Ende dem Tod: Wie Tech-Milliardäre unsere Lebensspanne bis ins Unendliche verlängern wollen

Der Traum vom ewigen Leben scheint durch die Fortschritte in der Technik immer näher zu rücken. Insbesondere Tech-Milliardäre wie etwa der US-Investor Peter Thiel rufen bereits das Ende des Sterbens aus. Doch handelt es sich hierbei wirklich um einen Traum – oder doch eher um einen Albtraum?

von Desiree Lambert

Für die Hoffnung auf das "ewige Leben" sind die Menschen seit jeher bereit, einiges zu vollbringen. Gute Werke und tägliches Beten sollen nach Meinung verschiedener Religionen ein Leben nach dem Tod garantieren. Dabei geht es jedoch um das himmlische und nicht um das irdische Leben, das zwangsläufig mit dem Tod endet. Ein Umstand, den insbesondere die Tech-Elite nicht mehr akzeptieren will. "Zu werden wie Gott" lautete die verführerische Verheißung der Schlange im Paradies der Bibel, die zunehmend Einfluss auf die moderne Gesellschaft nimmt. So fließen heute bereits Millionen in die Forschung zur Besiegung des Todes. Doch: Wollen wir wirklich ewig leben? 

Transhumanismus ist eine Bewegung, die sich um die Verlängerung der Lebensspanne bemüht. Die Verfechter dahingehender Forschungen sehen insbesondere im technologischen Fortschritt eine große Chance für die Menschheit. Grenzen kennen sie keine, alles ist möglich. Künstliche Intelligenz, Roboter, Elixiere zur Verjüngung und auch die Kryonik, das Einfrieren von Menschen, sollen die physischen Fähigkeiten verbessern und gar Naturgesetze aufheben. 

Unter den Big-Tech-Milliardären ist besonders der deutschstämmige US-Technologieinvestor Peter Thiel von der Idee besessen, dem ein jedem von uns drohenden Tod ein endgültiges Ende zu bereiten. "Ich habe beschlossen, gegen ihn zu kämpfen und ihn zu überlisten", erklärte der Milliardär bereits im Jahr 2016. Um sein Vorhaben in die Tat umsetzen zu können, arbeitet er bis zur Schließung durch die US-Behörden unter anderem mit der US-Firma Ambrosia zusammen, die in den USA im Bereich der umstrittenen "Vampir-Therapie" forschte. 

Hierbei wird älteren Menschen das Blut eines jüngeren in die Adern gespritzt – in der Hoffnung, den Organismus des Patienten zu verjüngen. Für 8.000 US-Dollar pro "Jungblut-Transfusion" konnten Interessierte bei der Firma eine solche "Verjüngungskur" buchen. Dem schob die amerikanische Medikamentenaufsichtsbehörde FDA im Jahr 2019 allerdings einen Riegel vor, da die Therapie nach Ansicht der Behörde auf "unbewiesene Ansätze" zurückgegriffen hat.  

Die US-Firma Altos Labs setzt dahingehend vor allem auf Technologien zur biologischen Reprogrammierung. Insbesondere Amazon-Gründer Jeff Bezos investierte in diese Firma. Bei der biologischen Reprogrammierung werden Zellen im Labor verjüngt. Wissenschaftler glauben, dass sich diese Technik auf die Revitalisierung ganzer Tierkörper ausdehnt und dadurch letztlich auch das menschliche Leben verlängert werden könnte. Erste Experimente zeigten sogar Erfolge: Die Wissenschaftler registrierten bei den für die Versuche verwendeten Nagetieren tatsächlich Anzeichen einer Verjüngung. 

Auch SpaceX-Chef Elon Musk investiert in potenziell lebensverlängernde Technologien. An einer davon arbeitet die Firma Neuralink, die die Möglichkeiten einer Schnittstelle zwischen dem menschlichen Gehirn und einem Computer erforscht. Langfristig strebt das Unternehmen die Vereinigung menschlicher und künstlicher Intelligenz zur Ausmerzung menschlicher Defizite an.

Wem das alles noch zu ungewiss ist, kann sich bei Alcor einfrieren lassen. Die steuerbefreite US-Organisation hofft darauf, eingefrorene Leichen in den kommenden fünfzig bis hundert Jahren wiederbeleben zu können. Was in Deutschland rechtswidrig ist und von den Menschen überwiegend als gruselig empfunden wird, ist in den USA derweil durchaus gängige Praxis.

Kryonik nennt man das Verfahren, das darauf setzt, klinisch tote Menschen durch die Fortschritte in der Technik künftig möglicherweise wiederbeleben zu können. "Jemand, der vor Jahrzehnten für tot erklärt wurde, hätte heute vielleicht noch eine Chance", heißt es auf der Webseite von Alcor. 

Doch wollen wir wirklich, was technisch offenbar bald schon möglich ist? Ein Leben in Überbevölkerung auf der Erde, dem der unsterbliche Mensch infolge des Transhumanismus dann nur noch mit Suizid entgehen kann. Schlussendlich bleibt zu sagen, dass wir nicht alles wollen müssen, was wir können. Vielleicht dürfen wir das auch nicht, denn die Geschichte zeigt etwa am Beispiel der Atombombe ganz deutlich: Nicht alles, was möglich ist, ist auch gut. 

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