Trumps Rückkehr 2024? Im Zirkus der amerikanischen Politik ist schon Schlimmeres passiert

Nach weniger als einem Jahr an der Macht sind die Amerikaner bereits verblüfft über Joe Bidens endlose Reihe schwerwiegender Fehler, was gleichzeitig Trumps Umfragewerte in die Höhe schnellen ließ. Werden die USA den Rebellen im Wahljahr 2024 erneut willkommen heißen?

Ein Kommentar von Robert Bridge

Es ist fast unvorstellbar, aber Amerikas beliebtester Prügelknabe, der bedrohliche "Orange Man", Donald J. Trump, scheint eine neue Achtbarkeit gewonnen zu haben, nachdem er das Weiße Haus erst vor knapp einem Jahr an Joe Biden verloren hat.

In einer jüngsten Umfrage des Harvard-Harris-Instituts hat Trump, der zwei Versuche, ihn des Amtes zu entheben, überstanden hat, eine Popularität von 48 Prozent erreicht, verglichen mit Bidens 46 Prozent. Gleichzeitig gaben 51 Prozent der Befragten an, Trump sei ein besserer Präsident als Biden, während 49 Prozent die gegenteilige Ansicht vertraten. Und weil es in der amerikanischen Politik nach der Wahl immer auch vor der Wahl ist, kursieren bereits Gerüchte, dass der ehemalige Präsident im Jahr 2024 republikanischer Präsidentschaftskandidat werden wird. Und die Umfragezahlen sind auf seiner Seite.

Laut derselben Umfrage gaben fast sechs von zehn befragten republikanischen Wähler an, dass sie dafür stimmen würden, Trump im Jahr 2024 wieder ins Rennen zu schicken. Kein anderer potenzieller republikanischer Kandidat erreicht annähernd die gleiche Zustimmung wie der Immobilienmagnat und ehemalige TV-Persönlichkeit. Mike Pence zum Beispiel, sein etwas blutleerer Vize, kommt auf lediglich 13 Prozent Zustimmung und landet somit abgeschlagen auf dem zweiten Platz, während Ron DeSantis, der Gouverneur von Florida, der es geschafft hat, seinen Staat während eines Großteils der COVID-Pandemie von Lockdowns zu verschonen, erhielt gerade mal neun Prozent Zustimmung.

Es ist verlockend zu behaupten, dass Trumps neu gewonnene Popularität beim amerikanischen Volk, mehr auf Bidens Blindflug in der Innen- und Außenpolitik, als auf irgendeine Art von Genialität seitens von Trump zurückzuführen ist. Immerhin wird der ehemalige Präsident in den Mainstream-Medien totgeschwiegen und in den sozialen Medien weitgehend mundtot gemacht, während die überwiegende Mehrheit der Presse, die er bekommt, wie eine Wolke aus Milzbrand daherkommt. Trump muss sich also nur zurücklehnen und sich an Napoleons berühmte Maxime halten, die lautete: "Unterbreche deinen Feind niemals, wenn er Fehler macht". Und Herrgott, es werden Fehler gemacht!

Vom katastrophalen Abzug aus Afghanistan, bei dem Oberbefehlshaber Biden zahlreiche US-Bürger inmitten der vorrückenden Taliban zurückließ – sowie genug Waffen und Munition, um eine Armee von Grund auf neu aufzubauen – bis hin zur Krise an der amerikanisch-mexikanischen Grenze, wo Tausende illegaler haitianischer Migranten unter einer Brücke zusammengekauert darauf warten, quer über die USA verteilt zu werden. Es war eine Aneinanderreihung hässlicher Momente für die Biden-Administration. Vielleicht wäre diese Lawine des Wahnsinns leichter zu verzeihen, wenn Biden seine Empfindlichkeiten im Griff hätte, aber das scheint leider auch nicht der Fall zu sein.

Vergangene Woche nahm Biden an einer Konferenz in Boise, Idaho, teil, die sich mit den anhaltenden Waldbränden befasste, die mehrere Bundesstaaten im Westen des Landes heimgesucht haben. Als Biden an einem bestimmten Punkt der Konferenz vom Drehbuch abwich und anfing, mit einem der Anwesenden frei von der Leber zu reden, gerieten die Mitarbeiter des Weißen Hauses in Panik und unterbrachen kurzerhand die Liveübertragung der Konferenz.

Zuvor hatte das Magazin Politico berichtet, dass die Mitarbeiter in Bidens Stab "von der Angst getrieben sind, dass er Fragen der Presse entgegennimmt und aus dem sorgfältig orchestrierten Narrativ des Weißen Hauses ausschert". Es sind Zeiten wie diese, in denen man über den "nuklearen Koffer" und "unbeabsichtigte Folgen" und andere solche Dinge nachdenken muss, aus denen moderne Albträume entstehen.

