von Arthur Buchholz
Klimaschutz ist hip, Klimaschutz ist in. Nach Jahren des Nischendaseins haben die Grünen endlich das Schicksal (und natürlich die Medien) auf ihrer Seite.
Das führt leider auch zu bizarren Reflexreaktionen anderer Parteien und politischer Organisationen. Man könnte ihnen die Angst nehmen, zu spät auf den schon fahrenden Zug aufzuspringen. Die besten Plätze sind natürlich von den Grünen besetzt.
Das hindert aber viele nicht daran, jetzt auch so zu tun, als sei Umweltschutz schon immer ihr Thema gewesen. Es sind ja schließlich Wahlen.
So hat auch schon die CDU/CSU versucht, dem unbedarften Bürger tatsächlich zu verkaufen, dass Naturschutz schon immer Teil der "konservativen" Denke war. Was für eine Lachnummer. Außer schöne Bilder eines "tree-hugging" Söder ist heute nichts davon übrig.
Und jetzt ist halt auch mal die EU dran. Oder besser gesagt Frans Timmermans, der für die Sozialdemokraten ja EU-Kommissionspräsident werden wollte. Dass Merkel dann Frau von der Leyen in den Sitz hievte, ist Thema für einen anderen Artikel. Als Trostpreis gab es immerhin das Pöstchen des Klimakommissars, das er jetzt voll ausnutzt.
Frans Timmermans stößt jedenfalls ins selbe Horn wie Annalena Baerbock.
Wenn es nach ihm geht, soll es bald keine Kurzstreckenflüge mehr geben. Dabei ist natürlich Ansichtssache, was eine Kurzstrecke denn so ist. Ist die Entfernung zwischen Hamburg und München schon Kurzstrecke? Es gibt gute Gründe, das zu verneinen.
Frans Timmermans sieht das allerdings anders. Bei Strecken unter 600 bis 800 Kilometern solle es nicht mehr sinnvoll sein, das Flugzeug zu nehmen – "einfach, weil es länger dauert".
Wer hat sich nicht schon in diesem Dilemma befunden? "Ich möchte von Hamburg nach München fliegen, aber Moment mal! Mit dem Zug wäre ich doch genauso schnell?"
Na, haben Sie sich auch schon mal bei diesem Gedanken ertappt? Dann sollten Sie Sozialdemokraten wählen.
Die zweite Frage ist natürlich: Wie bekommt man die Leute vom Flieger weg? Für Timmermans ist klar:
"Niemand muss zehn oder zwölf Mal im Jahr fliegen."
Die Bürger sollten sich auf eine Flugreise pro Jahr beschränken, dann "entsteht gar kein Problem – weder für das Klima noch für das eigene Portemonnaie", meinte er weiter.
Ist es nicht schön, dass es noch Politiker gibt, die sich Gedanken um unser Geld machen? Darum wird's natürlich gehen. Niemand hat die Absicht, Flüge zu verbieten, aber man sollte, so Timmermans, die "Marktinstrumente" nutzen, die man hat, um den Bürger abzulenken. Mit anderen Worten: Fliegen soll so teuer werden, dass es keine andere Wahl gibt, als auf den Zug umzusteigen.
Natürlich soll nach Timmermans das Bahnfahren dann endlich erschwinglich werden: "Wenn wir gleichzeitig gute und bezahlbare Zugverbindungen mit Schnellzügen oder Nachtzügen bieten, haben die Bürger keine Nachteile", sagte er gegenüber der Funke Mediengruppe.
Es hat ja schon immer so gut geklappt, Zugverbindungen günstiger zu machen. Oder kann sich hier niemand an die letzte Preissenkung im Bahnverkehr erinnern? Wirklich nicht?
Was sagt uns das? Politiker würden den Übertritt zum Satanismus als Friedenslösung in Nahost predigen, wenn es Wählerstimmen bringen würde. Wer aber die Grünen überholen möchte, wird sich nur zur Lachnummer machen. Hier sollte man sich daher merken: "Schlecht geklaut ist halb verloren".
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