von Dagmar Henn
Die Linken-Abgeordnete Katja Kipping, Nachfahrin einer Dresdner Fabrikantenfamilie, wurde auf ihrem neuen Posten als Berliner Sozialsenatorin vom Spiegel mit einer Lobeshymne geehrt. Den Berlinern tut das nicht weh; Sozialpolitik wird vor allem auf kommunaler Ebene gemacht, auf Landesebene kann sie keinen Schaden anrichten.
Die Berliner dürfen gewiss mit vielen Fototerminen ihrer Senatorin rechnen, die bereits als Fan vor einem nachgebauten Denkmal syrischer Islamisten posierte oder Pussy Riot hochleben ließ. Wie schreibt der Spiegel? "Sie wollte der Linken das Image der Russlandversteher abstreifen und äußerte sich kritischer gegenüber Moskau." Stimmt. Die mit Russlandverstehern reich gefüllte politische Landschaft Deutschlands, brauchte das dringend. Um den Frieden wird sich dann schon noch irgendwer kümmern.
"Wagenknechts Lager, wo die größten Kritikerinnen und Kritiker der NATO versammelt seien," so der Spiegel, nenne Kipping "nur 'Russia Today', weil viele von Wagenknechts Verbündeten enge Beziehungen zu dem russischen Propaganda-Fernsehsender RT unterhalten und regelmäßig Interviews geben."
Kipping geht offenbar davon aus, dass die deutsche Bevölkerung einen aggressiven Kurs gegen Russland toll findet. Denn sie scheint zu glauben, das von einigen Abgeordneten der Linken noch aufrechterhaltene Eintreten für Frieden mit Russland habe die Partei Stimmen gekostet: "Diese Abgeordneten, glaubt Kipping, verschreckten viele Menschen, die an sich bereit wären, die Linke zu wählen." Die "modern denkenden" Parteimitglieder seien auf Bundesebene bislang nicht gegen "diese Bastion" angekommen.
Kipping, die einst die Bundesarbeitsgemeinschaft Hartz IV als Sprungbrett für ihre Parteikarriere missbrauchte, ist jetzt im Wohltätigkeitsmilieu angekommen, in dem man gerne milde Gaben spendet und erwartet, dass die Armen sie mit Demut und Dankbarkeit entgegennehmen.
In den Jahren, in denen sie Parteivorsitzende der Linken war, verwandelte sich die Partei endgültig in einen rot-grünen Wurmfortsatz, eine schlechte Kopie der beiden Originale. Christa Luft, ehemals Wirtschaftsministerin unter Hans Modrow, hat in ihrer Austrittserklärung gerade die NATO-Freundlichkeit linker Politiker scharf kritisiert. Sie beklagt, die Linke würde sich gegenüber Befürwortern von Angriffskriegen "immer wieder untertänig" aufführen.
Zu dieser Untertänigkeit hat Kipping entscheidend beigetragen. Zumindest das kann sie als Berliner Sozialsenatorin nun nicht mehr.
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