Ein Kommentar von Neil Clark
Das einzig Gute an den vergangenen 18 Monaten war, dass sie aufgedeckt haben, wer die wahren Befürworter grundlegender menschlicher Freiheiten sind und wer nicht. Meine Güte, da gab es einige Überraschungen, nicht wahr?
Wenn ich Ihnen im Jahr 2019 gesagt hätte, dass Staaten in der westlichen Welt unter dem Deckmantel der Bekämpfung eines Virus mit einer Infektionsrate von 0,096 Prozent die größten jemals da gewesenen Einschränkungen der bürgerlichen Freiheit in Friedenszeiten auferlegen und Menschen sogar daran gehindert würden, an Beerdigungen geliebter Menschen teilzunehmen oder, wenn sie schwer krank im Krankenhaus liegen sollten, zu besuchen, hätten Sie mir wahrscheinlich geantwortet: "Ich wette, dass sich der sozialistisch-libertäre Noam Chomsky entschieden dagegen aussprechen wird. Ich stimme nicht allem zu, was er sagt, aber er war schon immer gegen Tyrannei und unverhältnismäßige staatliche Eingriffe."
Aber Chomsky sprach sich nicht nur nicht gegen Lockdowns und die Vorschriften zum Tragen von Gesichtsmasken aus (falls er es tat, so habe ich das verpasst) – er ging sogar noch einige Schritte weiter. Er zeigte ein Maß an Autoritarismus, das sogar Josef Stalin erblassen ließe, und sagte kürzlich in einem im Netz weit verbreiteten Interview, dass die "richtige Reaktion" gegenüber denen, die keine Impfstoffe zu sich nehmen wollen, darin besteht, "darauf zu bestehen, dass sie vom Rest der Gesellschaft isoliert werden". Anschließend, wie der Journalist Max Blumenthal auf Twitter bemerkte, legte Chomsky noch mal nach, weit davon entfernt, Reue zu zeigen. Auf die Frage: "Wie können wir diesen Menschen (also den Ungeimpften), den Zugang zu Nahrung sichern?", antwortete er kaltschnäuzig: "Nun, das ist eigentlich deren Problem."
Er fuhr fort, wenn diese Menschen "wirklich mittellos würden", dann müsse der Staat "zu einem gewissen Maß eingreifen, um ihr Überleben zu sichern", wie es auch bei Menschen der Fall ist, die im Gefängnis saßen. Danke für deine Wohltätigkeit, Noam. Um seine extreme Position zu rechtfertigen, zog der viel gepriesene "große Denker" dann eine ziemlich lächerliche Analogie. Er verglich die Ungeimpften mit Menschen, die sich weigern, an Kreuzungen bei einer roten Ampel anzuhalten.
Obwohl sich gezeigt hat, dass die Impfstoffe das Übertragungsrisiko des Virus zwar vermindern, können sie dennoch nicht vollständig verhindern, dass es sich ausbreitet, dass Menschen an COVID-19 erkranken oder gar daran sterben. Von der wissenschaftlichen Forschung aus Israel ganz zu schweigen, die zeigt, dass die natürliche Immunität im Vergleich zur induzierten Immunität der Zwei-Dosen-Impfung "einen länger anhaltenden und stärkeren Schutz vor Infektionen, symptomatischen Erkrankungen und Krankenhausaufenthalten bietet, die durch die Delta-Variante von SARS-CoV-2 verursacht werden".
Nein, der große Noam Chomsky verglich tatsächlich Menschen, die für sich selbst eine vollkommen rationale, auf wissenschaftlichen Fakten fundierte Entscheidung getroffen hatten, sich diese neu auf dem Markt befindlichen Impfstoffe nicht verabreichen zu lassen, mit Spinnern, die über rote Ampeln fahren und sich und andere damit tatsächlich in Gefahr bringen. Es ist ein Vergleich, den man von einem verdummten Radiomoderator erwarten würde, wenn dieser verzweifelt versucht, mit provokanten Aussagen, die Zuhörerquoten zu steigern, aber … Professor Chomsky? Der Preisträger für Linguistik an der Universität von Arizona und emeritierte Institutsprofessor am Massachusetts Institute of Technology? Wie tief die Mächtigen doch gefallen sind.
