von Falko Looff
Irgendwie ist für die Parteivorsitzende und Kanzlerkandidatin von Bündnis 90/Die Grünen Annalena Baerbock gerade der Wurm drin. Hatte sie die Plagiatsvorwürfe anfänglich noch bestritten, scheint mittlerweile klar: Da ist mehr dran. Ein Korrektor der tageszeitung prüft jetzt ihr Buch, das doch ursprünglich – wie man das heutzutage wohl so macht – als Werbecoup der grünen Überfliegerin gedacht war.
Dabei fiel ein pikantes Detail auf: Baerbock schreibt über einen Besuch bei einem Triebwerksunternehmen in "Berlin-Ludwigsfelde". Doch wer in der Region zu Hause ist, wird über diese Formulierung stolpern, denn Ludwigsfelde gehört nicht zu Berlin – und daran ist auch nichts zu deuteln. Das Städtchen liegt rund 15 Kilometer vor den Toren der großen Stadt und damit bereits im Brandenburgischen – "j.w.d." (janz weit draußen) nennt der Berliner sowas. Auch die S-Bahn fährt nicht dorthin. Wer über keinen fahrbaren Untersatz verfügt, muss in die Regionalbahn umsteigen.
Aber damit haben es die Grünen ja ohnehin nicht so. Mit der Bahn (oder lieber dem SUV) fährt man eher weiter weg, in die altbundesrepublikanische Heimat sozusagen. Berlin kennt man eigentlich nur innerhalb des S-Bahn-Rings, und auch dort bewegt man sich als Grüner vornehmlich in den sanierten Altbaukiezen, weniger auf der Fischerinsel oder in der Holzmarktstraße mit ihren Neubauten (oder wie Grüne sagen würden: "Plattenbauten") und wohl erst recht nicht im Märkischen Viertel, geschweige denn in Marzahn. Wie kann man dann also erwarten, sich jetzt sogar im Umland auszukennen, zumal das ja auch schon alles ein bisschen Osten ist?
Nun, man könnte es wohl von jemandem wie Frau Baerbock dennoch erwarten, denn Ludwigsfelde gehört zu ihrem Wahlkreis. Doch dafür hätte die in Hannover gebürtige und westsozialisierte "Brandenburgerin", die jetzt in Deutschland die Kanzlerschaft anstrebt, ihr Buch auch einmal selbst lesen müssen. Oder ihren Lebenslauf. Vielleicht wäre ihr ja dann sogar noch das eine oder andere Ungereimte darin aufgefallen.
Doch das ist eben genau die Krux: Der Zeitgeist heute ist ein anderer, so ein Image-Buch lässt man schreiben – und keine Partei hat den Zeitgeist so sehr verinnerlicht wie die Grünen. Deswegen sind sie auch so beliebt … im Biotop der Sprachverdreher und selbstgerechten Moralisten. Bleibt also für den Fall der Fälle nur zu hoffen, dass Baerbock zumindest von Völkerrecht mehr versteht. Nach eigenem Bekunden kennt sie sich ja damit aus.
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