Das Gespräch führte Chris Sweeney
Man stelle sich folgende Szene vor: Die Blicke zweier lesbischer Frauen treffen sich und sie kommen ins Gespräch. Sie tauschen ihre Handynummern aus und verabreden sich später zu einem Date. Beide halten die jeweils andere für lesbisch und beide sind Singles. Solche Szenen passieren weltweit tausendfach. Was aber, wenn eine der beiden in Wahrheit biologisch ein Mann ist und ihrem/seinem Gegenüber nichts davon sagt?
Wir betreten das Gebiet des "Cotton Ceiling" ("Baumwoll-Decke"), ein Begriff, der von der transsexuellen Pornodarstellerin Drew DeVeaux geprägt wurde und durch den zunehmenden Trans-Aktivismus immer bekannter wird. Der Begriff bezieht sich auf die Haltung, die viele lesbische Frauen einnehmen, und zwar dass sie sich nicht zu einem biologischen Mann hingezogen fühlen. Dafür werden sie dann angegriffen und diffamiert.
Zum Begriff "Cotton Ceiling" sagte die Lesbe Jen aus Manchester im Gespräch mit RT: "Es beschreibt im Grunde die unsichtbare Barriere, die eine Lesbe davon abhält, Transfrauen als Sexualpartnerin in Betracht zu ziehen. Ich sehe das nicht aus der Perspektive, dass die eine über der anderen steht; ich denke, beide sind gleich wertvoll. Aber wir sind doch sehr unterschiedlich. Ich glaube nicht, dass ein Penis, der chirurgisch zu einer Vagina rekonstruiert wurde, dasselbe ist wie eine Vagina."
Unverblümt gesagt, Lesben wie Jen können nicht verstehen, dass man jemand anderes daten kann als eine Lesbe, wie sie selbst es ist, genauso wie ein heterosexueller Mann oder eine heterosexuelle Frau nicht jemanden des gleichen Geschlechts daten würde. Jen fuhr fort: "Dies soll nicht beleidigend oder gemein sein – ob die Person einen intakten Penis oder eine Neo-Vagina hat, darum geht es beim Lesbischsein nicht. Unsere Sexualität berücksichtigt einfach keine männlichen Menschen. So einfach ist das."
Diese Erklärung klingt logisch, aber viele Lesben werden diffamiert, wenn sie solche Ansichten äußern. Dies hat dazu geführt, dass einige mittlerweile Angst haben, ihre Meinung zu äußern, um sich dem Problem nicht stellen zu müssen.
Amy – nicht ihr richtiger Name – ist eine 24-jährige Lesbe, die ihre Meinung geäußert hat. Nachdem sie sich geweigert hatte, Sex mit einer Transfrau zu haben, bekam Amy das Gefühl, deswegen angegriffen zu werden. Sie sagte: "Das Erste, was sie mich nannte, war 'transphob'. Sie flippte sofort aus, um mir damit ein schlechtes Gewissen zu machen, weil ich nicht mit jemandem schlafen wollte."
Laut Jen ist diese Art von Geschichte typisch. Sie erklärt: "Jetzt stellen wir fest, dass wir uns auf einer Ebene bewegen, auf der wir aufpassen müssen, was wir sagen. Wenn wir sagen, dass wir uns nicht zu Transfrauen hingezogen fühlen und sie nicht als passende Sexualpartner betrachten, dann gelten wir als transphob, als hasserfüllt, als TERFs (Trans exkludierende radikale Feministinnen)."
Online belästigt zu werden oder nervös zu sein, das Thema zu diskutieren, ist eine Sache. Was passiert jedoch, wenn eine Lesbe eine Beziehung beginnt, ohne zu wissen, dass die andere "Lesbe" eine Transfrau ist? Leider gibt es zahlreiche Berichte über lesbische Frauen, die sich zum Sex genötigt oder gar gezwungen fühlen.
