von Rachel Marsden
Im vergangenen Jahr, ebenfalls in der sommerlichen Jahreszeit, gingen die COVID-19-Fälle ohne wesentliche Maßnahmen erheblich zurück. Man öffnete sich für den Sommer, und die Regierungen in einigen Ländern machten es möglich, dass das Leben für einige Monate zur Normalität zurückkehren konnte – alles ohne Impfung. In diesem Jahr jedoch wird genau das gleiche Phänomen, das im Sommer 2020 beobachtet wurde, einer Massenimpfung zugeschrieben. Das Narrativ lautet, dass uns eine Impfung vor COVID rettet. Und jetzt ist der Druck groß, alle dazu zu bringen, sich impfen zu lassen – für den Fall, dass man den Anschein eines normalen Lebens führen will, besonders mit dem Beginn der Sommerferien.
Urlaubsoptionen entwickeln sich nun ganz unterschiedlich, je nachdem, ob man geimpft ist oder nicht. Frankreich nimmt jetzt geimpfte Reisende aus Europa und Null-COVID-Ländern von Quarantäne und Tests aus. Aber auch geimpfte Reisende aus den USA und anderswo müssen vor ihrem Flug ein negatives Testergebnis vorweisen, was die Frage aufwirft: Wenn der Impfstoff so zuverlässig ist, warum muss man sich dann überhaupt noch testen lassen? Nicht geimpfte Reisende aus dem außereuropäischen Ausland dürfen nicht als Touristen nach Frankreich reisen. Und wenn sie aus zwingenden Gründen müssen, wird bei der Ankunft ein Test vor und nach dem Flug sowie eine siebentägige Quarantäne angeordnet.
Kanada zwingt derzeit seine eigenen Bürger, die aus dem Ausland zurückkehren – die Einzigen, für die die Grenze nach Kanada geöffnet ist – auf eigene Kosten von bis zu 2.000 CAD (rund 1.400 EUR) in einer von der Regierung genehmigten Einrichtung in die Quarantäne, wo sie auf ein negatives Testergebnis warten müssen, bevor sie die restlichen Tage der 14-tägigen Quarantäne zu Hause absitzen dürfen. Die Hotelquarantäne soll irgendwann in diesem Sommer abgeschafft werden, aber nur für vollständig geimpfte Kanadier – obwohl ein wissenschaftliches Expertengremium der Regierung riet, die Hotelquarantäne gänzlich aufzugeben.
Ein problemloses Reisen in dieses oder jenes Land hängt also fast vollständig von Impfungen ab, obwohl deren Behörden anscheinend so wenig Vertrauen in die Impfung haben, dass sie immer noch verlangen, dass geimpfte Reisende getestet werden. Es sei denn, sie kommen aus einem Land, in dem COVID-19 so selten ist, dass es praktisch nicht existiert. Man fragt sich, was der Sinn von Reisebeschränkungen auf der Grundlage von Impfungen ist, wenn eine Impfung als so unwirksam betrachtet wird, dass man nicht darauf vertraut, dass sie eine Ausbreitung des Virus verhindert. Diese Auslegung spiegelt wider, was uns bereits gesagt wurde: dass der Impfstoff keine Krankheiten oder Übertragungen verhindert, sondern die Wahrscheinlichkeit einer schweren Krankheit bei jenen verringert, die bereits zuvor unter bekannten oder unbekannten gesundheitlichen Beschwerden litten.
Die Impfung reicht anscheinend auch nicht aus, um das Leben an manchen Orten wieder zu den vorpandemischen Normen zurückzubringen, selbst wenn die jährliche Virussaison zu Ende geht und der Sommer in Fahrt kommt. Während die Schwimmbäder und Fitnessstudios in manchen Ländern wieder mit einer relativ normalen Kapazität und Nutzung aufwarten, werden in anderen Ländern Gäste gezwungen, sich für den Sport im Voraus für ein begrenztes Zeitfenster anzumelden und eine Schwimmbahn hoch und eine andere hinunter zu schwimmen, um die soziale Distanz zwischen den Schwimmern aufrechtzuerhalten – vermutlich, damit man nicht Gefahr läuft, jemanden beim Atmen während des Brustschwimmens anzustecken.
Inzwischen verlangen einige US-amerikanische und kanadische Universitäten eine COVID-19-Impfung als Teilnahmebedingung für das kommende Herbstsemester. Warum ist das alles notwendig, wenn die Impfung eine Übertragung des Virus angeblich nicht stoppen kann und jeder, der sich Sorgen macht, sich eine ernsthafte Form von COVID einzufangen, bereits eine Impfung hatte? In Frankreich empfiehlt ein medizinisches Beratungsgremium, dass eine Impfung für bestimmte öffentliche Berufe und für Schulkinder obligatorisch sein soll. Dies bedeutet effektiv, dass alle Personen, die sich gegen eine Impfung entscheiden – entweder weil sie bereits eine natürliche Immunität gegen die Krankheit entwickelt haben oder glauben, dass das COVID-Risiko kleiner ist als die potenziellen langfristigen Risiken einer Impfung, die auf einer neuen, experimentellen Technologie basiert –, sich nun massiv in ihren Möglichkeiten beschnitten sehen.
Es gibt absolut keine Rechtfertigung dafür, jemanden zu einer Impfung zu zwingen – für Reisen oder anderweitig. Dieses Mantra, wonach jeder seinen Teil beitragen und sich den "Piks" holen muss, um andere zu schützen, ist einfach totaler Unsinn. Der Beweis dafür zeigt sich im mangelnden Vertrauen von Regierungen, die jetzt in diesem Sommer verlangen, dass selbst die vollständig Geimpften sich einem Corona-Test unterziehen müssen. Die Impfung schützt genau eine Person: den Geimpften. Das ist alles. Und niemand sollte geächtet oder belästigt werden, wenn er aus irgendeinem Grund eine andere Wahl trifft. Diese sehr persönliche medizinische Entscheidung wird als eine Art kollektive Notwendigkeit dargestellt und drängt diejenigen an den Rand der Gesellschaft, die eine andere Wahl treffen als jene, die von ihren Regierungen gefordert wird. Da der Selbstschutz vor schweren Formen von COVID-19 in der Hand jedes Einzelnen liegt, warum wird genau derjenige, der sich anders entscheidet, als eine Bedrohung angesehen?
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Übersetzt aus dem Englischen. Rachel Marsden ist Kolumnistin, politische Strategin und Moderatorin einer unabhängig produzierten französischsprachigen Sendung, die auf Sputnik France ausgestrahlt wird. Ihre Webseite ist zu finden unter rachelmarsden.com