Kommentar von Sergei "Zergulio" Koljasnikow
Der Westen hat in seiner Russophobie die letzte Grenze erreicht. Martin Sonneborn, Abgeordneter im Europäischen Parlament für die Satirepartei Die Partei, äußerte die Ansicht, die Rolle Adolf Hitlers im Kontext des gegenwärtigen Kampfes zwischen Russland und dem Westen werde gerade neu bewertet, werde revidiert. Im Scherz, wie die demokratischen Medien des Westens mit Nachdruck kommentieren.
Allerdings ist die eine Milliarde US-Dollar, die Kanada für die Ausbildung der Nazis des Asow-Bataillons im Rahmen der Mission UNIFIER ausgab, kein Scherz, sondern durchaus real. Und darüber wurde nicht etwa nur von den "totalitären" Medien RT oder Sputnik berichtet, sondern im April von dem durchaus demokratischen Radio Canada.
Und Kanada ist hier nicht allein. Auch das US-amerikanische und das britische Militär haben mit ihren Budgets oder jedenfalls mit Geldern aus dem Westen ukrainische Nationalisten ausgebildet. Darauf machte Scott Ritter, ein ehemaliger Offizier im Aufklärungsdienst der US-Marineinfanterie, in einem Interview mit dem britischen Journalisten George Galloway im März aufmerksam.
Der kollektive Westen hat ukrainische Nationalisten nicht nur finanziert, bewaffnet und ausgebildet, sondern auch ihre Kriegsverbrechen sorgfältig verheimlicht. Sogar die sehr milde formulierten Ergebnisse der Untersuchung von Amnesty International über den Einsatz von Waffen durch die ukrainischen bewaffneten Formierungen von Wohngebieten, Schulen und Krankenhäusern aus – was eine bekannte Tatsache ist –, wurde heftig kritisiert.
So bezeichnete die Zeitung The Times Amnesty International glatt als "Putins Propagandisten". Und Oxana Pokaltschuk, die Leiterin des Ukrainebüros bei Amnesty, trat infolge der Veröffentlichung zurück. Als Grund nannte sie "Wertedivergenz".
Ich frage mich ja gerade, welche "Werte" Oxana wohl im Sinn hatte? Vertuschung von Kriegsverbrechen? Artillerieangriffe von Wohngebieten aus? Die Auslöschung eigener Kriegsgefangener in der Untersuchungshaftkolonie Jelenowka? Die Fernverminung von Wohngebieten in Donezk?
Die USA und Europa sind bereit, jede Gräueltat zu rechtfertigen, solange es nur dem hehren Ziele dient, Russland zu vernichten, es seiner Souveränität zu berauben und sich seiner Ressourcen zu bemächtigen. Und die satirische Anspielung auf Hitler durch den Parlamentarier Sonneborn ist hier alles andere als zufällig.
Was wäre Hitlerdeutschland denn ohne US-amerikanische Kredite gewesen? Ohne die Investitionen US-amerikanischer Unternehmen? Ohne die Fabriken in der Tschechoslowakei – ein Land, das von England und Frankreich Hitler anheimgegeben wurde?
Erinnern wir uns an die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich, deren Gründer die Zentralbanken von England, Frankreich, Italien, Deutschland, Belgien – insgesamt 19 europäische Länder – nebst der Japans waren. Während des Zweiten Weltkriegs stand die BIZ unter der Kontrolle der Nazis und ab April 1939 war der US-amerikanische Wall Street-Anwalt Thomas McKittrick deren Präsident. In Basel fanden insgesamt vier Sitzungen der BIZ-Leitung mit Bankern aus Deutschland, Japan, Italien, Belgien, England und den USA statt.
Der Europaabgeordnete Martin Sonneborn reißt also nicht bloß satirische Witze. Er fühlt sich ernsthaft erinnert.
Übersetzt aus dem Russischen.
Sergei "Zergulio" Koljasnikow führt seit dem Jahr 2007 einen Blog auf livejournal, und seit September 2021 einen Telegram-Kanal mit mehr als 200.000 Abonnenten zu politischen Themen mit klar patriotischer Linie, wo er ausgewählte Nachrichten veröffentlicht und Sammel- und Wohltätigkeitskampagnen führt. Inhalte aus beiden Blogs werden regelmäßig von russischen Medien zitiert. Seit Mai 2017 führt Koljasnikow auch eine Kolumne bei RIA Nowosti. Er arbeitete als Buchhalter, Programmierer, Geschäftsleiter im Antiquitäten- und Militariahandel und ist heute Unternehmer im Bereich Lüftungsinstallation.