Auf jeden Fall, um den überstrapazierten Trump-Maßstab noch einmal einzusetzen, versuchen Sie sich vorzustellen, was mit einem Berater im Weißen Haus passiert wäre, der es gewagt hätte, Trump zu unterbrechen, wenn dieser Fragen der Presse beantworten wollte. Trump hätte ein lautes "Du bist gefeuert!" gebellt und das wäre das Ende der Berater-Karriere gewesen.

Das Treffen in Idaho war jedoch kein Einzelfall, bei dem Biden zum Schweigen gebracht wurde. Vergangene Woche empfing er den britischen Premierminister Boris Johnson im Weißen Haus, wo die Adjutanten des US-Präsidenten den "geliebten Anführer" erneut gefesselt und geknebelt haben – natürlich im metaphorischen Sinn. Kurz nachdem Johnson höflich drei Fragen britischer Reporter entgegengenommen hatte, begannen Bidens Mitarbeiter, die versammelten Journalisten zusammenzuschreien, als wäre gerade ein Feueralarm losgegangen, und wiesen alle an, den Raum unverzüglich zu verlassen, während Biden verwirrt zusah und etwas Unhörbares murmelte. Als die Reporter draußen waren, hörte man eine Frage: "Was hat der Präsident gesagt?" worauf ein anderer antwortete: "Ich habe keine Ahnung. Ich hoffe, das Mikrofon hat es aufgeschnappt."

Als Reaktion auf diese jüngste Brüskierung, die gefährlich auffällig werden, reichte der Pressepool des Weißen Hauses eine formelle Beschwerde gegen Biden ein, weil er sich weigerte, Fragen der amerikanischen Medien zu den zahlreichen Krisen zu beantworten, "die unter seinem Regime ausgebrochen sind" – wie es der Daily Wire, nicht gerade zurückhaltend, formulierte.

Dies ist insofern eine bemerkenswerte Wendung der Ereignisse, weil die eingefleischten liberalen Medien, die Biden durch dick und dünn verteidigt haben – sogar während des Skandals um den verlorenen Laptop seines Sohnes Hunter, den die Medien pflichtbewusst als Fake News brandmarkten und Vater und Sohn Biden Deckung gaben (es stellte sich dann heraus, dass die Sache echte News war) – diese liberalen Medien zeigen langsam Ermüdungserscheinungen. Schließlich wird auch der gehorsamste Hund einem inkompetenten Besitzer davonlaufen, besonders wenn er ab und zu nicht mit den für die Medien wesentlichen Schmankerln in Form von kurzen Stellungnahmen gefüttert wird. Dies stellt die Biden-Regierung vor ein ernstes Problem, und man ist sich dessen im Weißen Haus sicherlich bewusst.

Erstens kommen die Amerikaner nicht nur langsam zu dem Schluss, dass Biden nicht ganz Herr der Lage in seinem Oberstübchen ist, aber seine ständig von Mitarbeitern unterbrochenen Auftritte tragen auch dazu bei, den ultimativen Erzfeind der Demokratischen Partei, Donald J. Trump, erneut an die Spitze der Umfragen zu katapultieren. Und seien wir ehrlich, Joe Biden wird nicht jünger. Im kommenden November feiert Amerikas Staatschef seinen 79. Geburtstag, was bedeutet, dass er bei der nächsten Präsidentschaftswahl 82 Jahre alt sein wird.

Ich habe keine Ahnung, was die Wettbüros in Las Vegas vorhersagen, aber meine Meinung ist, dass Amerikas "beliebtester Präsident aller Zeiten" nur mit Glück den Sommer nächsten Jahres übersteht, zumindest was seine politische Halbwertszeit betrifft. Es wird sehr schwer sein, diese Scharade noch viel länger aufrechtzuerhalten. Aber das wird die Situation für die Demokratische Partei nicht verbessern, da Kamala Harris, Bidens gackernde Vizepräsidentin, selbst im Keller der Umfragewerte festsitzt.

Wenn also nichts Unerwartetes passiert, sieht es für Trump im Jahr 2024 bereits nach einem reibungslosen Ablauf aus. Weint nicht, ihr Demokraten: Im Zirkus, der als amerikanische Politik bekannt ist, ist schon schlimmeres passiert, auch wenn es euch gerade nicht einfällt.

RT DE bemüht sich um ein breites Meinungsspektrum. Gastbeiträge und Meinungsartikel müssen nicht die Sichtweise der Redaktion widerspiegeln.

Übersetzung aus dem Englischen.

Robert Bridge ist ein US-amerikanischer Schriftsteller und Journalist. Er ist Autor von "Midnight in the American Empire. Wie Konzerne und ihre politischen Diener den amerikanischen Traum zerstören". Er twittert unter @Robert_Bridge

Mehr zum Thema - Präsidentin Harris? Die USA und der Rest der Welt müssten den Atem anhalten