BRICS: Hoffnung auf eine gerechtere Weltordnung ohne US-Hegemonie

Mit dem Potenzial für eine neue Reservewährung und Investitionen ohne politische Auflagen bietet die BRICS-Gruppe eine Alternative zu einer von der westlichen Dominanz erstickten Welt und kann ein Schritt in Richtung einer multipolaren Zukunft sein.

von Bradley Blankenship

Der 14. BRICS-Gipfel in Peking endete inmitten einer turbulenten internationalen geopolitischen Umgebung, was die Bedeutung der Organisation im Allgemeinen zusätzlich unterstreicht. Angesichts der Herausforderungen durch die anhaltende COVID-19-Pandemie, globale Konflikte, einen drohenden Zusammenbruch der Weltwirtschaft und den Klimawandel versagt das derzeitige internationale System, an dessen Stelle eine neue, multipolare Alternative treten muss.

Erwähnenswert ist der Kontext des BRICS-Formats. Das Hauptziel des ersten BRICS-Gipfels in Jekaterinburg, der 2009 inmitten der Finanzkrise stattfand, war die Verbesserung der globalen Wirtschaftslage und die Reform der Finanzinstitute.

Obwohl die BRICS-Länder nicht durch eine bestimmte Ideologie verbunden sind, sahen sie alle die Notwendigkeit, das globale Wirtschaftssystem zu demokratisieren, das von den Vereinigten Staaten im Alleingang auf außerordentlich unverantwortliche – in einigen Fällen sogar nach US-Recht illegale – Art und Weise zum Absturz gebracht worden war. Der Chef der chinesischen Zentralbank rief damals unverblümt dazu auf, den Dollar als globale Reservewährung aufzugeben, weil das Vertrauen in die währungspolitische Führung der USA abhandengekommen sei.

Das war vor 13 Jahren, doch die Notwendigkeit einer neuen Reservewährung könnte heutzutage nicht aktueller sein. Tatsächlich kündigte der russische Präsident Wladimir Putin am 22. Juni, kurz vor Beginn des diesjährigen BRICS-Gipfels, an, dass die Gruppe ihre eigene Reservewährung auf der Grundlage eines Korbs ihrer Währungen entwickeln müsse. Damit verbindet Putin die Hoffnung, dass die Gruppe Alternativen zum bestehenden internationalen Zahlungssystem etabliert.

Während dies vom Westen als Provokation angesehen werden könnte, dient es tatsächlich dem Wohl der Menschheit und richtet sich nicht gegen einzelne Länder oder eine Koalition von Ländern. Bemerkenswert ist zugleich, dass Indien sich in der gemeinsamen Erklärung der Gruppe jegliche "Anti-US"-Rhetorik verbeten hat, da das Land zwar Teil des globalen Südens ist, aber auch starke Beziehungen zum Westen pflegt.

Gleichzeitig ist jedoch klar, dass alle BRICS-Staaten, einschließlich Indien, von einem demokratisierten globalen Wirtschafts- und Finanzsystem profitieren würden. Aus diesem Grund hat sich Neu-Delhi den vom Westen angeführten Sanktionen gegen Russland wegen des anhaltenden Konflikts in der Ukraine nicht angeschlossen, weil dies den wirtschaftlichen Interessen Indiens nicht dient. Zudem würde es auch einen negativen Präzedenzfall schaffen, wenn Länder wegen politischer Meinungsverschiedenheiten aus der internationalen Gemeinschaft ausgeschlossen werden können.

In der Tat haben BRICS und ihre Mitglieder einen langen Weg zurückgelegt, um eine bedingungslose Entwicklungszusammenarbeit zu verfolgen. Allein China hatte bereits zu Beginn des letzten Jahrzehnts den Internationalen Währungsfonds (IWF) und die Weltbank als weltweit größten Nettogläubiger abgelöst und durch die Belt and Road Initiative (BRI) seine Investitionen in die Infrastruktur im globalen Süden – und darüber hinaus – ausgeweitet. In direkter Konkurrenz zu den beiden genannten US-geführten Finanzinstitutionen, die sich zu Waffen der wirtschaftlichen Erpressung verwandelt haben, gründeten die BRICS im Jahr 2014 die New Development Bank (NDB).

Ein weiterer Bereich, in dem BRICS derzeit nicht aktiv ist, es aber bald sein könnte, ist die Sicherheit. Finanzielle und wirtschaftliche Stabilität ist ein untrennbarer Bestandteil der Sicherheit. Ohne ein stabiles Wirtschafts- und Finanzsystem kann es keinen nachhaltigen Frieden geben. Ebenso kann es ohne einen stabilen Sicherheitsrahmen keinen Antrieb für eine globale Entwicklung geben, die BRICS und seine Partner verfolgen. Leider wurde die Verbindung zwischen diesen beiden Facetten im vorherrschenden liberalen internationalen System nicht hergestellt. BRICS könnte daher helfen, sie miteinander zu verbinden, was eine außerordentlich vorteilhafte Entwicklung wäre.

Während beim BRICS-Gipfel die Zelte abgebaut wurden, bereiten sich sowohl die G7 als auch die NATO, zwei von den USA geführte internationale Formate, darauf vor, demnächst zusammenzukommen. Bemerkenswerterweise wird die NATO dabei ihr seit 2010 nicht überarbeitetes "strategisches Konzept" – jenes Dokument, das die Ziele und Prinzipien der Organisation definiert – verabschieden.

Es wird erwartet, dass dieses strategische Konzept die Ausweitung der NATO weit über die Grenzen Europas hinaus und wahrscheinlich bis in den asiatisch-pazifischen Raum vorsieht, was eine ernsthafte Herausforderung für Chinas Nachbarschaft darstellen würde. Dies erklärt wohl, warum der chinesische Präsident Xi Jinping in seiner BRICS-Rede die "kleinen Kreise" anprangerte, die sich um die Hegemone herum bilden, und stattdessen zur Formung einer großen Familie aufrief.

Zumindest spielt BRICS eine ernsthafte Rolle dabei, den bösartigen Einfluss der USA, der NATO und des vorherrschenden, vom Westen geführten globalen Systems auszugleichen. Finanzen und Wirtschaft spielen dabei eine nicht unerhebliche Rolle und das Bestreben der BRICS, Alternativen zum Dollar-basierten Bretton-Woods-System zu schaffen, dem globalen Süden ohne politische Bedingungen Kredite zu gewähren und eine neue Reservewährung einzuführen, wäre ein außergewöhnlicher Vorstoß in Richtung einer multipolaren Zukunft.

Übersetzt aus dem Englischen.

Bradley Blankenship ist ein in Prag lebender US-amerikanischer Journalist, Kolumnist und politischer Kommentator. Er hat eine Kolumne bei CGTN und ist freiberuflicher Reporter für internationale Nachrichtenagenturen, darunter die Nachrichtenagentur Xinhua. Er twittert unter @BradBlank_.

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