Ein Kommentar von Boris Malagurski
Als die letzten US-Militärhubschrauber Kabul verließen, betonten viele Kritiker, darunter auch ich, die Ähnlichkeiten mit der Blamage der USA in Saigon in Südvietnam. Eine Parallele aber, die nur wenige zu ziehen wagen, ist der zum Kosovo.
Als ich auf Twitter die Frage stellte "Ist das Kosovo als Nächstes dran?", versetzte dies albanische Medien in helle Aufregung. Kosovos albanische Mehrheit feiert die NATO-Truppen als Heilsbringer. Im Jahr 1999 bombardierte die NATO Serbien, um die Kontrolle über dessen Südprovinz Kosovo zu übernehmen. Seitdem fördert die NATO ein Projekt zur Nationenbildung, das im Jahr 2008 seinen Höhepunkt gefunden zu haben schien, als die provisorische Regierung des Kosovo die Unabhängigkeit von Serbien erklärte.
Es war keiner dieser "Ende der Geschichte"-Momente. Serbien und ein Großteil der Weltgemeinschaft erkannten den Kosovo nicht als unabhängiges Land an und das Kosovo selbst blieb stark von westlicher Finanzhilfe und militärischer Unterstützung abhängig. Die meisten albanischen Politiker sind sich dessen bewusst und dementsprechend der NATO gegenüber, deren KFOR-Truppen im Kosovo "den Frieden sichern", sehr fügsam.
Allerdings hat die NATO ihr Mandat überschritten. Die Resolution 1244 des UN-Sicherheitsrats, die den Krieg der NATO mit Jugoslawien beendete, garantiert die Souveränität Serbiens über den Kosovo, während die NATO vom ersten Tag ihrer Besatzung auf ein unabhängiges Kosovo gedrängt hat. Die Resolution forderte auch die Rückkehr einer vereinbarten Anzahl jugoslawischer und serbischer Beamter, um ihre Präsenz an wichtigen Orten und wichtigen Grenzübergängen aufrechtzuerhalten. Die NATO hat dies nie zugelassen. Der letzte serbische Ministerpräsident, der die Einhaltung dieses Abkommens forderte, wurde im Jahr 2003 ermordet, nur rund einen Monat nach eben dieser Forderung.
Auf der anderen Seite, was sind die Ergebnisse der Nationenbildung der NATO im Kosovo? Eine Arbeitslosenquote von nahezu 30 Prozent. Eine der ärmsten Gegenden Europas, in der bis zu 45 Prozent der Bevölkerung unterhalb der offiziellen Armutsgrenze lebt und 17 Prozent extrem arm sind. Ehemalige Terroristen der Kosovo-Befreiungsarmee, von denen einige des Waffen- und Organhandels beschuldigt wurden, tauschten ihre Militäruniformen gegen Maßanzüge und begannen diese Entität zu regieren.
Der frühere Präsident des Kosovo mit dem Spitznamen "Die Schlange" steht derzeit in Den Haag wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor Gericht. Er ist derjenige, der eine Bill-Clinton-Statue in der kosovarischen Hauptstadt Pristina enthüllt hat. Bill kam dann auch vorbei, um sich mit zusammen mit der "Schlange" feiern zu lassen.
Der Streit um Autokennzeichen zwischen dem Kosovo und Serbien war nur das jüngste Beispiel für eine Führung im Kosovo, die nicht in der Lage ist, echte Probleme zu lösen und stattdessen lieber in Konflikte gerät, um dadurch ihre Inkompetenz zu verbergen. Anstatt mit Belgrad zu verhandeln, setzte der Kosovo einseitig Gewalt ein, um die Entfernung der serbischen Autokennzeichen durchzusetzen.
Und alles, was die NATO zur Deeskalation der Spannungen beitragen wollte, war, die Kosovo-Sondereinheit durch KFOR-Truppen zu ersetzen, ohne auch nur zu versuchen, den Streit im Kern zu lösen. Was macht die NATO dann noch im Kosovo?
Wahrscheinlich dasselbe, was sie in Afghanistan machte. In der Hoffnung, dass sich eine schlechte Entscheidung irgendwann auszahlt. Aber das wird es nicht. In Vietnam hat es sich nicht ausgezahlt, in Afghanistan hat es sich nicht ausgezahlt und auch im Kosovo wird es sich nicht auszahlen. Es ist also an der Zeit, dass die NATO beginnt, ihre Koffer zu packen.
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Übersetzt aus dem Englischen.
Boris Malagurski ist ein serbisch-kanadischer Dokumentarfilmregisseur, bekannt für den Film "The Weight of Chains", der in den Katalog der Bücherei im US-Kongress aufgenommen wurde. Seine Arbeiten werden auf internationalen Festivals präsentiert, darunter Raindance in London. Auf Twitter ist er unter @malagurski zu finden.
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