In einem kürzlich erschienenen BBC-Artikel sprachen mehrere Lesben über die Gewissenskonflikte, die sie durchgemacht haben. Darunter auch Chloé, die zwar Sex mit einer Transfrau hatte, aber glaubt, dass dies aufgrund übermäßigen Alkoholkonsums geschehen ist und sie nicht wirklich ihre klare Zustimmung dafür gegeben habe. Sie sagte: "Ich fühlte mich sehr schlecht, weil ich mich dafür hasste, mich eher zum passenden Geschlecht hingezogen zu fühlen als zum Sex. Aber eigentlich fühle ich mich nicht so. Also fühlte ich mich schlecht, weil ich mich genötigt fühlte, anders zu fühlen, als ich das wollte."
Nötigung kann physisch oder durch emotionale Erpressung erfolgen, und einige würden argumentieren, dass Chloés Geschichte eine Form von Vergewaltigung oder sexueller Nötigung ist. Nicht alle Transfrauen fallen als solche auf. Viele sehen durchaus aus wie biologische Frauen, was als "passing" bezeichnet wird. Jen sagte: "Ich habe viele Geschichten von anderen Lesben gehört, die genötigt wurden, Sex mit dem anderen Geschlecht zu haben, und das ist nicht in Ordnung."
Sie fuhr fort: "Es ist sehr traumatisch für eine Lesbe, die das durchmachen muss, weil sie versucht, das Richtige zu tun. Sie versucht, Transfrauen gegenüber empathisch zu sein und ihre eigenen genitalen Vorlieben zu unterdrücken. Aber man mag das andere Geschlecht sexuell nun mal nicht, weil das nicht der eigenen Sexualität entspricht. Am Ende des Tages geht es um Zustimmung. Der einzige Unterschied zwischen einer Transfrau und einem Mann besteht darin, dass sich die Transfrau wie eine Frau fühlt. An der Anatomie ändert das jedoch nichts. Meine jüngeren lesbischen Schwestern liegen mir am Herzen und ich möchte nicht, dass sie in eine solche Situation geraten oder glauben, dass sie zu niemandem Nein sagen dürfen."
Demgegenüber argumentieren Transaktivisten, dass Transfrauen nichts falsch machen würden, da sie ja Frauen seien.
Selbst wenn eine Lesbe annimmt, dass ihr Gegenüber eine biologische Frau und keine Transfrau ist, dann aber die Wahrheit entdeckt, bevor es zu sexuellen Intimitäten gekommen ist, bleiben immer noch Traumata und psychische Belastungen. Jen ist nicht der Meinung, dass Lesben von einer potenziellen Partnerin, die sie treffen, erst um Klärung bitten müssen.
Sie sagte dazu: "Ich würde mich nicht wohl fühlen zu fragen – aber ich würde es tun wollen. Manche Trans, die sich einer Hormonersatztherapie unterzieht, kann ziemlich überzeugend weiblich wirken. Gleichzeitig aber kann auch eine biologische Frau eine von Natur aus tiefere Stimme haben.
Wir kommen äußerlich in so diversen Formen und Größen daher. Ich würde daher fragen wollen, denke aber, dass dies nicht die höflich Art ist. Deshalb denke ich, dass es an der Person liegt, die trans ist, sich zu outen."
"Wenn man eine 'Passing'-Transfrau ist und eine Lesbe anspricht, dann sieht diese zuallererst die äußeren, sekundären sexuellen Merkmale einer biologischen Frau und erwartet dann die entsprechenden intimen, primären sexuellen Merkmale einer biologischen Frau. Wenn diese Erwartungen nicht erfüllt werden können, dann wäre es viel höflicher und moralisch korrekter, wenn eine Transfrau sagt: 'Ich bin trans'."
Ein grundlegender Teil des Problems ist, dass Lesben nicht nur primär daran interessiert sind, ob ihre potenzielle Partnerin Brüste und eine Vagina hat. Jen fügte hinzu: "Wir Frauen haben unsere eigene Biologie und nur Brüste und eine Vagina zu haben, ist nicht gleichbedeutend damit, eine Frau zu sein. Wir haben kleinere Hände, schmalere Schultern und es gibt da noch die Weisheit, die sagt, dass 'die Hüften nicht lügen' – und das tun sie wirklich nicht. Wir haben so viele Dinge an uns, die sich stark von der männlichen Anatomie unterscheiden. Lesbisch zu sein bedeutet nicht, die männliche Anatomie zu hassen, sondern die weibliche Anatomie zu lieben."