Chomskys Äußerungen wären zu jedem Zeitpunkt entsetzlich gewesen, aber vor dem Hintergrund des tatsächlichen Geschehens sind sie absolut verwerflich. Denn das, was er fordert, wird tatsächlich in einer Reihe sogenannter "Demokratien" gerade vorbereitet.
In Australien hat der Premier des Bundesstaates Victoria Dan Andrews damit gedroht, dass die Beschränkungen für die Ungeimpften frühestens "weit im Jahr 2022" enden werden. Die Ungeimpften dürfen das Nötigste einkaufen gehen, bleiben aber weitgehend von der Teilnahme am gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen. Er sagte zudem, dass auch nach Aufhebung aller Beschränkungen ein Impfnachweis erforderlich sei. Was an sich schon eine ziemliche Einschränkung ist, wenn man darüber nachdenkt. Noch besorgniserregender ist, dass in der Nähe von Melbourne ein riesiges Quarantäne-Camp gebaut wird. Ein Ort für ankommende Reisende oder doch ein neues Zuhause für diese lästigen Impfverweigerer? Wer würde angesichts der dämonisierenden Rhetorik australischer Regierungsvertreter gegen Letzteres wetten?
Weiter drüben in Neuseeland hatte die Premierministerin, "ihre Heiligkeit" Jacinda Ardern, milde gelächelt, als sie in einem Interview unumwunden zugegeben hatte, dass man eine zweiteilige Gesellschaft aufbaue, eine bestehend aus Geimpften und Ungeimpften. In dieser Woche kündigte sie an, dass etwa 40 Prozent aller neuseeländischen Arbeitnehmer "vollständig geimpft" sein müssen oder den Verlust ihres Arbeitsplatzes riskieren. In Kanada hat Justin Trudeau ein nationales COVID-19-Impfstoff-Mandat für alle Flug- und Bahnreisenden angekündigt, das Anfang November in Kraft treten soll.
Die große Ironie dabei ist, dass Chomsky, Andrews, Ardern und Trudeau als selbst ernannte "Progressive" allesamt vehemente und lautstarke Gegner der damaligen Apartheid in Südafrika gewesen wären, aber 30 Jahre später befürworten sie eine soziale Segregation und eine medizinische Apartheid in ihren eigenen Ländern. Eine medizinische Apartheid, die darüber hinaus angesichts einer größeren "Impfzögerlichkeit" unter bestimmten ethnischen Minderheiten auch ein starkes Element der Rassendiskriminierung beinhaltet. Wenn man einen beträchtlichen Teil der "People of Color" aus dem Alltag ausschließen will, dann fordert man einfach Impfnachweise. Und genau das tun "Progressive". Impfnachweise sind eine Möglichkeit, mit der Rassisten ihre kühnsten Träume verwirklichen können.
Man könnte meinen, Chomsky – der Mann, der schließlich Co-Autor eines berühmten Buches darüber ist, wie Regierungen "Konsens erschaffen" – müsste es besser wissen. Man könnte meinen, als prominenter jüdischer Intellektueller weiß er nur zu gut, welche schrecklichen, alptraumhaften Folgen das Abstempeln bestimmter Gruppen als "anders" haben kann. Aber nein. Er möchte, dass die "Ungeimpften" wie Aussätzige behandelt werden. Wie Sträflinge. Und genau das werden sie sein, wenn wir diesen Weg weitergehen.
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Übersetzt aus dem Englischen.
Neil Clark ist Journalist, Autor, Rundfunksprecher und Blogger. Seinen preisgekrönten Blog findet man unter www.neilclark66.blogspot.com. Er twittert unter @NeilClark66 über Politik und Weltgeschehen.
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