
Mehr zum Thema - "Heißer Herbst"? Verfassungsschutz warnt vor großen Demonstrationen und Gewalt