von Arthur Buchholz
Treffen sich zwei, die gehen. Jogi Löw, seit 2006 Bundestrainer, Angela Merkel, seit 2005 Bundeskanzlerin. Bei einem gemeinsamen Essen im Kanzleramt gaben sich die zwei besinnlich. Man hat ja fast zeitgleich angefangen. Beide hören fast zeitgleich auf. Schlau ist eben der, der geht, bevor er "gegangen wird".
"Wir finden beide, dass es jetzt ein guter Zeitpunkt ist, Abschied zu nehmen", sagte Löw im Interview mit der Wochenzeitung Die Zeit.
Das finden nicht nur Merkel und Löw. Bundestrainer haben ja eine klar umrissene Zielvorgabe: so viele Siege wie möglich einzufahren. Das Ziel eines Bundeskanzlers ist da schon etwas abstrakter: "Ich schwöre, dass ich meine Kraft dem Wohle des deutschen Volkes widmen, seinen Nutzen mehren, Schaden von ihm wenden, das Grundgesetz und die Gesetze des Bundes wahren und verteidigen [...] werde."
Nun ja, sagen wir mal, immerhin eine Person kann auf eine wenigstens teilweise positive Bilanz zurückblicken. Der gigantische Sieg von Löws Mannschaft gegen die brasilianische Auswahl bei der WM 2014 hat im Gastgeberland fast schon ein nationales Trauma ausgelöst. So gesehen kann man das von Merkels Amtszeit auch behaupten.
Aber Jogi, der ewig Konziliante, will kurz vor Schluss keine gelbe Karte riskieren.
Wie Fredi Bobic schon sagte: "Man darf jetzt nicht alles so schlechtreden, wie es war."
Um im Fußballjargon zu bleiben: Merkels Team ist in ihrer Amtszeit abgerutscht. Nachwuchsarbeit Fehlanzeige. Die Fans kehren dem Verein den Rücken. Zugänge aus dem Ausland haben dem Club nicht die von der Trainerin erhofften Erfolge gebracht. Heimsiege wurden schwierig, denn Merkels Club hat keine Heimat mehr. Deshalb gibt Jogi auch nur eine sehr vage Bemerkung über den beruflichen Erfolg der Kanzlerin:
"Angela Merkels Position ist so was von komplex und so was von schwierig, vor ihr und ihrer Leistung habe ich großen Respekt. Ich finde, sie ist sehr menschlich, kann sich gut in Menschen hineinversetzen, kann schwierige und komplexe Sachverhalte einfach erklären. Das allein finde ich schon faszinierend."
Nach allem, was man so hört, soll Michael Frontzeck auch ein ganz toller Mensch sein. Seine Trainerbilanz könnte man trotzdem eher mit "Er hat sich stets bemüht" zusammenfassen.
Frei nach dem im letzten Jahr verstorbenen Sportjournalisten Eberhard Figgemeier:
"Was diese fantastische Frau an Werbung für die Demokratie gebracht hat, ist nicht wieder gutzumachen."
Aber es wurde auch ernster in dem Gespräch. So haben sich beide mit ihrer Zukunft auseinandergesetzt: "Wir haben auch darüber gesprochen, dass nach einer so intensiven Zeit wahrscheinlich eine gewisse Leere auf uns zukommt."
Dem kann man natürlich Abhilfe schaffen. Jürgen Klinsmann ist schließlich auch nach seiner Zeit bei der Nationalmannschaft Trainer des US-amerikanischen Teams geworden.
Vielleicht kann Merkel, die von vielen unerklärlicherweise als wichtigste Politikerin Europas angesehen wird, in einem anderen Land weiterkanzlern. Wir wünschten, sie hätte den Wechsel schon früher vollzogen.
Das größte Lob von Löw ging aber nicht an Merkel:
"Die Bratkartoffeln im Kanzleramt sind einsame spitze. Der dortige Koch kommt aus Südbaden, glaube ich."
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