Diese Problematik wird sich in Zukunft wohl noch weiter verschärfen, da auf beiden Seiten Geschlechtsumwandlungen zunehmen. Jen ist der Meinung, dass jetzt Maßnahmen erforderlich sind, um rechtlich zu definieren, was es heißt, lesbisch zu sein und diese Definition zu schützen.
Sie erklärte: "Es ist so wichtig, dass das Wort lesbisch als gleichgeschlechtliche Anziehungskraft definiert wird. Wenn also jemand 'lesbisch' sagt, dann muss klar sein, was man bekommt. Man muss die Gewissheit haben, dass man sich in einem 'lesbischen Bereich' bewegt, wenn es zum Dating kommt. Wenn man biologisch ein Mann ist, sollte man nicht versuchen, diesen Bereich zu betreten, der nur Lesben zugänglich ist. Für mich würde es eine Enttäuschung bedeuten, da ich etwas erwarte, das sich als lesbisch angepriesen hat und sich dann als biologisch männliche Person entpuppt. Wenn ich einen 'lesbischen Bereich' betrete und dort wimmelt es aber von Personen des anderen Geschlechts, dann sagt mir das, dass diese Leute keine Grenzen respektieren. Und wenn sie schon diese einfachen Grenzen nicht respektieren, wird es andere Grenzen geben, die sie nicht respektieren werden."
Ein Hinweis darauf, wie tief die Problematik mittlerweile geht, stammt aus einem kleinen Experiment, das Jens ehemalige Freundin unternahm. Sie postete ihr Profil auf einer lesbischen Dating-App und erhielt innerhalb weniger Tage 15 Antworten von Interessenten. Davon waren neun biologisch männlich, davon sieben, die männlich aussahen, aber angaben, lesbisch zu sein, und zwei, die als weiblich durchgingen ("passing").
Die Identität einer jeden Person zu respektieren und zuzulassen, dass sie sich entfaltet, ist ein Zeichen einer gesunden Gesellschaft. Aber es muss ein Gleichgewicht geben. Es kann nicht richtig sein, dass Lesben, in einem sexuellen Szenario, mit jemandem enden, von dem sie denken, dass sie biologisch weiblich ist, sie sich dann aber als biologisch männlich herausstellt. Jen erzählte, dass sie einmal von einer Transfrau angesprochen worden sei, bei der sie nicht bemerkte, dass sie trans ist. Früh im Gespräch ließ die Transfrau eine subtile Bemerkung fallen, mit der sie sich als Transfrau verriet. Jen erklärte ihr dann höflich, dass man gern als Freundinnen weiterreden könne, da sie ausschließlich biologische Frauen sexuell attraktiv findet.
Dieses Thema ist für Jen besonders relevant, da sie in der Scientology-Kirche aufwuchs, in der Homosexualität verboten ist. Nachdem sie die Sekte verlassen hatte, konnte sie sich selbst verwirklichen. Nun hat sie das Gefühl, dass ihr erneut die Entscheidungsfreiheit genommen wird, nur um einer spezifischen Gruppe gerecht werden zu können.
Sie erklärte: "Ich habe mich vor ungefähr zehn Jahren geoutet und bin aus dem Schatten meiner sexuellen Ausrichtung getreten. Jetzt habe ich das Gefühl, dass ich in genau diesen Schatten zurückgedrängt werde. Und ich ging zurück in den Schatten, denn dem Phänomen, dass Lesben Penisse haben können, begegnete ich zum ersten Mal im Jahr 2018. Ich wandte mich ab und hoffte, dass es nur ein vorübergehender Trend ist. Aber das war es nicht, es war so ziemlich die Auslöschung der Homosexualität. Und wenn wir versuchen, das Lesbentum neu zu definieren, um Männer mit einzubeziehen, dann bleibt für Leute wie mich, die sexuell nur an einer Frau interessiert sind, die als eine Frau geboren wurde, nichts mehr."
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Übersetzt aus dem Englischen.
Chris Sweeney ist Autor und Kolumnist. Er hat unter anderem für die Times, den Daily Express, The Sun und Daily Record geschrieben, und für eine Reihe internationaler Magazine. Er twittert unter @writes_sweeney