Von amerikanischen Spritztouren und dem Ende der Menschheit

Die Mischung aus Dummheit, Senilität, Größenwahn und Narzissmus, die die USA derzeit an den Tag legen, bringt die Menschheit in ernste Gefahr, vielleicht ernster als jemals zuvor.

von Tom Wellbrock

Aiman al-Sawahiri sei der Stellvertreter Osama Bin Ladens gewesen, schreiben Medien. Wird wohl stimmen. Und weil das so ist, haben die Amerikaner den Mann mal eben von seinem Balkon und ins Jenseits gebombt.

Warum? Na, weil er Terrorist ist, und weil dieser staatlich beauftragte Mord eine schicke Vergeltung für 9/11 sei. Kann man so machen, wenn man USA heißt. Gerichtsverhandlungen, Urteile, Strafen, das ist für die USA Kleinkram. Getötet wird nach Lust und Laune. Und weil in der Ukraine gerade nicht so viel los ist (wer will schon die täglichen Intelligenzattentate von Selenskij noch hören?), kann man auch mal einen Abstecher nach Taiwan machen. Nur so, aus Spaß. Weil man Nancy heißt, und auch noch Pelosi.

Das könnte den Dritten Weltkrieg auslösen, aber hey, wenn reiche alte Damen Flugreisen unternehmen, wollen sie auch was sehen, wollen dahin, wo es wehtut, gewissermaßen. Der Präsident der Vereinigten Staaten, ein alter, weißer Mann mit übersichtlicher Restlebenserwartung, wusste zwar von Pelosis Spritztour, mochte dazu aber nichts sagen. Vielleicht wollte er es auch, hat es aber wieder vergessen. Oder er sucht auf seinem Büro-Globus dieses komische Taiwan.

Diese Mischung aus Dummheit, Senilität, Größenwahn und Narzissmus bringt die Menschheit in ernste Gefahr, vielleicht ernster als jemals zuvor. Und da die Frage ist, was zuerst stirbt, das amerikanische Imperium oder sein derzeitiger Imperator, muss es jetzt schnell gehen. Wenn der eigene Tod eine immer weniger zu leugnende Tatsache ist, scheint der Tod anderer psychologisch lebensverlängernd zu wirken. Logisch ist das nicht, aber wen schert im Jahr 2022 schon die Logik?

Der Riese USA wankt schon eine ganze Weile. Aber mittlerweile kann man den Fall in den Staub der Menschheitsgeschichte in gefühlter Super-Slow Motion verfolgen. Aufzuhalten ist dieser Fall nicht, die träge Masse muss sich der Erdanziehungskraft geschlagen geben, da hilft kein Zucken und kein Brüllen. Schaden kann es aber auch nichts, so scheint die US-amerikanische Politik zu ticken. Der Held, der am Abgrund hängt und weiß, dass seine Rettung viele Menschenleben zerstören würde, gibt sich wie ein Gentleman. Er sagt:

"Lasst mich los, es ist besser so, lieber sterbe ich als die vielen Menschen, die ihr Leben durch meine Rettung verlieren."

Am Ende finden sich Trude und Peter, leben glücklich bis an ihr Lebensende, und im Abspann erscheinen ihre bürgerlichen Namen. Das Böse agiert in dieser Situation anders. Es hängt am Abgrund und muss feststellen, dass niemand da ist, der es retten will. Es hat zu viele vor den Kopf gestoßen, und gepeinigte Menschen sind wie Elefanten: Sie vergessen nicht. Und so sagt das Böse:

"Wenn Ihr mich nicht retten wollt, sollt Ihr auch nicht gerettet werden! Mag sein, dass ich sterbe, aber Euch nehme ich mit."

Einen Abspann gibt es bei diesem Szenario nicht. Es ist kein gutes Zeichen, dass die imperiale und feindselige Politik der USA und ihrer Vasallen inzwischen wenig subtil gezeigt wird. Nach und nach verschwinden sogar die abstrusesten Begründungen für Provokationen und Eskalationen. Wahrscheinlich wird es nicht mehr lange dauern, dann überfallen die Amerikaner Länder mit dem Hinweis, dass ihnen der Sinn danach stand. Keine konstruierten Krisen mehr, keine getauften Bösewichte, nur noch Invasion, Provokation, Krieg. Weil sie es können. Weil sie es wollen. Warum sie es wollen, spielt keine Rolle mehr, Amerikaner machen, wonach ihnen der Sinn steht.

Und die Baerbocks dieser Welt schlagen sich auf ihre Seite (es gibt also doch ein paar, die dem Bösen helfen wollen). Sie beschwören die Solidarität mit dem Partner, pochen auf Demokratie, Menschenrechte, schwärmen vom lustigen Kribbeln, das ein Finger auf dem roten Knopf erzeugt, und spucken – bildlich gesprochen – auf die Köpfe derer, die sie einst gewählt haben. Ach, das ist schon so lange her.

Machen wir uns nichts vor: Es wird nicht mehr gezündelt, es werden Brände gelegt, weitere werden folgen. Wer immer noch glaubt, dass "der Westen" so etwas wie Frieden oder auch nur friedliche Koexistenz im Sinn hat, der glaubt auch, dass Butter in der Sonne nicht schmilzt, wenn man ein Wasserglas darüber stellt.

Und viele von uns glauben immer noch, dass es schon nicht so schlimm werden wird – das mit dem Krieg, mit den steigenden Preisen, mit der Fahrt gegen die Wand, das werden sie doch nicht tun. Oder? Eher "Oder". Sie tun es. Jeden Tag. Sie eskalieren, provozieren, üben Druck aus, haben den Finger am Abzug. Und immer wieder wird abgedrückt, hier und da, kleine Löcher und größere Krater bestimmen das Bild der Erde aus der Vogelperspektive.

Das Schlimme daran: Seit Anfang des Jahres haben sich die verantwortungslosen Verantwortungsträger ein neues Hobby zugelegt: schwere Waffen. Die sind nach wie vor in den falschen Händen. Und sie können einen Krieg auslösen, der der letzte der Menschheit sein würde.

Tom J. Wellbrock ist Autor und Texter. Er betreibt den Blog Neulandrebellen.

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