von Caitlin Johnstone
Ein Bericht von Yahoo News, der sich auf "Gespräche mit mehr als 20 ehemaligen US-Funktionären" beruft, hat es bestätigt: Die CIA hat den Gründer von WikiLeaks nicht nur ausspioniert, sondern auch seine Entführung, Auslieferung und Ermordung diskutiert.
Diese Pläne sollen in Abstimmung mit dem Weißen Haus unter Trump erstellt worden sein, als der damalige CIA-Direktor Mike Pompeo und seine damalige Stellvertreterin Gina Haspel über die Veröffentlichung des Vault 7 von WikiLeaks 2017 in Rage gerieten. Damit wurde nämlich enthüllte, dass die CIA die Kontrolle über ein enormes digitales Arsenal an Hacking-Werkzeugen verloren hatte. Darunter waren Werkzeuge, die zur Überwachung von Smartphones, smarten Fernsehern und Webbrowsern dienen, das Hacken computerisierter Fahrzeugkontrollsysteme ebenso ermöglichen wie die Fähigkeit, fremde Regierungen als Täter von Cyber-Angriffen erscheinen zu lassen, indem digitalen "Fingerabdrücke" der benutzten Hacker-Tools so eingefügt werden, dass die Ermittler sie auch leicht finden könnten. Es war das größte singuläre Datenleck in der Geschichte der CIA.
Normalerweise müssten wir jahrzehntelang auf die Bestätigung warten, dass Geheimdienste wie die CIA etwas Verwerfliches getan hatten. Und dann nehmen die Leute absurderweise an, dass so etwas nicht mehr passiert, weil das alles ja so lange her ist – und weil es auch unbequem ist, deswegen seine Weltsicht zu ändern. Aber nun haben wir ziemlich frisch – nur vier Jahre später – einen auf ausführlichen Quellen beruhenden Bericht, dass der Dienst plante, einen Journalisten für die Veröffentlichung authentischer Dokumente im öffentlichen Interesse zu entführen, auszuliefern und zu ermorden.
Und das ist so ziemlich die spektakulärste Verletzung so ziemlich sämtlicher "Werte", die die westliche Gesellschaft angeblich so hoch halten. Insbesondere der Teil mit der geplanten Ermordung.
Die Autoren des Artikels (die "der Ordnung halber" fürs Protokoll ihre eigenen fadenscheinige Anspielungen auf angebliche Verbindungen zwischen Russland und WikiLeaks einflechten) sagen, es sei nicht bekannt, wie ernst die Mordpläne von Langley genommen wurden. Aber sie machen unmissverständlich klar, dass solche Pläne geschmiedet wurden: "Führungskräfte des Dienstes forderten und erhielten 'Skizzen' von Plänen zur Ermordung von Assange und anderen in Europa ansässigen WikiLeaks-Mitglieder, die Zugang zu dem Material über Vault 7 hatten, sagte ein ehemaliger Geheimdienstmitarbeiter. Es wurde diskutiert, "ob die Tötung von Assange möglich und legal" wäre, sagte der Ex-Mitarbeiter.
Und das allein sollte schon Grund genug sein, um die Central Intelligence Agency komplett aufzulösen. Schon allein wegen der Tatsache, dass sie eine Institution ist, in der solche Gespräche überhaupt stattfinden und sogar solche Pläne gemacht werden; ganz zu schweigen von dem offenkundigen Umstand, dass sie solche Gespräche nicht geführt und solche Pläne nicht geschmiedet hätten, wenn sie solche nicht gelegentlich in die Tat umsetzten.
Ich kann es immer noch nicht fassen, dass solch ein Vorwurf durch die journalistische Recherche eines Mainstream-Mediums offen bestätigt wurde und die Reaktion der Öffentlichkeit ist lediglich: "Oh, was für eine beunruhigende Meldung", anstatt zu verlangen: "Gut, dann wird die CIA nicht länger existieren."
Ich meine, ist das nicht unglaublich bizarr, dass wir gerade herausgefunden haben, die CIA erstellte unlängst Pläne zur Ermordung eines Journalisten wegen dessen journalistischer Tätigkeit und dennoch fordern wir nicht alle einstimmig, dass die CIA vollständig aufgelöst und für immer im Klo heruntergespült wird?
Schließlich reden wir hier von derselben verlogenen Central Intelligence Agency, die mit Drogen handelt, Kriege, Propaganda und psychischen Terror betreibt und seit Generationen die Welt aufs bösartigste Weise für ihre Ziele zertrümmert hat. Sie ist sicherlich eine der verkommensten Institutionen, die je existiert haben, und kann auf der Skala mit den Schlimmsten der Schlimmen in der Geschichte der Psychopathologie mithalten.
