von Tom J. Wellbrock
Evidenz? Hat Karl Lauterbach noch nie interessiert. Eher Effizienz, wenn es zum Beispiel um die Schließung zahlreicher Krankenhäuser geht, die der derzeitige Gesundheitsminister sich noch kurz vor Beginn des Corona-Dramas gewünscht hatte. Jetzt spuken in Lauterbachs Kopf Farben herum, aber nicht nur das. Er argumentiert auf eine Weise, die in jedem anderen Fall am Geisteszustand des Betreffenden zweifeln ließe.
Lauterbachs Plan sieht so aus: Ab Herbst kommt die Maskenpflicht zurück. Also jene Maßnahme, die sich nicht nur als unwirksam, sondern zuweilen auch als schädlich herausgestellt hat. Aber derlei Details kümmern den talkshowerprobten Krankheitsverwalter nicht. Ebenso wenig wie die Tatsache, dass seit Beginn von Corona das Gesundheitssystem nach wie vor in einem desaströsen Zustand ist, auch und insbesondere dank ihm.
Absurd wird es aber an einer anderen Stelle.
Frisch, frischer, durchgeknallt
Um der Maskenpflicht zu entgehen, gibt es gemäß der lauterbachschen Philosophie nur eine Möglichkeit: Man muss gerade frisch geimpft sein, maximal drei Monate darf die Impfung zurückliegen. Wer also schon zwei oder drei Injektionen intus hat, guckt in die Röhre, es sei denn, er lässt sich noch einen Stich geben. Ist die Impfung also länger her, als ein Impf-Fan "Vakzine" sagen kann, befindet man sich wieder im Kessel der offiziell Ungeimpften.
Ob keine Impfung oder drei Impfungen, ist Lauterbachs Plänen zufolge irrelevant. Das kann man schon als starkes Stück bezeichnen, wurde doch allen Impfwilligen schon früh versprochen, durch den Schuss ganz schnell aus der Corona-Nummer rauszukommen. Andererseits glaubt daran wohl ohnehin schon längst niemand mehr.
Es folgt die nächste Absurdität: Wer nicht frisch geimpft ist, muss fast überall eine Maske tragen. Maskenfreiheit gilt für die frisch Geimpften, drei Monate lang, versteht sich. Nun muss man kein Seher sein, um zu verstehen, dass die Maskenfreiheit lediglich drei Monate lang Bestand hat und dann die "Freiheit" nur durch eine erneute Impfung verlängert werden kann. Das von den "bösen Schwurblern" befürchtete Impf-Abo baumelt also wie eine entlarvte Lüge über uns.
Mal so, mal so
Ja, schon, nur frisch Geimpfte werden von der Maskenpflicht befreit sein, aber dass das funktioniert, glaubt Lauterbach offenbar selbst nicht. Auf den Vorwurf des Impf-Abos schrieb er auf Twitter:
"Leute wollen dann Impfung alle 3 Monate. Auch abwegig. Kein Arzt macht das, kein Mensch will das."
Aha! Und was heißt das? Dass die Maskenfreiheit dann eben doch nur drei Monate lang gilt und dann für die Tonne ist? Anders ist das schwer zu erklären. Geradezu humoristisch aber ist die Tatsache einzuordnen, dass Lauterbach hier ganz eklatant seinen eigenen Unsinn ad absurdum führt. Einerseits will er die Menschen nur von der Maske befreien, wenn sie frisch geimpft sind. Andererseits hält er selbst es für abwegig, dass es so laufen wird.
Zu Ende gedacht hat jeder Deutsche, der auf eine weitere Impfung verzichten will, exakt drei Monate ohne Maske. Danach muss sie wieder übergestülpt werden.
Geistig eigenwillig
Man muss es so offen sagen, es ist längst überfällig: Die Denkfehler Lauterbachs sind mittlerweile so eindeutig, dass die weitere Ausübung seines Amtes nicht ohne erhebliche Gewissensbisse derer erfolgen kann, die diese ermöglichen. Als Beleg möge diese Aussage Lauterbachs gelten:
"Niemand empfiehlt eine Impfung alle 3 Monate. Das ist doch Polemik. Für wahrscheinlich 3 Monate schützen die neuen Impfstoffe vor Infektion. Vielleicht länger."
Und wem das noch nicht reicht, der sollte sich Gedanken hierüber machen:
"Glauben Sie im Ernst, dass Menschen sich alle 3 Monate impfen lassen, um ohne Maske in ein Restaurant gehen zu können??????"
Das fragte ein Nutzer auf Twitter im Zuge einer Diskussion. Und Lauterbach hatte eine verblüffende Antwort parat:
"Wenn wir das wirklich oft sähen würden wir die Regel ändern, machen die Ausnahme dicht. Allgemeine Maskenpflicht im Innenraum oder Test wäre dann Konsequenz."
Lauterbach sagt jedem, der es hören will oder nicht, dass er auf "Anreize" baue, damit die Menschen sich impfen lassen. Kommen sie dem nach, will er die Maskenfreiheit aber kippen. Logik? Aber nicht doch!
Kunterbunte Restaurants
Restaurants und etliche andere Einrichtungen stehen – sollte der völlig undurchdachte Irrsinn Lauterbachs tatsächlich Realität werden – erneut vor einem großen Scherbenhaufen. Sie müssten kontrollieren, wer wann und wie oft geimpft worden ist, und dementsprechend den Zutritt ohne Maske erlauben oder verbieten. Das ist schlicht nicht umsetzbar.
Doch Lauterbach widerspricht. Die Corona-App (bekanntermaßen ein Garant für Fehlfunktionen und Ineffektivität) soll nach Wunsch des Gesundheitsministers künftig bunt werden und per Farbe anzeigen, wer zu den "Guten" und wer zu den "Bösen" gehört. Was China kann, können wir schon lange, mag der Minister denken.
Abgesehen davon, wie lange was genau gilt oder wieder gekippt oder in anderer Form verändert wird, ist die logistische Herausforderung ein geradezu absurdes Unterfangen, das in einem weiteren Chaos enden wird. In erster Linie aber hat Lauterbach mit diesem Wirrwarr nicht nur das dünne Eis von wissenschaftlicher Evidenz verlassen. Jenes Eis ist unter dem Gewicht fehlender Logik, Willkür und intellektueller Geisterfahrt endgültig unter Lauterbach zusammengebrochen.
Kleine Randnotiz: Interessant ist übrigens auch die Frage, wie lange Lauterbachs eigene Impfung her ist. Das Bundesgesundheitsministerium möchte hierzu aber keine Angaben machen und bittet um Verständnis dafür, keine "Details zu medizinischen Angelegenheiten" nennen zu können.
Das ist merkwürdig, haben wir doch seit der Eröffnung des Corona-Theaters immer wieder gesagt bekommen, Impfen sei keine Privatsache.
Tom J. Wellbrock ist Autor und Texter. Er betreibt den Blog Neulandrebellen.
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