Ein Kommentar von Caitlin Johnstone
Nun, ich weiß, was Sie jetzt denken: Wo findet Selenskij die Zeit für eine glamouröse Fotostrecke für die Vogue, inmitten seines übervollen Terminkalenders mit unzähligen Videoansprachen bei anderen großen westlichen Institutionen und Anlässen?
Ich meine, das ist immerhin derselbe Wladimir Selenskij, der so sehr damit beschäftigt war, Ansprachen bei der Grammy-Verleihung, den Filmfestspielen von Cannes, dem Weltwirtschaftsforum in Davos und wahrscheinlich auch bei der Bilderberg-Gruppe abzuhalten und sich mit Prominenten wie Ben Stiller, Sean Penn sowie Bono und Edge von der irischen Rockband U2 zu treffen. Das ist wohl die anstrengendste PR-Tournee, die man sich ausdenken kann – und das auch ohne noch mit Ernie und Bert von der Sesamstraße über die strategische Bedeutung von Langstreckenartillerie diskutiert zu haben.
Aber war da was? Gibt es derzeit nicht auch noch einen Krieg oder so etwas Ähnliches in der Ukraine? Man müsste meinen, Selenskij wäre wahrscheinlich vor allem damit beschäftigt.
Nennt mich verrückt, aber ich beginne zu vermuten, dass es eine konzertierte Anstrengung gibt, um die Art und Weise zu manipulieren, wie wir über den Krieg in der Ukraine denken sollen. Tatsächlich würde ich sogar so weit gehen und behaupten, dass der Krieg in der Ukraine der aggressivste in der Wahrnehmung gesteuerte Krieg ist, den wir je erlebt haben.
Seit Russland im Februar in die Ukraine einmarschiert ist, wurden wir nicht nur mit Propaganda aus den Massenmedien zugeschüttet, in einem Ausmaß, das wir bisher so noch nie erlebt haben, während gleichzeitig russische Medien aus dem Äther verbannt wurden. Zusätzlich erleben wir auch das neue Medienphänomen von beispielloser Online-Zensur, Social-Media-Propaganda, die von Algorithmen gesteuert wird, und eine schier nicht enden wollende Lawine von automatisierten Trollen, die über die sozialen Medien herfallen.
Wir haben also buchstäblich bisher noch nie erlebt, dass so viel Aufwand betrieben wird, der dazu verwendet wird, um die Art und Weise zu manipulieren, wie die Öffentlichkeit über einen Krieg zu denken hat. Was letztendlich einen Sinn ergibt, wenn man bedenkt, dass es sich beim Konflikt in der Ukraine um einen zutiefst gefährlichen Stellvertreterkrieg zwischen dem kollektiven Westen und Russland handelt, der den gewöhnlichen Menschen weltweit in keiner Weise, Form oder Art zugutekommt.
Ich meine, man stelle sich vor, es wäre den Menschen erlaubt, sich eigene Gedanken über den Wirtschaftskrieg ihrer Regierungen gegen Russland zu machen, der ihnen finanziell schadet und Millionen in den Hungertod treiben könnte, und dies mit der vollen Zustimmung der US-Regierung. Oder es den amerikanischen Bürgern erlaubt wäre, sich zu fragen, ob die Milliarden an US-Dollar, die in diesem Stellvertreterkonflikt verbrannt werden, besser im eigenen Land investiert würden? Oder wenn Menschen anfingen, Einwände gegen einen unnötigen Konflikt um eine geostrategische Vorherrschaft zu erheben, der ihr Leben und das Leben aller, die sie kennen, mit dem Risiko einer nuklearen Vernichtung bedroht?
Kann man nicht zulassen.
Es besteht ein Unterschied wie jener zwischen Tag und Nacht, beim Wunsch, den Menschen die Wahrheit über etwas zu sagen und dem Wunsch, ihre Wahrnehmung der Wahrheit zu manipulieren. Es gibt Zeiten, in denen wahrhaftige Fakten dazu verwendet werden können, um die Wahrnehmung der Menschen auf die eine oder andere Weise zu beeinflussen. Aber wenn es die Agenda erfordert, die Wahrnehmung zu manipulieren, anstatt die Wahrheit zu sagen, wird man zwangsläufig gezwungen sein, sich auf Lügen, Halbwahrheiten, Verzerrungen und Schwindel einzulassen, wann immer die Wahrheit dieser Agenda nicht dienlich ist.
Wenn man uns die Wahrheit über diesen Krieg sagen wollte, dann hätte man die russischen Medien nicht zensiert. Man würde keine Online-Aktivisten zensieren, die den offiziellen Narrativen über die Ukraine widersprechen. Man würde uns nicht ständig mit einer Wahrnehmungsverwaltung durch die Massenmedien ins Gesicht schlagen und man würde ganz sicher nicht den prominenten Präsidenten der Ukraine auf das Cover der Modezeitschrift Vogue bringen.
Wir werden manipuliert und hinters Licht geführt. Und wir werden manipuliert und hinters Licht geführt, weil unsere eigene klare Wahrnehmung den Interessen des Imperiums zuwiderlaufen könnte. Man belügt uns, weil die Interessen der Menschen und die Interessen des Imperiums – wie üblich – nicht vereinbar sind.
Übersetzt aus dem Englischen.
Caitlin Johnstone ist eine unabhängige Journalistin aus Melbourne, Australien. Ihre Webseite findet sich hier und man kann ihr auf Twitter unter @caitoz folgen.