Warum also existiert sie? Warum gibt es noch immer eine Institution, deren umfangreiches Instrumentarium der Folter den Berichten nach umfasst: "Vergewaltigung, Gruppenvergewaltigung, Vergewaltigung mit Aalen, Schlangen oder harten Gegenständen und Vergewaltigung mit nachfolgendem Mord; Elektroschocks ('die Telefonstunde von Bell'), für die Drähte an den Genitalien oder anderen empfindlichen Körperteilen angebracht werden, wie etwa der Zunge; die 'Wasserbehandlung'; das 'Flugzeug', bei dem die Arme des Gefangenen hinter dem Rücken zusammengebunden werden, um ihn dann mit einem Strick über einen Haken an der Decke hochzuziehen, so dass der Gefangene in der Luft hängt und danach geschlagen wird; Schläge mit Gummischläuchen und Peitschen; der Einsatz von Hunden, um Gefangene zu zerfleischen"?
Natürlich frage ich das nur rhetorisch. Wir alle wissen, warum die CIA immer noch existiert. Ein Dienst, der mit stetig wachsender Unverschämtheit auch die Kontrolle über die Nachrichtenmedien ausübt, wird nicht auf einmal anfangen, dem Publikum dabei zu helfen, mehr über seine ununterbrochene Erfolgsbilanz schrecklicher Misshandlungen zu erfahren, und wenn irgendjemand an der Macht jemals auch nur darüber nachdenkt, sie aufs Kreuz zu legen, dann haben sie "alle nur denkbaren Möglichkeiten, es dir heimzuzahlen."
Das absolut allerletzte Datum eines Berichts, dass die CIA jemals in der Vergangenheit etwas Übles getan hat, rückt immer näher an die Gegenwart heran. Ganz nebenbei hatte die CIA zwar Pläne entworfen, Julian Assange zu ermorden – nur für den Fall, dass man beschließt, das auch umzusetzen. Aber wenn Sie glauben, dass die gerade noch ganz andere böse Dinge tun könnten, sind Sie ein verrückter Verschwörungstheoretiker.
Was ist der Grund, warum die jüngste Geschichte über Assange nicht mehr Fahrt aufnimmt und mehr Menschen dazu bringt, kritisch über die CIA nachzudenken? Weil das so unfassbar böse ist, wenn die US-Regierung plant, einen Journalisten zu entführen, auszuliefern und zu ermorden, nur weil er die Wahrheit berichtet hat, so dass es bei den Leuten zu viel kognitive Dissonanz auslöst, um es begreifen zu können. Unser Verstand ist immer noch darauf ausgelegt, solche Informationen abzulehnen, die unsere Weltsicht völlig durcheinanderbringen würden. Und Leute, die ihr ganzes Leben in dem Glauben verbracht haben, in einer freien Demokratie zu leben, haben eine Weltsicht, die gegen Informationen resistent ist, welche zeigen, dass wir in Wirklichkeit von geheimnisvollen Machtstrukturen beherrscht werden, die über uns nur lachen können.
Um es noch einmal zusammenzufassen: die CIA plante, Julian Assange zu entführen und auszuliefern und ihn und seine Mitarbeiter zu ermorden. Die CIA hat außerdem Assange und seine Anwälte ausspioniert und ein gerichtsbekannt unzuverlässiger Hauptzeuge hat in diesem Fall sogar zugegeben, Beweismittel gefälscht zu haben. Und dennoch wird die CIA nicht ausgeräuchert und niedergebrannt, um ihre Asche bei Langley in alle Winde zu verstreuen. Und Großbritannien macht immer noch weiter, irgendwie die von den USA beantragte Auslieferung von Assange hinzubekommen.
Ich habe es schon einmal gesagt, und ich sage es noch einmal: Auch wenn WikiLeaks über die Jahre schon viel helles Licht in die finsteren inneren Strukturen der Macht geworfen hat, so hat doch die Verfolgung von Julian Assange durch dieselben Strukturen der Macht noch weit mehr enthüllt. Je mehr sie ihn verfolgen wollen, desto heller scheint dieses Licht auf sie, und das macht es uns immer leichter zu erkennen, wer sie sind, was sie tun und wie sie es tun.
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Übersetzt aus dem Englischen. Caitlin Johnstone ist eine unabhängige Journalistin mit Sitz in Melbourne, Australien. Ihre Webseite findet sich hier und sie twittert auf @caitoz
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